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Eine Region mit guter Performance

Eine Region mit guter Performance
Erfreuliches Fazit der 5. Eifelkonferenz in St. Vith: Die Eifel ist gut gewappnet gegen den Fachkräftemangel – Experten sehen trotz des demographischen Wandels positive Tendenz
St. Vith – Ein durchweg positives Bild der Eifel zeichneten Fachleute bei der 5. Eifelkonferenz, die am heutigen Freitag im Kultur-, Konferenz- und Messezentrum Triangel im belgischen St. Vith stattfand und zu der sich auf Einladung der veranstaltenden Zukunftsinitiative Eifel rund 200 Teilnehmer einfanden. “Fit für die Zukunft? Wie berufliche Bildung Fachkräfte in der Eifel sichern kann” lautete das Thema. “Die zentrale Zukunftsfrage für die Eifel”, befand Gastgeber Karl-Heinz Lambertz, Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG) Belgiens und Mitglied des Präsidiums der Zukunftsinitiative, in seiner Begrüßung.
Wer angenommen hatte, die im Allgemeinen als strukturschwach geltende Region stehe dem demographischen Wandel und dem Schreckgespenst Fachkräftemangel wehrlos gegenüber, sah sich am Ende der fünfstündigen Konferenz eines Besseren belehrt. “Die Eifel gibt eine vergleichsweise gute Figur ab”, lautete das Urteil von Dirk Werner. Der stellvertretende Leiter des Wissenschaftsbereichs Bildungspolitik und Arbeitsmarktpolitik am Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln beleuchtete in seinem Impulsreferat speziell für die Eifel die Herausforderungen, die eine immer älter werdende Gesellschaft mit sich bringt.
Gut seien die Lage, die Struktur, die Ausbildungsquote und die Performance. Letzteres drücke aus, was eine Region aus ihren Möglichkeiten mache, so Werner. Und hier scheinen die Bemühungen der Zukunftsinitiative Eifel Früchte zu tragen: Auch in diesem Bereich kann die Eifel punkten, denn Netzwerkarbeit – eines der Hauptanliegen der Zukunftsinitiative – wird hier intensiver betrieben als in vergleichbaren Regionen.
“Eifel Europameister in
Sachen Kooperation”
“Ich bin sehr überrascht über das Maß an Kooperation in diesem Raum”, sagte Hans Richard Palmen vom rheinland-pfälzischen Wirtschafsministerium, der dort die Abteilung für Wirtschaftspolitik und –förderung leitet. “Sie sind Europa-Meister in Sachen Kooperation.”
“Vor allem Netzwerke zwischen Unternehmen und Schule sind extrem wichtig”, betonte Impulsreferent Werner. Im doppelten Abitur-Jahrgang sah der Wissenschaftler ein enormes Potenzial, das es für die duale Ausbildung zu nutzen gelte. Duale Studiengänge, berufsbegleitende Bachelor-Studiengänge für leistungsstarke Schulabgänger, aber auch Förderprogramme für schwächere Schulabgänger seien von Bedeutung, um auch in Zukunft Fachkräfte-Nachwuchs für Betriebe auszubilden.
Wie es in der Praxis aussehen kann, qualifizierte Mitarbeiter für Handwerk und Gewerbe zu gewinnen, zeigten fünf Beispiele, so genannte “Best Practices”. Die Ausbildungsinitiative des Gewerbevereins Kempenicher Land tut mit Ausbildungsplatz-Börse und -Atlas viel dafür, Jugendlichen möglichst viele berufliche Möglichkeiten zu eröffnen.
Den relativ jungen Beruf “Kauffrau/Kaufmann für Freizeit und Tourismus” stellte Jörg Höhne vom Alfred-Müller-Armack-Berufskolleg in Köln vor. Diese Tourismus-Fachkräfte sind spezialisiert auf eine Branche, die gerade in der Eifel zurzeit einen Boom erlebt: den so genannten Incoming-Tourismus. Unter anderem gehören die Jugendherberge Hellenthal und die Nordeifel-Tourismus zu Betrieben, die diese Fachkräfte ausbilden, die es auch ohne Abitur durch ein berufsbegleitendes Studium bis zum Bachelor oder Master bringen können.
Gesellen und Meister dürfen
auch ohne Abi studieren
Studium ohne Abitur – dafür machte sich Günther Behr, Geschäftsführer der Handwerkskammer Trier, stark. “Erschreckend” nannte er die Tatsache, dass der Anteil der Studierenden ohne Abitur lediglich ein Prozent betrage – und das, obwohl Meisterbrief und auch ein guter Gesellenbrief zum Universitätsbesuch berechtigen.
Mit Beginn des nächsten Wintersemesters beteiligt sich die Fachhochschule Trier an einem bundesweit einzigartigen Modellversuch zum erleichterten Hochschulzugang für beruflich Qualifizierte. “Das ist ein alternativer Königsweg”, so Behr.
