Betreuung nah am Menschen
Betriebsreportage der Zukunftsinitiative Eifel: Münstereifeler Haus Sonne gGmbH bietet umfangreiches Spektrum rund um Pflege, Betreuung und Information – Wohnverbund für Menschen mit seelischen Erkrankungen – Beratung und Unterstützung im „Büro für Betreuungen“ – Service-Wohnen für Senioren in der Kernstadt
Bad Münstereifel/Schönau – Im „Haus Sonne“ in Schönau und im „Haus Maria“ in Bad Münstereifel, den beiden Sozialtherapeutischen Heimen der Haus Sonne gGmbH, herrscht vormittags reges Treiben. Da wird gekocht und gewerkelt, repariert und im Garten gearbeitet. Im „Haus Sonne“ und im „Haus Maria“ finden derzeit 44 Menschen mit seelischer Erkrankung Unterstützung und Sicherheit für ihren Alltag.
Dazu gehört eine feste Tagesstruktur: Pünktlich um 8.30 Uhr beginnt für alle Bewohner die Arbeitstherapie. In den beiden Küchen ist jeweils ein Küchenteam um die Hauswirtschafterinnen Stefanie Burggraf und Maria Zerweck damit beschäftigt, das gemeinsame Mittagessen zu kochen. In der Werkstatt übernimmt indessen das Montage-Team verschiedene hausmeisterliche Tätigkeiten und repariert sogar Kleinmöbel.
Im haustechnischen Bereich arbeiten rund 20 Heimbewohner in der Produktion: Sie knipsen Gardinenrollen auseinander. Rund ums Jahr gibt es außerdem für das Gartenteam viel zu tun, das sich um die Außenanlagen mehrerer Einrichtungen der Haus Sonne gGmbH kümmert. An zwei Vormittagen in der Woche werden darüber hinaus noch Aktionen aus der Kunst- und Beschäftigungstherapie angeboten.
Sicherheit und Unterstützung im Alltag
Im „Haus Sonne“ und im „Haus Maria“ ist auch die Freizeit Pflicht. An drei Nachmittagen pro Woche gibt es eine bunte Auswahl an Freizeitbeschäftigungen, um die Fähigkeiten der Bewohner weiter zu fördern. Je nach Interesse kann man sich beispielsweise in der Umweltgruppe bei der Erkundung von Naturphänomenen einbringen, in der Werkgruppe Vogelhäuser oder CD-Ständer aus Holz anfertigen, Gesellschaftsspiele spielen, singen, tanzen, Fußball spielen oder in der „Aktuellen Runde“ die Tageszeitungen besprechen.
Arbeitstherapie und Freizeitangebote finden zum Teil an beiden Standorten, zum Teil auch übergreifend statt. Die beiden Heime verfügen seit der Eröffnung des „Haus Maria“ Anfang 2016 über so viel Platz, dass sie ihre Arbeits- und Beschäftigungstherapie außerdem für Klienten von außen öffnen möchten. „Unsere tagesstrukturierenden Angebote sind für alle offen“, sagt Eberhard Kremer, Geschäftsführer der Haus Sonne gGmbH.
Um die Männer und Frauen sozial in die Gemeinschaft einzugliedern gehört es auch zum Konzept des Vereins, sie in das Vereinsleben vor Ort einzubinden. In Schönau sind die Heimbewohner längst integriert: Sie sind zusammen mit ihren Nachbarn bei Fußballspielen dabei, beteiligen sich am Dorffest und sind auch als Fußgruppe aus dem Karnevalszug nicht mehr wegzudenken.
Konzept mit vier Säulen
Ziel der Haus Sonne gGmbH ist, es den Menschen in ihrer Obhut zu ermöglichen, am gesellschaftliche Leben teilzuhaben. Dabei bilden die beiden Sozialtherapeutischen Heime eine von vier Säulen, die das Konzept der Einrichtung ausmachen.
Angegliedert ist, als zweite Säule, das Betreute Wohnen, bei dem Menschen mit psychischen Störungen in Wohngemeinschaften in Bad Münstereifel, Schönau und Nöthen zusammenleben. Die ambulante Betreuung richtet sich nach einem Hilfeplan, in dem jedem Bewohner eine individuelle Anzahl von Stunden zugewiesen wird. Sozialarbeiter und Hauswirtschafter leiten ihre Schützlinge vor allem in den Dingen des täglichen Lebens an: einkaufen, Ordnung halten, Hygiene beachten, Arztbesuche wahrnehmen oder Aufgaben bei der Arbeit bewältigen. „Im Betreuten Wohnen sind wir überdurchschnittlich aktiv, im Prinzip expandieren wir hier stetig seit 15 Jahren“, erzählt Geschäftsführer Eberhard Kremer.
„In unserem Menschenbild spielt die Selbstbestimmung eine immer größere Rolle“, erklärt Wilfried Müller, Sozialarbeiter und Abteilungsleiter im Wohn- und Betreuungsverbund Haus Sonne. Der Weg führe deshalb über immer weniger stationäre Aufnahmen hin zu einer „Ambulantisierung“, wie er es nennt.
