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Alte Zweitaktliebe rostet nicht…

Nostalgie bei „Zweirad-Schulz“ in der Kommerner Gielsgasse: In die Jahre gekommene Moped-Schrauber und Ortsprominenz kamen zum 88. Geburtstag des seit 77 Jahren im Rheinland lebenden ehemaligen Ostpreußen Günther Schulz zusammen

Mechernich-Kommern – Hochbetrieb herrschte Freitagnachmittag bei „Zweirad Schulz“ in der Kommerner Gielsgasse. Seniorchef Günther Schulz beging – wegen der Kommerner Kirmes mit geringfügiger Verspätung – seinen 88. Geburtstag.

Vor „Zweirad Schulz“ in der Kommerner Gielsgasse: Ehrengäste zum 88. Geburtstag von Seniorchef Günther Schulz waren größtenteils frühere und noch immer ganz aktuelle Mopedfahrer und Schrauber. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
Vor „Zweirad Schulz“ in der Kommerner Gielsgasse: Ehrengäste zum 88. Geburtstag von Seniorchef Günther Schulz waren größtenteils frühere und noch immer ganz aktuelle Mopedfahrer und Schrauber. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Seine Söhne Rainer und Achim hatten dazu alte Freunde, Kunden und Fans des Zweirad-Traditionsladens eingeladen sowie die Kommerner Prominenz wie Ex-Ortsbürgermeister Johannes Ley und Ehefrau Marlies sowie Heinz-Willi Poensgen, den Betreiber des beliebten Social-Media-Portals „Dat jode ahle Commere“.

Heinz-Willi Poensgen („Dat jode ahle Commere“) hat diesen Steckbrief aus der Historie von Zweirad-Schulz zusammengestellt. Repro: Heinz-Willi Poensgen/pp/Agentur ProfiPress
Heinz-Willi Poensgen („Dat jode ahle Commere“) hat diesen Steckbrief aus der Historie von Zweirad-Schulz zusammengestellt. Repro: Heinz-Willi Poensgen/pp/Agentur ProfiPress

Der gebürtige Ostpreuße Günther Schulz ist 88 Jahre alt, seit 77 Jahren Rheinländer und mit seiner aus Düsseldorf stammenden Frau Ursula seit 1966 verheiratet. Das Zweiradgeschäft, das Vater Ernst Schulz 1951 in Kommern an der Stelle des damaligen Blumenhauses Mombauer und der heutigen Eisdiele eröffnete, existiert bald seit 75 Jahren. Vorher hatte die Familie bereits in Lengwethen bei Tilsit/Ostpreußen ein Fahrradgeschäft mit Reparaturwerkstatt.

Aus Einzelteilen zusammengebaut

Zur Feier des Tages kam Jürgen Wagenpfeil (66) aus Mechernich-Bergheim auf seiner teilemäßig 50 Jahre alten Kreidler Florett zum Fest bei Zweirad Schulz. In Wahrheit ist das wie aus dem Ei gepellte Kleinkraftrad aus Originalteilen von der Lieferfirma für Kreidler-Ersatzteile aus Kornwestheim zusammengeschraubt worden. „Und zwar an Wochenenden in der Kommerner Werkstatt…“, so Rainer Schulz Auch der Vater und der neue Besitzer hätten eifrig mit Hand angelegt.

Rainer Schulz mit seinen Eltern Uschi und Günther am 88. Geburtstag vor dem Geschäft in der Kommerner Gielsgasse. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Das hat Tradition im Hause Schulz, wie Fans der Marken Kreidler, Zündapp und Herkules vor Ort bestätigten: Auch sie hatten bereits in den 60er und 70er Jahren unter Günther Schulz‘ kritischen Augen mitschrauben und reparieren dürfen. Der große Meister griff nur ein, wenn die Nachwuchs-Schrauber im Begriff standen, etwas falsch zu machen.

Jürgen Wagenpfeil (66) aus Mechernich-Bergheim und Günther Schulz (88) schraubten im Frühjahr 2023 gemeinsam mit dem hinter der Kamera befindlichen Rainer Schulz eine Kreidler Florett aus Originalteilen der Lieferfirma für Kreidler-Ersatzteile aus Kornwestheim zusammen. Foto: Rainer Schulz/pp/Agentur ProfiPress
Jürgen Wagenpfeil (66) aus Mechernich-Bergheim und Günther Schulz (88) schraubten im Frühjahr 2023 gemeinsam mit dem hinter der Kamera befindlichen Rainer Schulz eine Kreidler Florett aus Originalteilen der Lieferfirma für Kreidler-Ersatzteile aus Kornwestheim zusammen. Foto: Rainer Schulz/pp/Agentur ProfiPress

Günther Schulz ist heute assimilierter „Alt-Kommerner“, wie Heinz-Willi Poensgen betont, und redet Platt, als hätte er nie einen anderen Landstrich bewohnt. Seine Familie hat unterdessen eine bewegte Vergangenheit, denn die mütterliche Linie führt nach Litauen, die väterliche ins Salzburger Land nach Österreich.

Sein bewegtes Leben einschließlich der Vertreibung 1944 und der Flucht über Pommern nach Gehn 1946 hat Günther Schulz in einer 90seitigen bewegenden Autobiographie niedergeschrieben.

pp/Agentur ProfiPress