„Geben Sie weiter Gas für die Eifel“
VR-Bank Nordeifel bilanziert in Schleiden das Geschäftsjahr 2015 und wählt zwei neue Aufsichtsräte – Lob für regionale Konzepte und stocksolide Finanzen vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband – Silberne Ehrennadel für den nach 38 Jahren ausscheidenden Aufsichtsrat Josef Eich – 290.000 Euro für die 25.040 Mitglieder (4,04 Prozent Rendite) und 70.000 für den Regionalfond Nordeifel
Schleiden/Nordeifel – Knapp 290.000 Euro Gewinnanteile schüttet die VR-Bank Nordeifel für 2015 an ihre 25.040 Mitglieder aus. Das entspricht im Zeitalter der Null- und Strafzinsen einer Rendite von 4,04 Prozent.
Außerdem beschloss die Vertreterversammlung der Nordeifeler Hausbank am Donnerstagabend in der Mensa des bischöflichen Clara-Fey-Gymnasiums in Schleiden, erneut 70.000 Euro Gewinne in den im vergangenen Jahr mit 100.000 Euro Startkapital gegründeten Regionalfond einzuzahlen, mit dem Projekte im Südkreis gefördert und unterstützt werden.
Es war eine harmonische Vertreterversammlung, zu der wegen der Größe der VR-Bank Nordeifel nicht mehr alle über 25.000 Miteigentümer eingeladen waren, sondern je 150 Mitglieder ein Delegierter. Der Schlüssel wurde am Donnerstag im Zuge einer Satzungsänderung nochmals auf einen Vertreter pro 250 Mitglieder hochgesetzt.
Die 88 am Donnerstag tatsächlich anwesenden von 145 geladenen Vertretern entlasteten nach den entsprechenden Jahresberichten Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig – und wählten zwei Aufsichtsräte neu.
Dabei handelte es sich um Ernst Lüttgau aus Blankenheim, der dem Gremium bereits seit sechs Jahren angehört, und um Dominik Poth (32) aus Schmidtheim, Geschäftsführer der dortigen Bohnen & Mies GmbH & Co. KG. Poth wurde ebenfalls einstimmig an die Stelle des aus Altersgründen ausscheidenden Blankenheimer Aufsichtsratsvertreters Josef Eich gewählt.
Eich hatte dem Aufsichtsrat über eine ganze Reihe von Fusionen hinweg seit 1978 angehört. Aufsichtsratsvorsitzender Robert Pelzer sagte über seinen Stellvertreter, der bereits 1982 bei der Verschmelzung der Spar- und Darlehenskassen Ripsdorf und Dollendorf Aufsichtsrat war und es bis zur heutigen modernen und nordeifel-weit verbreiteten VR-Bank blieb: „Als ich vor 21 Jahren nach der Fusion der Volksbank Blankenheim und der Raiffeisenbank Schleiden-Hocheifel in den Aufsichtsrat der VR-Bank Nordeifel kam, da waren Sie, Herr Eich, schon 17 Jahre im Amt.“
140 Mitarbeiter, zwölf Azubis
Außer von Personalien war die Vertreterversammlung der VR-Bank Nordeifel 2016 von einem durch und durch soliden und insgesamt erfreulichen Geschäftsergebnis geprägt. Das attestierten nicht nur die Vertreter mit einstimmigen Entlastungen, sondern das wies auch der vom Aufsichtsrat Volker Mießeler verlesene gesetzliche Prüfbericht des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes aus.
Das Institut mit seinen über 25.000 Mitgliedern und 140 Mitarbeitern hatte 2014 sein Kundenkreditgeschäft nochmals um 25 Millionen (plus 6,8 Prozent) auf 388 Millionen steigern können. Aber auch die Einlagen stiegen um 27 (+ 5,8 %) auf 488 Millionen. Die glatten 100 Millionen Einlagenüberhang würde die VR-Bank Nordeifel auch gerne als Kredite gewähren, so Wolfgang Merten. Stattdessen muss sie sie teilweise sogar mit Strafzinsen bei der WGZ „anlegen“, so Bernd Altgen.
