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Landschaftspflegerische Kompetenz endlich gesetzlich verankert

Landschaftspflegerische Kompetenz endlich gesetzlich verankert
Neufassung des Bundesnaturschutzgesetzes – Für die Umsetzung wichtiger Zukunftsaufgaben in Natur und Landschaft sind die Biologischen Stationen wichtige Partner – Landschaftspflege ist wichtiger regionaler Wirtschaftsfaktor – Zahlreiche Projekte auch im Raum Mechernich – Dieter Pasch plant, weitere Mittel im Millionenbereich aus Brüssel zu beantragen
Nettersheim – Seit fast 20 Jahren ist die Biologische Station im Kreis Euskirchen in Sachen Erhalt der Biodiversität, Gewässerschutz und Klimaschutz in unermüdlichem Einsatz. In diesen zwei Dekaden hat sie sich nicht nur als Landschaftspfleger ein hohes Maß an Kompetenz erarbeitet und einen wesentlichen Beitrag zum regionalen Natur- und Artenschutz geleistet, sondern auch ihre starke wirtschaftliche Bedeutung für den ländlichen Raum unterstrichen. “Mit der bisherigen Tätigkeit der Biologischen Station Nettersheim sind mehr als zwölf Millionen Euro in unsere Region geflossen. Fast 7,5 Millionen Euro davon sind direkt über Projekte zum Natur- und Artenschutz sowie zur Gewässerrenaturierung in die hiesige Wirtschaft investiert worden”, sagte jetzt während einer Pressekonferenz in der Biologischen Station in Nettersheim der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL) sowie Geschäftsführer der Biologischen Station, Dieter Pasch. Bundesweit investierten Landschaftspflegeverbände sogar gut 30 Millionen Euro im Jahr in Naturschutzprojekte und Landschaftspflegemaßnahmen.
Auch in der Stadt am Bleiberg ist die Biologische Station immer ein gern gesehener Partner. So kümmert sie sich beispielsweise auf der alten Obstbaumwiese von Matthias und Elke Pünder in Lückerath gemeinsam mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR), dem Eulenverein und des Eifeler Obstwiesenvereins “Renette” um den Erhalt der lokalen alten Obstbaumsorten wie etwa die “Renette”, die “Wachendorfer” oder den “Eifeler Rambour”. Unter Federführung der Biologischen Station im Kreis Euskirchen und mit finanzieller Beteiligung der Kreise Aachen, Düren und Euskirchen wurden darüber hinaus bestehende Eifeler Streuobstinitiativen vernetzt und eine umfassende Informations- und Schulungskampagne gestartet. Auch die Tätigkeit der früher in der Eifel verbreiteten “Baumwarte” wurde wiederbelebt. Wenn es um Streuobstbewirtschaftung im Mechernicher Stadtgebiet geht, dann trifft die Biologische Station Nettersheim bei Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick stets auf offene Ohren. Schließlich war bereits der Großvater des promovierten Agraringenieurs ein erfolgreicher Apfelzüchter. “Schick Johannes” heißt eine noch heute verbreitete Züchtung.
Erhalt der Biodiversität
“Die Landwirte, die Naturschützer, die Kommunen und die Politik, alle schätzen die im Kreis Euskirchen geleistete Arbeit für den ländlichen Raum ebenso wie die zahlreichen regionalen Firmen, die von Aufträgen der Biologischen Station profitieren”, berichtete Pasch den Pressevertretern. Das hohe Maß an Kompetenz auf naturschutzfachlicher Ebene, das die Biologische Station in Nettersheim ebenso ausstrahlt wie Dutzende weiterer Stationen und allein 145 Landschaftspflegeverbände, Lokale Aktionen und Landschaftserhaltungsverbände in allen Bundesländern ist auch dem Gesetzgeber nicht entgangen. Aus diesem Grund wurde seit Anfang März die kooperative Arbeit der regional tätigen Landschaftspflegeverbände erstmalig gesetzlich in der Neufassung des Bundesnaturschutzgesetzes verankert. Mit anderen Worten: Die zuständigen Behörden sollen in Zukunft mit der Ausführung landschaftspflegerischer und gestalterischer Maßnahmen auch die Landschaftspflegeverbände und die Biologischen Stationen beauftragen. Denn: Der Erhalt der Biodiversität, die Pflege und Sicherung des europäischen Naturschutznetzes NATURA 2000, der Gewässer- und Klimaschutz und die Sicherung einer artenreichen Kulturlandschaft sind wichtige Herausforderungen und Ziele für die Zukunft der Landschaften Europas, so begründen die Gesetzgeber die Neufassung des BNatschG. Und um diese wichtigen Ziele zu erreichen, komme man an der Kompetenz der Landschaftspflegeverbände nicht vorbei. “Man hat eingesehen, dass die Biologische Stationen vor Ort bereits über ein komplexes regionales Netzwerk verfügen, das ansonsten quasi erst neu eingerichtet werden müsste, um Zielvorgaben der EU zu realisieren”, so das Vorstandsmitglied der Biologischen Station Alfons Lückerath.
Wichtige Zukunftsaufgaben
Die Verankerung der Landschaftspflegeverbände/Biologische Stationen im Bundesnaturschutzgesetz bezeichnete Pasch als einen wichtigen Impuls für die Akteure in den Regionen. “Sie privilegiert Landschaftspflegeverbände zur Übernahme wichtiger Zukunftsaufgaben in Deutschland.” Für eine effektive Umsetzung sei jedoch eine finanzielle Stärkung und dauerhafte Verankerung der Landschaftspflegeverbände in allen Bundesländern notwendig. Die Bundesländer sollten daher, laut Pasch, die Landschaftspflegeverbände als wichtige Instrumente für eine fortschrittliche Entwicklung der ländlichen Räume ausbauen. Auch müsse die gemeinsame Agrarpolitik der EU besser auf den Erhalt von artenreichen Kulturlandschaften ausgerichtet werden, da es sich hier um “öffentliche Güter” handele.
“Der Schutz des Klimas, der Gewässer und der Artenvielfalt stellen zentrale Zukunftsaufgaben dar”, so Pasch. Landschaftspflegeverbände mit ihrer breiten regionalen Verankerung würden sich auch weiterhin dafür einsetzen, Lebensräume und Wirtschaftsräume in einer artenreichen lebendigen Kulturlandschaft zukunftsfähig zu verbinden.” Der erste Vorsitzende der Biologischen Station, Volker Hoffmann, fügte hinzu: “Besonders für den Tourismus sind unsere Arbeiten äußerst wichtig geworden, denn sie machen einen Großteil der regionalen Wertschätzung aus.”
Für das Jahr 2010 und auch für die folgenden Jahre hat das Team der Biologischen Station denn auch wieder ein pralles Arbeitsprogramm vor sich. Allein im Kulturlandschaftsprogramm, in dem Landwirte als Dienstleister in der Landschaftspflege tätig sind, müssen kreisweit mehr als 2200 Hektar Fläche “betreut” werden. Tendenz steigend. “Das unterstreicht die Bedeutung der regionalen Zusammenarbeit von Landwirtschaft und Naturschutz und stärkt die Arbeit der Biologischen Station”, erläutert Pasch die aktuelle Situation. Bundesweit zählen mehr als 20 000 Landwirte, 3000 Kommunen, Naturschutzbehörden und Ministerien sowie Naturschutz- und Landwirtschaftsverbände zu den Partnern der Landschaftspflegeverbände.
Eisvogel-Projekt
Als eine weitere wichtige Aufgaben bezeichnete Pasch die wissenschaftlichen Arbeiten in den NATURA-2000-Gebieten. Hier geht es primär um die Arten-Erfassungen in den Bereichen Flora und Fauna, mit der die Biologische Station von Land und Kreis beauftragt wurde.
Mindestens ebenso wichtig sei auch die weitere Gewässerrenaturierung in der Gemeinde Hellenthal, die es ermöglichen soll, dass sich der Eisvogel hier wieder heimisch fühlt. “Der Eisvogel ist das Hellenthaler Nationalparktier und gleichzeitig das Paradetier für das Modellprojekt in der Gemeinde in Sachen naturnaher Gewässerunterhaltung”, so Pasch. Besonders freute sich der Nettersheimer Geschäftsführer darüber, dass man mit Manuel Andrack, dem Ex-Fernsehpartner von Harald Schmidt, einen prominenten Paten für diese Aktion gefunden hat.

