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Martin füllt Museum auch bei Regen

Martin füllt Museum auch bei Regen
2000 Teilnehmer beim Historischen Umzug durch das LVR-Freilichtmuseum Kommern – Gemütlichkeit bei Glühwein, Kakao und Weck im Pingsdorfer Tanzsaal – Legendenerzählerin im Gasthof zur Post
Trotz des voraufgegangenen stundenlangen Nieselregens ließen sich Kinder und Eltern nicht abschrecken. Der historische St.-Martins-Umzug im LVR-Freilichtmuseum Kommern gehört für viele schon zum festen Tagesprogramm am Sonntag vor dem 11.11., dem Namensfest des Reiterheiligen von Tours.
Exakt 1970 Zugteilnehmer zählten Dr. Michael H. Faber und die kleine effektive Museumsmannschaft, die für die Betreuung der Zugteilnehmer sorgte. Es gab neben Sankt Martin hoch zu Ross einen Gänsewagen mit lebendigem Federvieh, vier Gänseliesel, Bettler, eine Legendenerzählerin, lebende Bilder am Wegesrand und last but not least kulinarische Unverzichtbarkeiten wie Glühwein, heißen Kakao, Erbsen- und Gulaschsuppe, heiße Würstchen und vor allem: Wecken, Wecken und nochmals Wecken. An die 1000 Exemplare des traditionellen Martinsbackwerks mit und ohne Tonpfeifen hatte Renate Waeser vom Museumsbäcker herstellen lassen, weit über 600 waren bereits vorbestellt.
Schwerpunkte bei den angereisten Menschenmassen bildeten neben dem unmittelbaren Kreisgebiet diesmal Aachen und die Rheinschiene. Stellvertretender Museumsleiter Faber: “Wir haben die Nummernschilder der Autos gesichtet. Ich persönlich habe eine Menge Bonner aus meinem Wohnviertel gesehen.”
Der Zug blieb weitgehend von dem das Wochenende beherrschenden Dauerniesel bewahrt. Andererseits waren die Familien bestens vorbereitet, Kinder und zum Teil auch die Fackeln waren regensicher eingepackt worden. “Der Stimmung tat es keine Abbruch”, beobachtete Michael Faber. Im Gegenteil, die gemütliche Wärme im Pingsdorfer Tanzsaal bei Glühwein, Weck, Erbsensuppe und Kakao genossen Hunderte Zugteilnehmer ungewöhnlich lange, zum Teil auch schon vor dem Zug in der Scheune der Museumsgastwirtschaft “Zur Post”, wo Liesel Retetzki zu Kaffee, Kakao und Weck die Martinslegende erzählte.
Programm und Angebot sind seit dem ersten Martinszug im LVR-Freilichtmuseum kontinuierlich ausgeweitet worden. 2002 nahmen bei der Premiere 260 Kinder und Erwachsene teil. Rasch stieg die Zahl auf über 1000, um sich schließlich bei 2000 einzupendeln. 2008 wurden zwischenzeitlich sogar einmal 3700 Zugteilnehmer erzielt, aber diese Menschenmassen waren für die einmalige Sankt-Martinsstimmung im vielleicht schönsten deutschen Freilichtmuseum eher abträglich.
In die Rolle des römischen Reitersoldaten Martin war auch diesmal Museumslandwirt Karl-Heinz Hucklenbroich geschlüpft. Seinen Rheinisch-Deutschen Kaltblutwallach “Nelson” half Tochter Elisabeth vom Boden aus zu zügeln. Auch Hucklenbroichs Töchter Anne und Carmen waren im Einsatz: Sie stellten die Taufe des römischen Kriegers und späteren Bischofs in einem sogenannten “lebenden Bild” nach.
In der Nähe des Martinsfeuers hatte sich Museums-Stellmacher Jakob Beissel in Sack und Asche gehüllt. Als Bettler erwartete er den Martinszug, von dessen Spitze sich erwartungsgemäß Sankt Martin löste, vom Pferd stieg und seinen Mantel mit dem armen Mann am Rande teilte.
Für Musik während des Martinszuges sorgten die Mechernicher Bergkapelle sowie die Musikvereine Eschweiler über Feld, Urft und Keldenich, für die Beleuchtung sorgten zahllose Fackeln, unter anderem auch die Pechfackeln der Historischen Feuerwehren Schleiden-Bronsfeld und Mechernich-Firmenich/Obergartzem.
Im Rahmenprogramm vertreten waren auch Museumsschmied Dieter Knoll, der ein nagelneues Schwert für Sankt Martin schmiedete und Martin Reinartz als Lenker eines urtümlichen Traktors, der den Gänsewagen durchs Museum zog. Andere Museumsmitarbeiterinnen betrieben den museumseigenen Kramladen oder einen florierenden Fackelhandel, in dem man altertümliche Mondgesicht-Fackeln ebenso erwerben konnte wie die typisch-rheinischen Knollenfackeln. Die meisten Zugteilnehmer brachten ihre Fackeln aber von zu Hause mit. Auffallend viele selbstgebastelte Unikate darunter, auch sehr, sehr viele ausgehöhlte Futter- und Zuckerrübenköpfe.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

16.11.2010