Eifel-Handwerk für alle Sinne
25 Betriebe am Start: Handwerkskammer Aachen stellt in der Tuchfabrik Müller ihr neues touristisches Projekt „Erlebnis.Handwerk.Eifel“ vor – Handwerksmeister geben Anschauungsunterricht, Touristen und Besucher können zugucken, mitmachen und Eifeler Produkte kaufen – Förderung durch die EU, und zwar aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, und durch das Land NRW (Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk)
Euskirchen/Aachen/Eifel – Hereinspaziert in Eifeler Handwerksbetriebe! In 25 angeschlossenen Handwerkstätten des neuen Tourismusprojektes „Erlebnis.Handwerk.Eifel“ kann man ab sofort live und in Farbe zugucken, wie man Messer aus Damastzehner-Stahl schmiedet, Bücher bindet, Orgeln baut, französische Backwaren bäckt, Gold schmiedet, Bögen konstruiert oder Elfenbein schnitzt.
Geistiger Vater des Projektes ist Friedrich-Wilhelm Weber, Referent für Unternehmensberatung bei der Handwerkskammer Aachen (HwK). Nicole Tomys M.A., die stellvertretende Hautgeschäftsführerin der HwK, und Meisterdesignerin Monika Söller von der HwK-Unternehmensberatung stellten das Projekt heute im Rheinischen Industriemuseum, Tuchfabrik Müller, des Landschaftsverbandes Rheinland in Euskirchen-Kuchenheim gemeinsam mit Friedrich-Wilhelm Weber der Öffentlichkeit vor.
Mit der Buchbindemeisterin Stephanie Baues (Mechernich-Kalenberg) und dem Schreinermeister Ralf Kolvenbach (Bad Münstereifel-Iversheim) sowie Susanne Dumesny von der Deutsch-Französischen Bäckerei in Nöthen (Bad Münstereifel) war auch eine Auswahl jener Handwerker bei der Präsentation mit von der Partie, die das Projekt „Erlebnis.Handwerk.Eifel“ mit Leben erfüllen. Monika Söller stellte der Presse die gerade freigeschaltete Webseite des neuen Projektes vor: www.erlebnis-handwerk-eifel 17 der 25 teilnehmenden Betriebe sind auf der Homepage bereits enthalten.
Zwischen Venn und Ville, im NRW-Teil der Eifel, machen außer den genannten Sparten Drechsler und Spengler, Bäcker und Konditoren, Fotograf, Steinmetz und Steinbildhauer, Raumausstatter, Zweiradmechaniker, Kachelofenbauer, Sattler und Feintäschner, Tischler, Glas- und Porzellanmaler, Schallschutzisolierer und Maßschneider mit.
Führungen machen, mit Meistern reden, an Workshops teilnehmen
Bei der Initiative „Erlebnis.Handwerk.Eifel“ geht es darum, handwerkliche Fertigkeiten von höchster Qualität als Zeugnisse regionaler Identität zu zeigen. Die Besucher können Führungen machen, mit Meistern ins Gespräch kommen, an Workshops teilnehmen und in vielen Betrieben natürlich auch einkaufen.
Nicole Tomys sagte: „Das Handwerk ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Erlebnis und die Eifel ist es ebenfalls. Was also lag näher, als eine Kooperation von Handwerksbetrieben zum »Erlebnis.Handwerk.Eifel« ins Leben zu rufen? Eifeler Handwerksbetriebe stellen sich dar, werden zu Publikumsattraktionen, tragen zum positiven Image der Region bei.“
Friedrich-Wilhelm Weber schilderte die Projektentwicklung: „Vorbild für das Projekt Tourismus- und Besucherprojekt »Erlebnis.Handwerk.Eifel« der Handwerkskammer Aachen (HwK) sind zwei ähnliche Initiativen: die „Meisterstraße.at“ in Österreich mit 300 Handwerksbetrieben und die Initiative »Handwerk erleben« in der Oberlausitz. Wir haben uns beide Projekte angesehen und festgestellt, dass sie sehr unterschiedlich sind – und weder das eine, noch das andere von uns für die Eifel übernommen werden konnte.“
„Erlebnis.Handwerk.Eifel“ ist neu für Deutschland
Also habe man alle Vor- und Nachteile abgewogen, und daraus ein eigenes touristisches Projekt „Erlebnis-Handwerk-Eifel“ entwickelt. Weber: „»Erlebnis-Handwerk-Eifel« ist für Deutschland neu. Neu ist der Charakter des Projektes. Es soll ein nicht unerheblicher Anziehungspunkt für Touristen werden.“
