Geld vermehren ohne Zinsen
In der Bürgerhalle Kommern informierten Finanzexperten über Risiken und Nebenwirkungen der Niedrigzinspolitik
Mechernich-Kommern – 150 Besucher wurden jetzt bei einer Infoveranstaltung in der Bürgerhalle Kommern gezählt, während der Experten versuchten, die aktuelle Notenbankpolitik mit Bezug auf die Weltwirtschaft und die eigenen privaten Portemonnaies zu erklären. Eingeladen hatten Kreissparkasse und Dekra.
„Welt ohne Zinsen – Und was bedeutet das für meine Anlageentscheidungen?“ hieß das Thema des Abends, in den Sparkassenvorstand Holger Glück einführte.
„Der Zustand niedriger Zinsen wird uns noch länger begleiten, da die Europäische Zentralbank mit ihrem Präsidenten Mario Draghi alles in ihrer Macht stehende unternehmen wird, um die Inflation in Richtung zwei Prozent zu bringen“, prophezeite der Kreissparkassen-Vorstand: „Das ist ein historischer Zustand, den wir uns vor einigen Jahren nicht haben vorstellen können, und in dem paradoxerweise der deutsche Finanzminister Schäuble an »seinen« Schulden quasi verdient.“
Die Zinspolitik der Notenbanken stoße nicht nur Privatanleger vor den Kopf, selbst Experten seien sich über den Weg der Europäischen Zentralbank ausgesprochen uneinig. Die Politik der Notenbanken habe sicherlich Risiken und Nebenwirkungen, sei aber nicht willkürlich, so Dr. Holger Bahr (Dekra) in der Kommerner Bürgerhalle. Sie löse nicht alle Probleme in allen Ländern, aber die Niedrigzinspolitik könne manchen Staaten die erforderliche Zeit verschaffen, ihre Volkswirtschaften in den Griff zu bekommen.
„Fußkranke können länger überleben“
Mit hintergründigem Humor beschrieb Bahr die Weltwirtschaft und den eingeschlagenen Weg der Notenbanken: „Fußkranke Unternehmen können dadurch länger überleben und haben die Chance, doch noch verwertbare Produkte zu entwickeln – es besteht aber das Risiko, dass sich diese Unternehmen nicht genug anstrengen.“
Keinerlei Hoffnung konnte Bahr laut Agenturmeldung (epa) auf eine schnelle Wende der Niedrigzinspolitik machen: „Eine langsame Anhebung erwarte ich erst für Mitte 2019.“ Durch die Zinspolitik seien diverse Vermögenswerte wie Kunstobjekte, teure Weine, Oldtimer oder Immobilien gefragter denn je und deshalb im Preis gestiegen. „Aktien sind im Vergleich zu anderen Anlagewerten günstig, wichtig ist aber eine realistische Risikobewertung“, mahnte der Volkswirtschafter.
Der aus Mechernich-Voißel stammende und in Schützendorf (Stadt Mechernich) lebende KSK-Vertriebsdirektor Volker Zart legte seinen Zuhörern ans Herz, Ziele und Wünsche ihrer Vermögensanlagen ehrlich zu kommunizieren, damit die Berater der Banken die beste individuell passende Lösung finden können.
Das Beobachten des Anlagemarktes sei sehr zeitintensiv. Selbst als „Kernbanker“ finde er nicht die Zeit, sich kontinuierlich damit gewissenhaft zu beschäftigen. Zart: „Der Markt ändert sich dafür einfach zu schnell.“
Deshalb komme selbst er als Finanzexperte nicht umhin, sich an Spezialisten zu wenden. Die auch in schwierigen Situationen in der Lage seien, die Renditechance für Vermögen zu erhöhen. Zart: „Diese Berater klären mit Ihnen erst einmal gewissenhaft ihre individuelle Situation, denn es gibt weder eine Patentlösung, noch ein dauerhaft gültiges Rezept.“
pp/Agentur ProfiPress