Anerkannter Betreuungsverein
Wilfried Müller weiß wovon er spricht, schließlich leitet er seit etwa 15 Jahren das „Büro für Betreuungen“, das die Haus Sonne gGmbH als dritte Säule in ihrem Konzept in der Trierer Straße in Bad Münstereifel betreibt. Weil der Wohn- und Betreuungsverbund Haus Sonne auch als Betreuungsverein anerkannt ist, übernehmen die Mitarbeiter dort die gesetzliche Betreuung von derzeit 150 Menschen.
Dabei werden die Betroffenen persönlich betreut: zu Hause in der eigenen Wohnung, im Heim, im Krankenhaus und auch auf der Arbeit. Die Betreuer begleiten ihre Schützlinge, stellen sicher, dass sie gut untergebracht sind oder überprüfen, welche Aufgaben sie in ihrem Job erfüllen müssen. „Wir setzen die Interessen unserer Klienten durch, an dieser Stelle sind wir sozusagen der »Anwalt« der Leute, bringt es Wilfried Müller auf den Punkt.
Im Büro für Betreuungen stehen die Mitarbeiter darüber hinaus ehrenamtlichen Betreuern beratend und unterstützend zu Seite. Zusätzlich steht die Tür des Büros jedem offen, der sich über Vorsorgevollmachten und Betreuungsverfügungen informieren lassen möchte. Diese Beratung kostet nichts, sondern wird von der Haus Sonne gGmbH als „Service-Leistung“ angeboten.
Service-Wohnen für Senioren
Service wird auch beim Senioren-Wohnen großgeschrieben – der vierten Säule im Gesamtkonzept. Zwei Wohnkomplexe in der Kernstadt verfügen über 23 seniorengerechte, barrierefreie Wohnungen, von denen aus Geschäfte, Ärzte und öffentliche Einrichtungen fußläufig zu erreichen sind. Bei ortsüblicher Miete gibt es die Wohnungen mit Grundleistungen wie einem Hausnotrufsystem, einem Hausmeisterdienst und fachlicher Beratung.
Darüber hinaus können die Bewohner Zusatzleistungen buchen. „Das Besondere an unserem Service-Wohnen für Senioren ist, dass die Bewohner nur das kaufen, was sie brauchen“, so Eberhard Kremer. Solche zusätzlichen Leistungen sind beispielsweise ein Wäsche- oder Einkaufsservice, die Wohnungsreinigung, der Mittagstisch oder die Begleitung zum Arzt. „Das sind alles Kriterien, damit die Leute zu Hause wohnen bleiben können“, so Kremer.
Betriebs-Chor mit Opernsängerin
Bei all den Angeboten für die Haus Sonne-Klienten sollen auch die Mitarbeiter nicht zu kurz kommen. Aus dem guten Verhältnis im Team heraus hat sich kürzlich ein Betriebs-Chor entwickelt, den niemand anders als Francisca Beaumont leitet – eine ausgebildete Opernsängerin, die sich auch international einen Namen gemacht hat. Wenige Wochen nach der Eröffnung des „Haus Maria“ hat sie das Angebot von Geschäftsführer Eberhard Kremer angenommen und nutzt seitdem die dortige Kulturkapelle für ihren Gesangsunterricht.
Es ist ein erster Schritt, die ehemalige Kapelle in einen außergewöhnlichen Kulturraum zu verwandeln. Gleichzeitig ist auch der Betriebs-Chor im Wandel begriffen: Nachdem einiger Bewohner im „Haus Sonne“ und „Haus Maria“ Interesse gezeigt haben, wird der Chor jetzt inklusiv. Der gemeinsame Chor aus Bewohnern mit Behinderung und ihren Betreuern soll schon zum Frühjahr mit den ersten Proben beginnen. „Singen ist emotionale Kommunikation“, sagt Francisca Beaumont und fügt hinzu: „Mit Musik kann man sich ausdrücken – und jeder Mensch hat etwas zu erzählen.“
Nah an aktuellen Problemen der Gesellschaft
Der Wohn- und Betreuungsverbund Haus Sonne nimmt sich mit seinen unterschiedlichen Aufgabenfeldern den aktuellen Problemen der Gesellschaft an. Während Tempo und Taktung des täglichen Lebens immer schneller werden, bleiben manche Menschen auf der Strecke. Immer umfangreicher und unübersichtlicher wird es, Behördenangelegenheiten zu erledigen, sich um die eigenen Finanzgeschäfte zu kümmern oder Gesundheitsfragen zu bewältigen.
Das Team der Haus Sonne gGmbH bietet dazu am Bedarf orientierte Hilfe und Unterstützung sowohl für Betroffene als auch für deren Angehörige und Betreuer. Die Mitarbeiter können für die kompetente Beratung und Begleitung aus ihrem Fachwissen und den Erfahrungen ihrer professionellen Arbeit schöpfen. Als »Anwalt« der von ihnen betreuten Menschen setzen sie sich ein und sind auch bereit, für das Recht des Einzelnen zu kämpfen. Mit Blick auf die zunehmend geforderte Selbstbestimmung ist die Einrichtung schon lange am Puls der Zeit – und nah am Menschen.
pp/Agentur ProfiPress