„Keine Zinsen zaubern, Chancen nutzen!“
Vorstandsvorsitzender Bernd Altgen hatte die Versammlung mit einer ernüchternden Bestandsanalyse der derzeitigen Finanzmarktlage eröffnet. „Vieles von dem, was wir einmal als unumstößlich gelernt haben, gilt nicht mehr. Die EZB-Zinspolitik enteignet alle Sparer, wie selbst die konservative »Welt« titelte. Was einmal drei sichere Prozent Zinsen per anno waren, das ist heute Geld, das uns im Alter fehlt.“
Das „Handelsblatt“ zitierend bezifferte Bernd Altgen den Kapitalverlust auf 200 Milliarden Euro. Den Sparern seien 343 Milliarden Zinsen verloren gegangen – umgekehrt hätten vor allem Häuslebauer 144 Milliarden an Zinsaufwendungen eingespart.
„Das Geld ist nicht weg, es ist nur irgendwo anders“, ergänzte VR-Bank-Vorstandsmitglied Mark Heiter das von Altgen gezeichnete Bild mit Verweis auf die Kreditzinseinsparungen vor allem südeuropäischer Länder. Der Gesamtvorstand warnt allerdings vor Resignation. Bernd Altgen: „Wir können keine Zinsen zaubern, aber gemeinsam Chancen nutzen.“
Zu den regionalen Konzepten, die die VR-Bank Nordeifel an das Ende einer langen Reihe von Fusionen gesetzt habe, sagte Bruno Simmler vom Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverband: „Sie haben ein wertvolles Konzept entdeckt und mit den Menschen der Region entwickelt. Geben Sie weiter Gas hier in der Eifel!“
Zu den regionalen Konzepten gehören auch genossenschaftliche Entwicklungen wie die Bildung einer Familiengenossenschaft sowie einer Gesundheitsregion und einer Generationengenossenschaft, deren Bildung die Europäische Union im Rahmen des Leader-Projektes mit 100.000 Euro bezuschusst.
Das Konzept: Jüngere helfen älteren Eifelern in der Bewältigung des Lebens: Rasen mähen, sauber machen, einkaufen gehen, Behördengänge erledigen …Wolfgang Merten: „Für die Arbeiten, die sie dabei für die Hilfsbedürftigen verrichten, gibt die Genossenschaft wie an einer Börse Entgelt oder aber Zeitgutschriften, die die Jüngeren für sich in Anspruch nehmen können, wenn sie selbst später der Hilfe bedürfen.“
Größte Personengemeinschaft der Eifel
Der Familiengenossenschaft die sich um soziale Stabilität und Hilfe in Notlagen in den Familien der Arbeitnehmer kümmert, haben sich bislang 50 Unternehmen aus der Region angeschlossen, so Bernd Altgen. „Die größte Personengemeinschaft der Eifel“, so Aufsichtsratsvorsitzender Robert Pelzer, ist längst zum Motor der Region geworden – weit über das Kernbankgeschäft hinaus.
Bereits heute erwirtschaftet das Institut, das mit zurzeit zwölf Auszubildenden lehrfreudigste Bank im Kreis Euskirchen ist, einen ständig steigenden Anteil seiner Einnahmen aus dem Provisionsgeschäft für Beratungen und Dienstleistungen.
Allein 2015 führten die Kundenbetreuer der VR-Bank Nordeifel 18.608 Beratungsgespräche. Für die Kunden ein Vermögenszuwachs von 45 Millionen Euro und für die Bank ein Plusvon 500.000 Euro Provision. So kompensierte sie fast vollständig den Rückgang des Zinsüberschusses von minus 600.000 Euro, der von der EZB Niedrig- Zinspolitik verursacht wurde.
Bruno Simmler war nicht nur des Lobes für die Bankleitung der VR-Bank Nordeifel und für deren regionale Konzepte nach Schleiden gekommen. Er überreichte dem scheidenden Aufsichtsrat Josef Eich auch Urkunde und Silberne Ehrennadel des RWGV. Aufsichtsratsvorsitzender Robert Pelzer überreichte Blumen für Eichs Ehefrau, die in 38 Jahren oft auf ihren an Sitzungen teilnehmenden Gatten habe verzichten müssen.
pp/Agentur ProfiPress