Bergbau zunächst in Kleinbetrieben
Zwecks Grundwasserabsenkung in den Stollen stiegen im 17. Jahrhundert die bergbauerfahrenen auswärtigen Investoren Bartholomäus Brüggen, Dietrich Rath und Johann Meinertzhagen am Mechernicher Bleiberg ein – Das Neueste aus den Bergbaukundlichen Informationsblättern des Arbeitskreises Eifeler Bergbaugeschichte
Mechernich – In der neusten Ausgabe seiner Bergbaulichen Informationsblätter beschäftigt sich der Regionalhistoriker Peter-Lorenz Könen (Arbeitskreis Eifeler Bergbaugeschichte, Johannesweg 27) mit der Geschichte der Mechernicher Bleierz-Abbaustollen.
„Der mittelalterliche Bergbau in der Bleierz-Lagerstätte bei Mechernich-Kall bestand ausschließlich im Abteufen von sogenannten Reifenschächten durch Eigenlehner in Kleinbetrieben“, beginnt Könen seine Ausführungen, die man auch per E-Mail bei ihm erhalten kann: ep.koenen@t-online.de
Damals waren noch keine Großunternehmen wie die von der Familie Kreuser dominierte Gewerkschaft Mechernicher Werke oder die halbstaatliche Preussag am Bleiberg tätig, die die über zwei Jahrtausende vom Bergbau verwundete Landschaft nach Ende des lukrativen Abbaus 1958 so hinterließ, wie sie war.
Tiefer als 40 Meter war Grundwasser
Im Mittelalter war noch kein Stollenbetrieb vorhanden, obwohl das Gebirge dies zugelassen und es betriebliche Vorteile gegeben hätte. Doch die kleinen selbständigen Bergbautreibenden waren nicht gewillt, die Kosten für einen gemeinsamen Wasserlösungsstollen aufzunehmen. Die maximale Teufe lag zu der Zeit bei 37 bis 40 Metern. Tiefer ging nicht wegen des Grundwassers…
Könen: „Der Bergbau ging zu Beginn des 17. Jahrhunderts, bedingt durch das störende Wasser und den Dreißigjährigen Krieg, zunächst sehr stark zurück.“ Jetzt erwachte das Einsehen, dass der sich abschwächende Bergbaubetrieb nur noch durch einen das Grundwasser senkenden Wasserlösungsstollen gerettet werden konnte.
Da keiner der Kleinkonzessionäre allein in der Lage und auch alle im Verein nicht willens waren, die notwendigen Geldmittel für das Projekt aufzubringen, bildeten auswärtige bergbauerfahrene Investoren eine Gesellschaft.
Dabei handelte es sich um Bartholomäus Brüggen aus Aachen, Dietrich Rath und Johann Meinertzhagen aus Köln. Zumindest Brüggen hatte sich bereits seit 1629 im Kommerner Bergbau engagiert und kannte sich am Bleiberg aus. Die drei trieben Versuchsstollen voran und stießen auf Erzmineral im Überfluss.
„Doch wo war der Versuchsstollen angesetzt?“ fragt sich Regionalhistoriker Könen und zitiert den späteren Bergbeamten Gubner: „Dem durch die vielen Veränderungen die in der Gegend, wo muthmaßlich das Stollen Mundloch angelegt worden ist, seit zwei Jahrhunderten an der Oberfläche durch Bauten, Wegeanlagen und Aufstürzung von Poch- und Waschhalden vorgegangen sind, vermag ich nicht, ohne Hülfe archivarischen Nachrichten, der Ansitzungspunkt jenes Versuchsstollens näher auszumitteln. Nur durch Kombination kann ich heute so viel sagen, dass das Mundloch des Versuchstollens in der Höhe der Scheune, kürzlich neu erbauten Juliushütte gelegen seyn mag…“
Pochwerke und Hütten am Bleibach
Peter Lorenz Könen bringt zu diesem Punkt und zur Hüttensituation im frühen 17. Jahrhundert allgemein historische Skizzen in seinen neuesten Informationsblättern. Wie immer bemüht sich der Sohn des Mechernicher Heimatforschers Anton Können und Mitglied des Arbeitskreises Eifeler Bergbaugeschichte um eine sehr detailgetreue Dokumentation der Gegebenheiten.
So auch über den Arenbergischen Erbstollen und die Situation der Erzaufbereitung in vielen Pochwerken entlang des Bleibachs und der Verhüttung in nicht weniger zahlreichen Verhüttungsbetrieben. Ein Kartenausschnitt von 1721 beispielsweise zeigt den ersten Erbstollen von 1629 als „Alten Stollen“.
Vor dem Mundloch wurde das Stollenpochwerk oder die verlorene alte Stollenhütte errichtet. Wie immer bringt Peter-Lorenz Können in seinen Dokumentationen auch ein umfangreiches Quellen- und Literaturverzeichnis.
pp/Agentur ProfiPress