„Kunst, so locker, wie man ein Kölsch trinkt…“
Politische Prominenz und literarische Laudatoren begleiteten die Eröffnung von Franz Kruses Lebenswerkschau in der Euskirchener Stadtverwaltung
Mechernich/Euskirchen – „Franz Kruse ist ein ernsthafter Künstler, aber kein verbissener. Er hat sich die jugendliche Lockerheit eines Theatermanns bewahrt. Er präsentiert sein Lebenswerk, das alle Wechselfälle zu bieten hat, anhand von 55 Werken mit einer gewissen Leichtigkeit, mit einem Augenzwinkern, unverkrampft, locker, ein wenig unverbindlich, so wie man ein Kölsch trinkt…“
So endet vorläufig Manfred Langs Huldigung eines Künstlers vom heimischen Bleiberg, dessen Wiege im Kohlenpott stand, dessen wahre Liebe Köln gehört und der dennoch mit seiner Frau Charlotte vor Jahrzehnten im Kreis Euskirchen eine neue Heimat fand. Genau gesagt in Floisdorf in der Stadt Mechernich.
Im Euskirchener Rathaus, das in der Kreisstadt völlig unprätentiös „Stadtverwaltung“ genannt wird, weil es ein echtes, nämlich das „Alte“ Rathaus in der in Weltkrieg II zerbombten Innenstadt unweit des Alten Marktes gibt… In dieser „Verwaltung“ an der Kölner Straße ist zurzeit und noch bis Ende Oktober zu den normalen Öffnungszeiten ein 55 Bilder umfassender Streifzug durch Franz Kruses künstlerisches Lebenswerk zu sehen.
Zur Eröffnung kamen knapp zwei Dutzend Gäste, mit Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt, dem früheren Oberkreisdirektor und NRW-Innenminister Dr. Ingo Wolf und dem Bundestagsabgeordneten Detlef Seif auch Politprominenz sowie mit der Rezitatorin Katja Franke und Autor und Diakon Manfred Lang literarisch ambitionierte Laudatoren.
„Lang net ömme jootjejange…“
Der Titel der Ausstellung lautet „Menschen-Natur-Katastrophen“. Es geht um das Leben und wie es so spielt. Nämlich so, wie es der Prophet Kohelet vor 2500 Jahren aufschrieb, „alles hat seine Zeit“, und die „Byrds“ es ihm in den 60ern nachsangen: „Turn, turn, turn, there is a time to every purpose under heaven…“. „Cest la vie“ sagen die Franzosen, „Et hätt noch ömme joot jejange“ die Kölner, „Unn et hätt noch lang net ömme joot jejange“ die skeptischeren Eifeler.
Franz Kruses Euskirchener Ausstellung ist so auch eine Bilanz des Lebens schlechthin, nicht nur von Kruses Lebenswerks. Bemerkenswert ist in dem Zusammenhang ein halber Flur voller Tulpendarstellungen aus allen Schaffensepochen, Kruses „Tulpismus“, wie er seine Blütenmanie selbst nennt, mal impressionistisch, mal expressionistisch, mal kubistisch, surrealistisch, abstrahiert oder naiv.
„Es ist die Form, die ihn an der Blume aus der Gattung der Liliengewächse fasziniert, wenn er seine Lieblingsblumen auf Leinwand bannt“, so Laudator Manni Lang: „Die Linien der Lilien sind geschwungen wie ein Cello, oder wie eine reife Birne, der Vergleich findet auch in der Literatur Verwendung, sogar beim alten Goethe, geschwungen und rund, und erinnert den Maler an weibliche Körper. Tulpen, meine Damen, sind eine Verneigung des Künstlers vor Ihrer Schönheit…“
„De Ohre de Kauss jeffe…“
Kruses Bilder seien ein „Angebot an den Betrachter“, … „jeder kann darin erblicken, was er erkennen will“, so Lang: „Das ist die schlechteste Kunst nicht, die auch dem Betrachter Gestaltungsspielraum lässt… »De Ohre de Kauss jeffe…« sagt man im Rheinland, Nahrung für die Augen, Speise für den genussfähigen Gesichtssinn, manchmal Balsam für die Seele…“
Die Radiomoderatorin und Rezitationskünstlerin Katja Franke beschäftigte sich in einer emotionalen Einführung vor allem mit der jungen Vergangenheit in Kruses Werk wie in ihrem eigenen Leben, mit Krieg und Flut – und mit der Frage, was so existentielle Ereignisse im Alltag wie im Kunstschaffen hinterlassen…
Euskirchens Bürgermeister Sacha Reichelt erinnerte bei der Vernissage an Franz Kruses künstlerische Lehrmeister Egon Pein (Gestaltung und Malerei), Bert Schadeck (Gestaltung und Grafik), Hans Rahn (Landschaften) und Kurt Janitzki (Zeichnen und Akt). Kruse sei 1968 nach Köln gezogen und habe dort die Gestaltung von Bühnenbildern, Kostümen und Bühnenfiguren, aber auch Theaterregiearbeiten übernommen.
Als weitere Schwerpunkte bildeten sich Fernsehausstattungen und Ausstellungsarchitektur (Museum) heraus. Kruse gestaltete Plakate und Programmhefte für Oper, Theater und Ballett. Er arbeitete unter anderem mit Wolf Vostell, Mauricio Kagel, Achim Freyer, Jean Pierre Ponnelle und Jörg Zimmermann zusammen. Er wirkte an Bühnenbildern für Produktionen in Rom, Oslo, Drottningholm, Mailand, Paris, London und Washington. Seine Werke wurden bei zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Seit einigen Jahren ist er Kurator der Mechernicher „Galerie im Rathaus“.
In der Eifel machte er in jüngster Zeit durch mehrere Ausstellungen religiöser Motive auf sich aufmerksam, unter anderem im Kloster Steinfeld, in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist, in der Eifelbasilika Steinfeld und beim „Ordo Communionis in Christo“ in Mechernich. Er illustrierte auch Diakon Manfred Langs Meditationsbuch „Worte der Hoffnung“ mit von ihm interpretierten Betrachtungen der Mechernicher Gründerin Mutter Marie Therese.
pp/Agentur ProfiPress