Monika Söller, die das von der EU, und zwar vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, und durch das Land NRW (Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk) geförderte Projekt vorstellte: „Das Handwerk ist ein sinnlich erlebbarer Wirtschaftszweig. Es schafft einen wertvollen Kontrast zur digitalen Lebenswelt!“
Nicole Tomys: „Es geht im Handwerk um sinnliche Erfahrungen. Wer beim Bäcker den Duft von frischem Brot riecht, Wurst beim Metzger kostet oder in einer Werkstatt über verarbeitetes Metall, Holz, Stein, Textilien oder Papier streichelt, der merkt, das ist eine andere Erfahrung als ein Billy-Regal von Ikea anzugucken.“
Sie erwarte vom Projekt „Erlebnis-Handwerk-Eifel“ fünf Dinge, sagte die Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Aachen beim Pressetermin in der Tuchfabrik Müller in Euskirchen: „Mehr Aufträge für die teilnehmenden Betriebe, Imagewerbung für die teilnehmenden Unternehmer, für das Handwerk und insbesondere für das Handwerk in der Eifel, umfassende Information der teilnehmenden Touristen und Einheimischen, wirtschaftliche Impulse für die Eifelregion und Signalwirkung für die Eifeler Tourismusbranche.“
Qualitätsanforderungen und Leitprodukte
Tomys sprach von einer „Win-win-Situation“: „Alle Beteiligten profitieren von dem Projekt.“ Nach der Anschubfinanzierung durch EU und Land NRW und Begleitung durch die Handwerkskammer Aachen sollen die teilnehmenden Handwerker das Projekt „Erlebnis-Handwerk-Eifel“ als Genossenschaft oder Verein eigenständig weiterführen. Stephanie Baues, Susanne Dumesny und Ralf Kolvenbach sagten der Presse, weitere Handwerksbetriebe würden, wenn sie den Qualitätskriterien genügen, gerne aufgenommen. Eine Ausdehnung von „Erlebnis-Handwerk-Eifel“ in die rheinland-pfälzische und belgische Eifel sei durchaus beabsichtigt, so Friedrich-Wilhelm Weber.
Aus dem Gesamtpaket der 25 zunächst teilnehmenden Handwerksbetrieb könnten auch thematische Routen und regionale Angebote zusammengestellt werden, sagte die Kalenberger Buchbindemeisterin Stephanie Baues: „Warum sollten sich nicht Fotograf, Floristin, Friseur, Konditor und Buchbinder zu einem Arrangement »Handwerk rund um Verlobung und Hochzeit« zusammenschließen – oder eben alle Erlebnis-Handwerker im Raum Mechernich?“
Bedingung für die Beteiligung eines Handwerksbetriebes ist die Entwicklung eines so genannten Leitproduktes, mit dem sich der Betrieb präsentiert. Friedrich-Wilhelm Weber: „Das erleichtert dem Besucher die Differenzierung und Wiedererkennung der einzelnen Betriebe.“
Leitprodukte sind zum Beispiel die spezielle unverwechselbare Kollektion einer Maßschneiderei, die Brotpallette eines Bäckers, die Tortenkreationen einer Konditorei, die handgefertigten Bögen eines Bogenmachers oder die Damast-Messer einer Eifeler Schmiede. Weber: „Individuelle Leitprodukte unterstreichen den individuellen Reichtum Eifeler Handwerksproduktion und verhindern Konkurrenzgedanken unter Handwerksbetrieben mit vergleichbaren Gewerken.“
Bevor das Projekt in die Umsetzungsphase ging, hatte die Handwerkskammer Aachen zunächst eine Studie des SFH Seminars für Handwerkswesen an der Universität Göttingen (SFH ) in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse zeigten, dass im Bereich Tourismus für das Handwerk noch erhebliche Potenziale vorhanden sind. Rund 97 Prozent der bisherigen Tourismusausgaben fließen demnach anderen Wirtschaftszweigen der Eifel zu.
Nicole Tomys: „Durch das Projekt »Erlebnis-Handwerk-Eifel« versprechen wir uns eine stärkere Teilhabe am Umsatzkuchen für das örtliche Handwerk. Dies ist auch regionalökonomisch sinnvoll, da Handwerksbetriebe Mehrumsätze verhältnismäßig kurzfristig in Arbeits- und Ausbildungsplätze umsetzen.“
pp/Agentur ProfiPress