“Mit einem Naturschutzgroßprojekt hofft die Biologische Station darüber hinaus in den nächsten Jahren wieder verstärkt europäische Mittel in den Kreis Euskirchen holen zu können”, verriet Dieter Pasch. Im Fördertopf LIFE+ soll nämlich unter dem Titel “Allianz für Borstgrasrasen” ein Projekt zur Wiederherstellung von orchideenreichen Arnikawiesen auf den Weg gebracht werden. Von diesem Kuchen hofft man sich im Kreis Euskirchen eine stattliche Scheibe abschneiden zu können. “Mit diesem Naturschutzprojekt könnten erneut mehrere Millionen Euro in die Region fließen”, zeigte sich Pasch überzeugt, der vor Ort ein Team mit sieben Fachkräften leitet, zu dem sich projektweise weitere Fachleute auf befristete Zeit gesellen.
Weil Naturschutz jedoch kein örtlich begrenztes Phänomen sein darf, wird die Biologische Station auch international wieder aktiv werden. Mit den Kooperationspartnern in Belgien und Luxemburg sind bereits ganz konkrete Artenschutzprojekte geplant. In Belgien ist der Naturschutzverband NATAGORA und in Luxemburg sind die Zweckverbände Luxemburg West und Central mit ihren Biologischen Stationen direkte Partner der Nettersheimer.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

23.03.2010