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“Adelsprädikat Rheinländer”

“Adelsprädikat Rheinländer”
Landschaftsverband Rheinland (LVR) eröffnete seine ersten “Regionalen Rheinlandtage” überhaupt am Sonntag im Kommerner LVR-Freilichtmuseum – Identitätsstiftendes, lehrreiches und kurzweiliges Programm – Sieben Schulklassen aus Mechernich, Köln und Blankenheim steuerten Projektarbeiten zur neuen Ausstellung “fremd/vertraut” bei
Mechernich-Kommern – “Adelsprädikat Rheinländer”
Die Tage, die die Identität des Rheinlands und der 9,6 Millionen Rheinländer stärken sowie kulturelle und touristische Reichtümer vor Augen führen sollen, dauern die ganze Woche über mit einer ganzen Reihe von Aktionen und Veranstaltungen an – und enden am Sonntag mit einer Großveranstaltung im Essener Gruga-Park, zu der 50 000 Gäste erwartet werden.
Zum Eröffnungsakt in Kommern konnte Museumsdirektor Dr. Josef Mangold jede Menge Publikum begrüßen, darunter vor allem Lehrer, Eltern und Kinder von sieben Schulklassen aus Mechernich, Köln und Blankenheim, die sich an dem Ausstellungsprojekt “fremd/vertraut” über Migration im Rheinland mit jeweils eigenen Arbeiten beteiligt hatten. Die Ausstellung wurde anlässlich der ersten Regionalen Rheinlandtage am Sonntag eröffnet und kann noch bis 31. Dezember besichtigt werden.
Zum Auftakt sprach ein
Besucher von 1822
Aber auch jede Menge Verbands- und Politprominenz würdigte die ersten Regionalen Rheinlandtage überhaupt in der Geschichte des 1953 gegründeten Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) durch ihre Teilnahme. Darunter LVR-Landesdirektor Harry K. Voigtsberger, Milena Karabaic, die Landesrätin für Kultur und Umwelt des Landschaftsverbandes Rheinland, Lars Oliver Effertz, der stellvertretende Vorsitzende des Landschaftsausschusses, die Bundestagsabgeordneten Gabriele Molitor und Detlef Seif, Landtagsabgeordneter Klaus Voussem und zahlreiche LVR-, Kreistags-, und Mechernicher Stadtrats-Politiker.
Das Programm zur Eröffnung, das Dr. Josef Mangold und seine Mannschaft auf die Beine gestellt hatten, war ebenso lehrreich wie unterhaltsam. Es begann mit einem Auftritt des Agrarökonomen Johann Nepomuk Schwerz, der seine wohlfeilen Worte aus den Anfängen der preußischen Rheinprovinz an eine imaginäre Versammlung richtete, die am 20. Juni 1822 zusammen gekommen war.
Rasch ließen sich die Zuhörer von Schwerz in jene Zeit entführen, nachdem Napoleons Truppen abgezogen waren und die Preußen damit begonnen hatten, die ehedem französisch besetzten Rheinlande neu zu ordnen. Dazu vereinigten sie die preußischen Oberpräsidialbezirke Köln und Koblenz unter der Bezeichnung “Rheinprovinz” zu einem Oberpräsidium. Die Rheinprovinz bestand aus den Regierungsbezirken Aachen, Düsseldorf, Köln, Koblenz und Trier und umfasste damit auch Teile der heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen und Saarland.
Lars Oliver Effertz geizt nicht
mit Lob für LVR-Freilichtmuseum
Lars Oliver Effertz griff die Einführung des historisch gewandeten Schwerz geistreich auf und schlug den Bogen zum Landschaftsverband von heute, aber zu Sinn, Zweck und abwechslungsreichem Programm der ersten Regionalen Rheinlandtage. Dabei ging er mehrfach auf das LVR-Freilichtmuseum in Kommern mit seinen einmaligen Sammlungen und 65 Gebäuden aus den verschiedenen rheinischen Landschaften ein.
Insbesondere hob der stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung die Jahrhundertausstellung “Wir Rheinländer” hervor, die in über 50 Szenen 150 Jahre rheinischer Geschichte nachstellt. Effertz ging aber auch auf die Schülerprojektarbeit ein, die zu der Ausstellung “fremd/vertraut” über Migration im Rheinland beitrug. Der Museumspädagoge Claus Cepok und die unter anderem für das LVR-Freilichtmuseum tätige Lehrerin Antje Dickel-Oloff stellten den Gästen alle sieben Schülergruppen und die sie betreuenden Lehrer sowie die Projekte einzeln vor. Dann eröffnete Museumsdirektor Dr. Josef Mangold die neue Ausstellung.
