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Im toten Winkel „verschwunden“

Verkehrsunterricht mit den „Transportbotschaftern“ – Schüler der Förderschule im Hermann-Josef-Haus Urft lernten Gefahrquellen im Straßenverkehr kennen –Toten Winkel von LKW-Fahrerkabine aus selbst getestet

Kall-Urft – „Ich habe gebetet, dass nichts passiert.“ Jochen Dieckmann erinnerte sich an seine Zeit als Lastwagenfahrer. Rund 15 Jahre lang war er in ganz Europa unterwegs – immer begleitet von der Gefahrenquelle „toter Winkel“. Mit dem Team der „Transportbotschafter“ kam er zur Förderschule des Hermann-Josef-Hauses in Urft, um die Schüler bei einem speziellen Verkehrsunterricht auf die Gefahr des toten Winkels aufmerksam zu machen.

In der Fahrerkabine machte ein Blick in den Spiegel schnell deutlich, wie eingeschränkt der sichtbare Bereich für den Fahrer ist. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
In der Fahrerkabine machte ein Blick in den Spiegel schnell deutlich, wie eingeschränkt der sichtbare Bereich für den Fahrer ist. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Ziel der Aktion war es, die Schüler so für das Thema zu sensibilisieren, dass sie mithelfen können, gefährliche Situationen zu verhindern. Denn: „Jeder Fußgänger und jeder Radfahrer ist gefährdet, wenn ein LKW, ein Bus oder ein Transporter rechts abbiegt“, erklärte Alexander Schröder von den „Transportbotschaftern“. Vier tote Winkel gibt es bei einem Lastwagen: Vor und hinter dem Fahrzeug sowie rechts und links an der Seite. Diese Bereiche sind trotz Spiegeln und Fenstern für den Fahrer unsichtbar – und wachsen mit der Größe des Fahrzeugs.

Jochen Dieckmann von den „Transportbotschaftern“ besprach im Verkehrsunterricht die Abbiegesituation im Straßenverkehr. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Jochen Dieckmann von den „Transportbotschaftern“ besprach im Verkehrsunterricht die Abbiegesituation im Straßenverkehr. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Davon konnten sich die Schüler der fünften bis zehnten Klassen der Schule im Hermann-Josef-Haus in Urft selbst überzeugen. Auf dem Schulhof war neben dem Fahrzeug – einem zehn Meter langen Show-Truck aus den USA – eine rote Dreiecksplane ausgebreitet, die den toten Winkel markierte. So konnten ganze Schulklassen buchstäblich neben dem Fahrzeug „verschwinden“, während sich einzelne Schüler abwechselnd ans Steuer setzen durften, um sich zu überzeugen, dass ihre Mitschüler tatsächlich nicht zu sehen sind.

Jeder Schüler durfte einmal selbst hinters Steuer, um seine Mitschüler im toten Winkel „verschwinden“ zu sehen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Jeder Schüler durfte einmal selbst hinters Steuer, um seine Mitschüler im toten Winkel „verschwinden“ zu sehen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

In der Fahrerkabine wurde schnell deutlich, welch große Bereiche für den Lenkenden gar nicht einsehbar sind. Am besten bleiben Fußgänger und Radfahrer deshalb schräg hinter dem Fahrzeug – und nicht daneben. Als Merkregel gilt: „Nur wenn du den Fahrer siehst (direkt oder über den Spiegel), kann auch er dich sehen.“

Alexander Schröder von den „Transportbotschaftern“ erklärte die toten Winkel. Auch vor dem Lastwagen waren die Schüler für den Fahrer nicht zu sehen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Alexander Schröder von den „Transportbotschaftern“ erklärte die toten Winkel. Auch vor dem Lastwagen waren die Schüler für den Fahrer nicht zu sehen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Im Unterricht gingen die „Transportbotschafter“ die Abbiegesituation zunächst theoretisch mit den Schülern durch. Normalerweise führen sie die Veranstaltungen mit Schülern der ersten bis sechsten Klassen durch, aber Marion Maxeiner, stellvertretende Schulleiterin der privaten katholischen Förderschule, hatte sich dafür eingesetzt, dass die Aktion für die ganze Schule durchgeführt werden konnte. „Einige unserer Schüler sind kognitiv eingeschränkt, deshalb sind abstrakte Dinge wie der »tote Winkel« für sie schwieriger zu verstehen.“ Die „Transportbotschafter“ – ein gemeinnütziger Verein aus Erkrath – waren sofort mit ihrer kostenlosen Aktion „Achtung: Toter Winkel!“ dabei.

So setzten sich auch Schüler mit dem Thema auseinander, die bereits ihren Mofa-Führerschein machen oder gemacht haben. Viele von ihnen kennen den Schulterblick aus der Fahrschule, aber „dem Lastwagenfahrer nützt der nichts“, erklärte Jochen Dieckmann. Und wer hat eigentlich Vorfahrt an der Ampel, wenn der LKW rechts abbiegen will? „Radfahrer und Fußgänger“ wussten die Schüler, aber im Zweifel sollte dennoch Sicherheit über Vorfahrt gehen. Jochen Dieckmann: „Was ist, wenn der LKW-Fahrer abbiegen möchte und dich nicht sieht?“ Für Maurice war die Sache klar: „Dann bin ich platt“, sagte er geradeheraus.

Eine ganze Klasse der Förderschule im Hermann-Josef-Haus passte in den „toten Winkel“ (markiert durch die rote Dreiecksplane) neben dem Lastwagen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Eine ganze Klasse der Förderschule im Hermann-Josef-Haus passte in den „toten Winkel“ (markiert durch die rote Dreiecksplane) neben dem Lastwagen. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

„Ihr lernt hier nicht für eine gute Schulnote, sondern für euer eigenes Leben und eure Gesundheit“, betonte Jochen Dieckmann. Allein in Köln, so berichtete „Transportbotschafter“ Alexander Schröder, habe es im Jahr 2014 insgesamt 55 Verkehrsunfälle wegen des toten Winkels gegeben, davon 15 mit tödlichem Ausgang. Jochen Dieckmann: „Natürlich fahren einige Lastwagen mit Zusatzspiegeln, Kameras und Assistenz-Systemen – aber nicht alle Unfälle können so verhindert werden.“

pp/Agentur ProfiPress