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Am Bahnhof pocht das Herz der Stadt

Kunstprojekt „Puls“ in Euskirchen mit dem Künstler Rolf A. Kluenter – Filmdrehs mit Promis und Protagonisten des Heilpädagogischen Zentrums Lebenshilfe HPZ – Dreh- und Angelpunkt der Videoszenen ist der Bahnhof – Ausstellung ab Samstag, 7. Oktober, im Stadtmuseum Euskirchen, Kulturhof geplant

Euskirchen – Seit vier Jahren arbeitet der aus der Eifel stammende und mit Familie in Shanghai lebende Künstler Rolf A. Kluenter mit dem Heilpädagogischen Zentrum (HPZ) Lebenshilfe zusammen. In seinem neuen Kunstprojekt „Puls – Stadt, da pocht ein Herz!“ spielen sieben Menschen mit Behinderung, die von der Lebenshilfe HPZ betreut werden, die Hauptrollen.

In verschiedenen Filmszenen rund um den Euskirchener Bahnhof interagieren sie mit dem Düsseldorfer Autor und Performer Andreas Albrecht – und hinterfragen gleichzeitig die Definitionen „behindert“ und „nicht-behindert“. Auch „Promis“ wie Bürgermeister Dr. Uwe Friedl, Landrat Günter Rosenke, „Lebenshilfe“-Geschäftsführer Rolf Emmerich und Chansonnier Günter Hochgürtel agieren vor Kluenters Kameras.

Dreharbeiten am Euskirchener Bahnhof: Michael Perpeet (rechts) und Andreas Albrecht (Mitte) werden bei ihrer Begegnung von Rolf A. Kluenter (vorne) gefilmt. Foto: Stephan Eickschen/pp/Agentur ProfiPress
Dreharbeiten am Euskirchener Bahnhof: Michael Perpeet (rechts) und Andreas Albrecht (Mitte) werden bei ihrer Begegnung von Rolf A. Kluenter (vorne) gefilmt. Foto: Stephan Eickschen/pp/Agentur ProfiPress

Für ein Gespräch über sein neues Kunstprojekt unterbrach Rolf A. Kluenter jetzt kurzzeitig die aktuellen Dreharbeiten im Euskirchener Stadtmuseum. Dort drehte er einige ergänzende Szenen, etwa eine abgewandelte Variante der Eifeler Geschichte „Wie die Noobesch Tant bahl no Kölle jefahre wär“ von Fritz Koenn, nachgespielt vom Eifeler Mundart-Experten Manfred Lang zusammen mit Ingrid Hoffmann, einer Bewohnerin der Lebenshilfe HPZ.

Dreh- und Angelpunkt von „Puls – Stadt, da pocht ein Herz!“ ist der Euskirchener Bahnhof. Angelegt als Reportage werde die Videoinstallation in ihrem Verlauf zu einer Mischung aus Schauspiel und Poesie, erklärt Rolf A. Kluenter.

Im Euskirchener Stadtmuseum Kulturhof drehte Rolf A. Kluenter (rechts) mit dem Eifeler Mundart-Experten Manfred Lang einige Szenen aus Fritz Koenns Mundartepos „Wie die Noobesch Tant bahl no Kölle jefahre wär“ – einer Geschichte aus den Anfängen der Köln-Trierer Eisenbahn. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress
Im Euskirchener Stadtmuseum Kulturhof drehte Rolf A. Kluenter (rechts) mit dem Eifeler Mundart-Experten Manfred Lang einige Szenen aus Fritz Koenns Mundartepos „Wie die Noobesch Tant bahl no Kölle jefahre wär“ – einer Geschichte aus den Anfängen der Köln-Trierer Eisenbahn. Foto: Steffi Tucholke/pp/Agentur ProfiPress

Der Künstler hat bereits im November intensiv mit seinen Protagonisten gedreht – auch um herauszufinden, wie sie vor der Kamera reagieren. Nun sind auch für den kompletten Februar Dreharbeiten geplant, in denen die zum Teil sehr persönlichen Geschichten weiterentwickelt werden sollen.

„Puls“, das steht in den Augen von Rolf A. Kluenter zum einen für das pulsierende Zentrum der Stadt, für Aktualität und Mobilität. Zum anderen betrachtet er „Puls“ als medizinische Metapher für die innere Situation und Haltung der Menschen: „Als Eifeler Künstler, der in Asien lebt, ist mir die Pflege der inneren Geistlichkeit ein wichtiges Anliegen, angelehnt an die chinesische Pulsdiagnose, die viel über die Befindlichkeit des Menschen auszusagen vermag.“

 „Die Bühne, auf der alle auf Augenhöhe spielen“

 In der Rahmenhandlung von „Puls“ geht es zunächst um den Schauspieler Andreas Albrecht, der im Euskirchener Parkhotel lebt und jeden Tag zum Bahnhof geht. Dort sitzt er und liest seine Texte, wobei der Bahnhof zu seiner Bühne wird. Abwechselnd trifft er dort auf die verschiedenen Protagonisten, die sich mit ihm austauschen und wieder weiterreisen. „Der Bahnhof ist eine Bühne, auf der alle gleichberechtigt und auf Augenhöhe spielen und agieren“, erklärt Rolf A. Kluenter.