Zuvor versuchte der Journalist Manfred Lang noch eine besinnlich-heitere “Annährung an den rheinischen Menschen”. Am Anfang rezitierte er dazu ein Plädoyer des Schriftstellers Carl Zuckmayer aus einem fiktiven Dialog zwischen General Harras und dem Fliegerleutnant Hartmann aus dem Theaterstück “Des Teufels General”.
Das Gegenteil vom Rassebegriff
des Nationalsozialismus
Darin verhöhnt der von den Nazigrößen fallengelassene Fliegergeneral deren wahnsinnige Rassenideologie. Er stellt dem arischen Rassebegriff das Rheinland und die ethnisch gemischte Herkunft seiner Bewohner entgegen – und zwar als Melting-Pot des Abendlandes: “Der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald und – ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt – wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein – das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. D a s ist Rasse.”
Als Pendant zu diesem Einstieg verabschiedete sich Lang mit einem köstlichen Werk aus der Feder des früheren Rundschau-Chefredakteurs Anton Sterzel, der einmal einer Gruppe Botschaftsangehöriger aus aller Welt Sinn und Verlauf des Kölner Rosenmontagszuges in Simple-English zu erklären versucht hatte. Das hatte seine Tücken, obwohl der Bauer aus dem Dreigestirn mit “The farmer” und die Jungfrau mit “The virgin” ebenso redlich übersetzt sind wie “The Prince” für das Narrenoberhaupt oder “Little Mary” für das Funkenmariechen.
Der vergangene Sonntag zum Auftakt der ersten Regionalen Rheinlandtage war auch “Museumstag”, an dem sich neben den Museen des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) rund 20 weitere rheinische Museen mit freiem Eintritt für alle Besucher beteiligten. “Es hätte für den Auftakt keinen besseren Ort geben können als dieses Rheinische Landesmuseum für Volkskunde, das so reich gefüllt ist mit rheinischer Geschichte”, lobte Lars Oliver Effertz die Kommerner Gastgeber: “Hier wird Ihnen gezeigt, wie im Rheinland gebaut, gelebt und gearbeitet wurde.”
Migranten bei Menschen,
Stilen und Pflanzen
Bei den Schülerarbeiten zur Ausstellung “fremd/vertraut” hatten die Schulinder weiterführender Schulen aus Mechernich, Köln und Blankenheim versucht, sich dem “Fremden” in ihrer Umgebung zu nähern. Das Kölner Schillergymnasiums hatte Menschen mit Migrationshintergrund in Sülz aufgesucht, interviewt und fotografiert.
Die Theater-AG der Blankenheimer Hauptschule setzte sich filmisch mit den Problemen auseinander, die Jugendliche und Erwachsene miteinander haben. Auch wer seinen Kinderschuhen und der Jugend entwachsen ist, hat unter Umständen ein Migrationsproblem haben.
Der Regisseur Gregor Höppner vom Schillergymnasium Köln wandelte Friedrich Schillers “Bürgschaft” in einen Sprechgesang um und verfremdete den Text, so dass er durch die moderne Umsetzung vertraut und verständlich wirkt. Die Schüler der Realschule Mechernich wiederum begaben sich im Kommerner Freilichtmuseum auf die Suche nach “Migranten im Pflanzenreich”. Eine weitere Klasse untersuchte, welche Bedeutung der Begriff “Heimat” für die Menschen der Region hat. Eine dritte Klasse der Schule ging der Situation von Behinderten in der Zeit des Nationalsozialismus nach und stellte dem die heutige Situation von Behinderten in der Gesellschaft gegenüber.
Mit dem Fremden der Kunst setzten sich Schüler der Hauptschule Mechernich auseinander und machten sich auf diesem Wege das Unbekannte vertrauter. Museumsdirektor Josef Mangold sagte, er sah nicht nur froh, sondern regelrecht stolz darauf, dass es Museum wie Lehrern gemeinsam gelungen sei, so viele junge Leute zum Mitmachen zu motivieren.
Untermalt wurde die Auftaktveranstaltung musikalisch von der Big Band der Musikschule Euskirchen unter Leitung von Peter Schneider-Reuter.
pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

06.07.2010