Aktuelles

ProfiPress

Agentur für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, journalistische und redaktionelle Dienstleistungen.

Allgemein

Kinderheim für unbegleitete Flüchtlinge

„Jugendhilfe Anna-Stiftung“ betreibt seit Ende November Kinderheim in Kommern – Platz für bis zu 20 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im ehemaligen Ratskeller – Kommerner zeigen sich hilfsbereit

Mechernich-Kommern – Ein Schild mit der Aufschrift „Anna-Stiftung“ ist über dem Eingang zum ehemaligen Ratskeller im Kommerner Ortskern aufgehängt worden. Im ersten Stock steckt ein Junge seinen Kopf aus dem Fenster und ruft ein fröhliches „Hallo“ herunter. Seit Ende November ist das ehemalige Hotel und Restaurant ein Kinderheim. Die „Evangelische Jugendhilfe – Anna Stiftung“ aus Köln hat dort unbegleitete jugendliche Flüchtlinge untergebracht.

In Kommern ist man kleinen und großen Flüchtlingen gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen. „Wir müssen alles tun, damit die Kinder und Jugendlichen, die hierher kommen, an die Hand genommen und gefördert werden, denn wir wollen ihnen einen würdigen Start ins Leben geben“, sagt der Kommerner Ortsvorsteher Johannes Ley.

Bis zu 20 Kinder und Jugendliche sollen im ehemaligen Ratskeller im Kommerner Ortskern untergebracht werden. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Bis zu 20 Kinder und Jugendliche sollen im ehemaligen Ratskeller im Kommerner Ortskern untergebracht werden. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Auch Monika Langnickel, Zweite Vorsitzende der „Jugendhilfe Anna-Stiftung“, freut sich über diese Einstellung. „Wir haben in Kommern noch keine fremdenfeindlichen Äußerungen erlebt, während die Situation in Köln, wo unser Stammsitz ist, immer beunruhigender wird“, erzählt sie.

Die „Jugendhilfe Anna-Stiftung“ kümmert sich um insgesamt 85 Kinder und Jugendliche mit körperlichen, seelischen, emotionalen und geistigen Beeinträchtigungen oder Verhaltensauffälligkeiten. Das Stammhaus befindet sich in Köln-Vogelsang. Eine von vier Außengruppen befindet sich in Schaven, also in direkter Nähe zu Kommern. An die neue Unterkunft kam man über den Vermieter des Schavener Hauses – er ist nämlich auch Besitzer des ehemaligen Ratskellers. Mit der Zeit sollen in dem neuen Kinderheim rund 20 Plätze für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge geschaffen werden.

Erzieherin Britta Marterer in einem der Zimmer in denen die jungen Flüchtlinge untergebracht werden. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Erzieherin Britta Marterer in einem der Zimmer in denen die jungen Flüchtlinge untergebracht werden. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Sieben Plätze sind für die Regelgruppe vorgesehen, also für diejenigen, die auf Dauer in Kommern bleiben können. Zusätzlich soll es aber auch einen Clearing-Bereich geben, in dem die jungen Flüchtlinge aufgenommen werden, bis ihr weiterer Aufenthalt geklärt werden kann. Beide Gruppen werden 24 Stunden durchgehend betreut. Im Nebengebäude haben gerade die Umbauarbeiten begonnen, um dort einen Verselbstständigungsbereich einzurichten. Dort sollen die Jugendlichen auf ein eigenständiges Leben vorbereitet werden.

Im Moment sind neun junge Menschen zwischen zwölf und 18 Jahren im Kommerner Kinderheim untergebracht. Das Betreuer-Team versucht gerade, die Aufnahme in Schulen und in Berufskollegs zu organisieren. Ihre Zeit nutzen die Kinder und Jugendlichen, um Deutsch zu lernen. Jeden Vormittag sowie an zwei Nachmittagen haben sie Deutschunterricht. „Sie sind motiviert und lernen auch auf ihren Zimmern weiter, zum Beispiel mit Youtube-Videos und Sprach-Apps auf ihren Handys“, erzählt Insa Prätsch, Erziehungswissenschaftlerin und Betreuerin im Kinderheim.

Am großen Esstisch starten die Kinder und Jugendlichen jeden Morgen beim gemeinsamen Frühstück in den Tag. Von links: Insa Prätsch, Hannah Dubbelfeld und Britta Marterer. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Am großen Esstisch starten die Kinder und Jugendlichen jeden Morgen beim gemeinsamen Frühstück in den Tag. Von links: Insa Prätsch, Hannah Dubbelfeld und Britta Marterer. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Im Alltag reden die Jugendlichen schon viel Deutsch – das ergibt sich zwangsläufig, denn sie kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern wie dem Iran, dem Irak, aus Syrien, Gambia und Afghanistan. Ihre Betreuer bewundern die positive Grundstimmung ihrer Schützlinge: „Sie haben schließlich alle lange Wege hinter sich“, sagt Heilerziehungspflegerin Hannah Dubbelfeld.

Schon jetzt sind die Kinder und Jugendlichen dabei, sich zu integrieren. Einige von ihnen sind bereits im Fußballverein, andere nehmen an den verschiedenen Freizeitangeboten im Stammhaus teil. Zusammen mit ihren Betreuern müssen sie aber auch viele Termine erledigen, vor allem Besuche beim Arzt und bei der Ausländerbehörde.

Nach und nach soll das Kinderheim nun weiter belegt werden. Auch das bisher sechsköpfige Team soll aufgestockt werden. Die „Jugendhilfe Anna-Stiftung“ ist deshalb noch auf der Suche nach pädagogischen Fachkräften aus der Umgebung.

Die „Jugendhilfe Anna-Stiftung“ will den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ein Zuhause geben. Die Betreuerinnen Insa Prätsch, Hannah Dubbelfeld und Britta Marterer (von links) zeigen das gemütliche Wohnzimmer. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Die „Jugendhilfe Anna-Stiftung“ will den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen ein Zuhause geben. Die Betreuerinnen Insa Prätsch, Hannah Dubbelfeld und Britta Marterer (von links) zeigen das gemütliche Wohnzimmer. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Rolf Urban Jaeck ist Mitglied im Rat der Stadt Mechernich und Vorsitzender im Bürgerverein Kommern. „Wir wollen die in Not geratenen Menschen unterstützen“, betont er. „Die Männer und Frauen, die den Flüchtlingen hier helfend zur Seite stehen, das sind alles Eifeler, wie sie im Buche stehen“, sagt er.

Auch Nicole Reipen aus Kommern, ebenfalls Mitglied im Mechernicher Stadtrat, setzt sich für Flüchtlinge ein. Spontan hat sie die Kinder, die mit ihren Familien in der Nähe der Bürgerhalle wohnen, zur Kindersitzung eingeladen. Jetzt ist sie auf der Suche nach ausgedienten Karnevalskostümen, um die Kinder für die Karnevalsparty auszustatten. „Ich glaube, was Integration angeht sind die Kommerner großzügig.“

pp/Agentur ProfiPress