Thomas Pankert, Direktor des Zentrums für Aus- und Weiterbildung des Mittelstandes Eupen, stellte Möglichkeiten grenzüberschreitender Zusammenarbeit dar. Dies dürfe nicht in Gleichmacherei münden, sondern in ein Zusammenwachsen. Die Zusammenarbeit in den Grenzgebieten sei ein Vorteil, den die Eifel gegenüber anderen Regionen habe.
Das Interesse an technischen Berufen so früh wie möglich wecken – und zwar nicht nur bei Schülern, sondern auch bei Lehrern, war ein zentraler Punkt der anschließenden Podiumsdiskussion. “Ansätze für den Spaß an der Technik müssen schon in der Schule gemacht werden”, sagte Jürgen Drewes, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen.
In Belgien müssen Lehrer
in Betrieben hospitieren
In einem Pilotversuch, der zurzeit in der DG läuft, geht das so weit, dass angehende Grundschullehrer im Rahmen ihrer Ausbildung ein Praktikum im Betrieb absolvieren müssen, wie Oliver Paasch, Minister für Unterricht, Ausbildung und Beschäftigung in der DG, berichtete. So schaffe man im deutschsprachigen Teil Belgiens beim Lehrpersonal Verständnis für die Belange der Betriebe. Auch Imagekampagnen wie “Tage der Chemie” oder “Tage des Metalls” hätten in der Vergangenheit die Bewerberzahlen in den entsprechenden Berufen spürbar ansteigen lassen.
Einig waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion, zu denen außerdem Ritter Yves Noël, Honorarkonsul der BRD, Hans Richard Palmen vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, der Aachener Städteregionsrat Helmut Etschenberg und Wolfram Leibe, Leiter der Agentur für Arbeit in Trier, zählten, darin, dass Anstrengungen vor allem da unternommen werden müssen, wo es nicht glatt läuft.
Dazu zählen Hilfestellungen für die, die ihr Studium oder ihre Ausbildung abbrechen ebenso wie die besondere Förderung von Lernschwachen. Etschenberg: “Wir können es uns nicht mehr erlauben, Menschen auf dem Weg ins Berufsleben zu verlieren.” Am Beispiel “Altenpflegehelfer” machte er deutlich, wie auch weniger Qualifizierte ins Berufsleben integriert werden könnten: “Es hat Jahre gedauert, bis diese niedrigere Ausbildungsstufe genehmigt war.” In einer Berufssparte, die schon jetzt händeringend fehlende Mitarbeiter beklagt.
Für die Arbeitswelt in der Eifel sei eine sehr gute Basis vorhanden, stellte auch NRW-Wirtschaftsinister Harry Voigtsberger zum Abschluss der Eifelkonferenz fest. Noch gebe es keinen flächendeckenden Mangel an Fachkräften. Um diesem vorzubeugen, habe sein Ministerium soeben eine Fachkräfteinitiative auf den Weg gebracht, für die bis 2015 Fördermittel in Höhe von 50 Millionen Euro bereitgestellt würden. Regional abgestimmte Konzepte, so der Minister, seien der entscheidende Schlüssel für die Zukunft. “Ich hoffe, dass wir uns auch in Zukunft treffen. Für die Eifel lohnt sich das Engagement allemal”, sagte Voigtsberger.
Städteregion Aachen übernimmt
Staffelstab
Gelegenheit dazu hat er spätestens bei der sechsten Auflage der Eifelkonferenz, die der Städteregionsrat Aachen ausrichten wird. “Die Eifel als Gesundheitsregion” laute dann das Thema in Verbindung mit einer Gesundheitsmesse, verriet Helmut Etschenberg, der sich nach eigenen Worten darauf freut, die Arbeit der Zukunftsinitiative Eifel in den kommenden drei Jahren auf Ebene des Präsidiums weiterzuentwickeln.
Zuvor hatte DG-Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz den so genannten “Kümmerern” der Zukunftsinitiative Eifel ein großes Lob ausgesprochen: “Hier setzen sich Leute ein, die an etwas glauben.” Den turnusmäßig ausscheidenden Präsidiumsmitgliedern und den mit der täglichen Arbeit betrauten Gesamtkoordinatoren der Zukunftsinitiative Eifel überreichten Karl-Heinz Lambertz und Helmut Etschenberg Präsente, allen voran Iris Poth (Kreis Euskirchen), Rainer Wirtz (Eifelkreis Bitburg-Prüm), Fritz Rötting (IHK Aachen), Klaus Schäfer (Eifel-Tourismus GmbH, Prüm) und Pascale Müllender (Deutschsprachige Gemeinschaft) sowie die Landräte Günter Rosenke (Kreis Euskirchen), Dr. Joachim Streit (Eifelkreis Bitburg-Prüm) sowie Jürgen Drewes (IHK Aachen).
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

17.10.2011