Der Ritt durchs Leben
Witterungsbedingt weniger Teilnehmer beim diesjährigen Georgsritt in Kallmuth – Beeindruckende Predigt von Pfarrer Dr. Josef Berger – Pferdesegnung als Start in die Freiluftsaison – Dorfgemeinschaft servierte Eintopf und Getränke
Mechernich-Kallmuth – Die ungewöhnlich schwache Resonanz beim St.-Georgsritt in Kallmuth war wohl der kühlen Witterung und dem drohenden Regen geschuldet, der aber dann doch ausblieb. Mit 80 Pferden und deutlich unter 1000 Fußpilgern wurde nicht einmal die Hälfte der langjährigen Durchschnittsbeteiligung erreicht.
Die, die nicht gekommen sind, haben unterdessen eine der besten Predigten verpasst, die in den vergangenen Jahren beim Freiluftgottesdienst am Georgspütz zwischen Kallmuth, Vollem und Urfey gehalten wurden. Und das auch noch von einem „Ersatzmann“, denn der in Frauenkron lebende Pfarrer Dr. Josef Berger war für den erkrankten Domprobst Manfred von Holtum eingesprungen, der eigentlich die Homilie zum Mairitt 2015 hatte halten sollen.
Gemeindereferentin Elke Jodocy nahm schon in der Einleitung zur Heiligen Messe vorweg, worauf Berger in der Predigt abzielen würde: aufs Tragen und getragen werden. Dass das wichtig im Leben ist, könnten aber nicht nur Reiter erfahren, die sich von ihren Vierbeinern tragen lassen, so die Theologin: „Auch Fußpilger laufen zuweilen soweit die Füße tragen.“
„Schon vor unserer Geburt sind wir getragen, im Bauch der Mutter“, verfolgte Berger die Spur weiter: „Und am Ende werden wir auf unserem letzten irdischen Gang meistens auch getragen.“ Im übertragenen Sinne, und darauf wollte der Prediger hinaus, seien wir wie von unsichtbarer Hand von Gott getragen. Deshalb dürften wir getrost und getröstet unseren „Ritt durchs Leben“ wagen, auch ohne Pferd.
Neben Josef Berger und Pfarrer Lothar Tillmann standen auch Regionaldekan Erik Pühringer und Diakon Manfred Lang am Altar. Als Gäste waren Father Augustine Vazhavila und Father Robert Ennavilla dabei, zwei Priester aus Kerala, die seit einiger Zeit bei der Communio in Christo in Mechernich sind. Für die Musik sorgte der Musikverein Kallmuth.
Für viele Reiter stellt die Pferdesegnung am 1. Mai in Kallmuth den Start in die Freiluftsaison dar. Schon früh am Morgen satteln sie ihre Pferde und machen sich auf den Weg aus den umliegenden Ortschaften nach Kallmuth, wo bereits seit 1953 der Georgsritt stattfindet.
Doch nicht nur die Pferdeliebhaber hatten sich von nah und fern auf den Weg nach Kallmuth gemacht. „Das ist doch ein schöner Ausflug“, schwärmte ein Mann, der seit mehr als zehn Jahren aus Simmerath-Strauch nach Kallmuth kommt. „Ose Pastur kütt von he“ (unser Pfarrer ist hier geboren), verriet er mit Hinweis auf Michael Stoffels, den Pastor von Simmerath.
Auf zwei bekannte Gesichter mussten die Kallmuther bei der diesjährigen Prozession verzichten. Herbert Scheuffgen war an den Folgen eines schweren Reitunfalles verstorben, den er kurz vor seinem 40. Georgsritt erlitten hatte. Er war stets mit seinen Isländern vom Gestüt in Zülpich bis in die Eifel geritten, seit Jahren in Begleitung von Landrat Günter Rosenke. Dieser ließ sich trotzdem die Teilnahme nicht nehmen, ging allerdings dieses Jahr zu Fuß den Pferden hinterher.
Verstorben ist auch Alois Gassen, der mit seinen Kaltblütern seit Jahren den Sakramentenwagen, auf dem die Priester sitzen, gefahren hatte. Seine Stelle hatte Dirk Züll aus Blumenthal eingenommen, dessen belgische Blauschimmel Wotan und Irco nun die Geistlichen zum Gottesdienstort zogen. Er hatte schon mehrfach auf dem Rücken seines Wotan an der Pferdeprozession teilgenommen und lenkte nun die Kutsche mit der versammelten Geistlichkeit. Beiden Verstorbenen gedachte Pfarrer Lothar Tillmann zu Beginn der Messe.
Nach der Rückkehr der Gottesdienstteilnehmer nach Kallmuth, servierte die Dorfgemeinschaft wärmenden Eintopf und heiße Getränke, die von Reitern und Fußgängern gern entgegengenommen wurden.
height=”315″ Video zu Georgsritt 2015
pp/Agentur ProfiPress