So zeigt eine der Szenen zum Beispiel Michael Perpeet, einen Bewohner der Lebenshilfe HPZ, der Andreas Albrecht am Eingang zum Fußgängertunnel beobachtet. Schließlich nimmt er ihm die Angst vor der Dunkelheit und hilft ihm, die Schwelle in den Tunnel zu überqueren. „Damit werden die Begriffe »behindert« und »nicht-behindert« hinterfragt – und es stellt sich die Frage: »Wer hat hier eigentlich welche Talente?«“, so der Künstler.

Die autistische Künstlerin Heike Giesen steht vor Rolf A. Kluenters Kamera. Archivfoto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Die autistische Künstlerin Heike Giesen steht vor Rolf A. Kluenters Kamera. Archivfoto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Die Videoinstallationen sollen in einer Ausstellung im Euskirchener Stadtmuseum im Kulturhof vom 7. Oktober 2017 bis zum 28. Januar 2018 auf sieben parallel geschalteten Bildschirmen zu sehen sein. Themenbezogen sollen auf einem achten Bildschirm ergänzende Interviews laufen, unter anderem mit Euskirchens Landrat Günter Rosenke, dem Euskirchener Bürgermeister Dr. Uwe Friedl, Josef C. Rhiem, ehemaliger Vize-Landrat und Zülpicher Ehrenbürgermeister, sowie Dr. Heike Lützenkirchen, die die Ausstellung als Leiterin des Euskirchener Stadtmuseums kurativ begleitet.

„Für das Stadtmuseum ist es natürlich besonders interessant, dass ein Aspekt der Stadt aus künstlerischer Sicht unter die Lupe genommen wird“, sagt Dr. Heike Lützenkirchen. Die Ausstellung soll deshalb von verschiedenen museumspädagogischen Angeboten begleitet werden, unter anderem Workshops für Schülergruppen und Expertenführungen mit dem Künstler.

 Menschen mit Behinderung lernen, sich in der Kunst auszudrücken

 Darüber hinaus soll es einen Ausstellungskatalog und ein Making-of geben, für das der Bonner Fotograf und Grafiker Dr. Stephan Eickschen das Projekt begleitet. Auch für Rolf A. Kluenter hat das Projekt einen besonderen Stellenwert. Als Einzelausstellung wird sie in diesem Jahr eingerahmt von zwei weiteren Gruppenausstellungen: So sind seine Film-Installation „Shanghai Soulmates“ im Museum für Zeitgenössische Kunst Shanghai und sein Filmprojekt „Jenseits meines Tisches – Beyond My Table“ im Museum der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz zu sehen.

Rolf A. Kluenter: „Euskirchen als Mittelstadt ist eine tolle Plattform für das Projekt, diese Konstellation ist außergewöhnlich und für mich ein großer Ansporn.“ Die Grundlage der künstlerischen Zusammenarbeit zwischen der Lebenshilfe HPZ und Rolf A. Kluenter basiert auf der finanziellen Anerkennung durch die Smurfit Kappa Stiftung und die Kreissparkasse Euskirchen.

Während der Dreharbeiten im Gemeinschaftsraum der Autismus-Ambulanz: Die Therapeutin Ute Keils spiegelt sich in dem Werk, das der autistische Künstler Stephan Albach aus Zülpich auf Glas gemalt hat. Archivfoto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Während der Dreharbeiten im Gemeinschaftsraum der Autismus-Ambulanz: Die Therapeutin Ute Keils spiegelt sich in dem Werk, das der autistische Künstler Stephan Albach aus Zülpich auf Glas gemalt hat. Archivfoto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Realisiert wird das aktuelle Kunstprojekt mit der Unterstützung durch E-regio, die Euskirchener gemeinnützige Baugesellschaft (Eugebau), das Ameron Parkhotel in Euskirchen und Heinrich Urfey von Euronix in Kommern. „Wir freuen uns natürlich immer über weitere Unterstützer“, sagt Rolf Emmerich, Geschäftsführer der Lebenshilfe HPZ.

Letztendlich ist „Puls – Stadt, da pocht ein Herz!“ ein weiterer Schritt, Menschen mit Behinderung in der Kunst die Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken. Den Anfang dafür machte er vor rund drei Jahren mit dem Kunstprojekt „Kleiner Kosmos Felsenkeller“ in Bürvenich, für das er Menschen mit und ohne Behinderung vor die Kameralinse holte. Nun begleitet „Puls“ die Eröffnung der Autismus-Ambulanz und des Betreuten Wohnens der Lebenshilfe HPZ im Euskirchener „Quartier City Süd“. Damals wie heute ist für Rolf A. Kluenter „Kunst die Sprache der Inklusion“.

pp/Agentur ProfiPress