„Der schönste Ort der Erde“
Michael Nielen gibt anlässlich 50 Jahre Kommunale Neugliederung Einblick aus Herbert Kronenbergs Augen auf Urfey und Vollem
Mechernich-Urfey/Vollem – Herbert Kronenberg hat viele Länder und Städte der Welt gesehen – von Kuba über China, Vietnam bis hin nach Costa Rica. „Da war es überall schön, manchmal traumhaft“, resümiert der Koch und Gastronom: „Aber es gibt keinen Flecken auf der Welt, der so schön ist wie Vollem.“
Und, so Kronenberg in einem Interview mit dem Redakteur Michael Nielen für das Mechernicher Sonderheft zu 50 Jahren Kommunaler Neugliederung: „Ich möchte nirgendwo anders leben und wohnen als hier.«
Sommer, Herbst, Winter und vor allem das Frühjahr seien in der Eifel immer ein Erlebnis. „Ich mag die vier Jahreszeiten, besonders aber das Frühjahr“, schwärmt Herbert Kronenburg, zieht seine Wanderschuhe an und macht sich auf den Weg zu einem seiner absoluten Lieblingsplätze.
Pfadfinder setzten erstes Gipfelkreuz
Er liegt hoch über Vollem, sogar noch über dem Eulenberg, auf dessen Gipfel ein Holzkreuz steht, das einst Pfadfinder dort errichtet haben. „Das ursprüngliche Kreuz“ ist längst verrottet“, verrät Kronenberg: „Die Vollemer haben es durch ein neues ersetzt.“
Dann ist der Platz an der „langen Hecke“ erreicht, von dem aus der Ausblick tatsächlich atemberaubend ist. Auf halber Höhe zwischen Vollem und Lorbach sieht man bis zum Stockert, die Höhen um Bad Münstereifel mit dem älteren und kleineren von zwei Radioteleskopen im benachbarten Münstereifeler Stadtgebiet. Von hier hat man auch sein Heimatdorf Vollem und natürlich Weyer im Blick.
„Da“, sagt Kronenberg und zeigt auf das Dorf am gegenüberliegenden Bergrücken: „Da kommt meine Frau her. Die hat sich von Weyer aus auf den Weg in die Niederungen nach Vollem gemacht.“ Und er umgekehrt bergauf…
Herbert und Helene Kronenberg gehen nicht nur gemeinsam oft und gerne die Wege rund um Vollem. Wandern gehört zu ihren großen Hobbys. Die beiden sind zudem im Feytal und weit darüber hinaus bekannt als das Ehepaar, das Jahrzehnte hindurch die Gaststätte „Kronenberg“ in Vollem geführt und betrieben hat. „Wir verfügten“, so Herbert Kronenberg, „über eine große und treue Stammkundschaft.“
Ende des Jahres 2016 war aus gesundheitlichen Gründen Schluss mit der Gaststätte. Heute werden die Räumlichkeiten nur noch für Feierlichkeiten wie Geburtstage, Hochzeiten oder Jubiläen vermietet.
Die Gastwirte Kronenberg hatten in Vollem Tradition. „Der Opa“, erzählt Herbert Kronenberg, „hatte 1953 in einem Fachwerkhaus die erste Kneipe eröffnet.“ In den Jahren 1966/68 errichtete der Vater dann das Gasthaus, in dem das Ehepaar Kronenberg schließlich mehr als 30 Jahre für die Kundschaft tätig waren.
Wiese mit dem Fußball „gemäht“
„Errichtet wurde das Gasthaus auf der Wiese, auf der wir als Jugendliche gegen die Kinder aus Urfey oder Eiserfey Fußball gespielt haben“, schmunzelt Herbert Kronenberg. Der Landwirt brauchte diese Wiese gar nicht zu mähen, die habe man beim Kicken automatisch kurzgehalten.
„Wir hatten eine sehr schöne Kindheit“, erinnert sich der ehemalige Gastwirt. Man sei zu Fuß zur Schule nach Eiserfey gegangen und habe nachmittags miteinander gespielt.
„Im Prinzip“, sagt Herbert Kronenberg, „hat sich an der Struktur des Dorfes seit damals wenig geändert.“ Da es rund um das Dorf keine neuen Baugebiete gegeben habe, sei der Ortskern über die Jahre hinweg erhalten worden.
Bis heute würden sich die rund 130 Einwohner untereinander kennen, sich auf der Straße treffen und einen kleinen Plausch halten. Was nicht heißen solle, dass es in Vollem nur heile Welt gibt: „Der Altersdurchschnitt im Dorf ist natürlich sehr hoch.“ Dennoch kann Herbert Kronenberg sich nicht vorstellen, irgendwo anders zu wohnen.
Das Kreuz mit Bank im Hang
„Wanderer schau in Gottes freie Natur, zum Wald und auf die grüne Flur. Ins schöne Urfeyer Tal, wo einst der Römerkanal war“ : Diese Inschrift steht auf einem Eisenkreuz, das sich auf halber Höhe zwischen Urfey und Weyer befindet. Auf dem Sockel prangt der Schriftzug „Urfey“. Neben dem Kreuz lädt eine Bank zur Rast ein.
„Urfey“, erzählt Herbert Kronenberg, „wurde im Zweiten Weltkrieg irrtümlich schwer bombadiert und verwüstet.“ Eine Bombe habe dabei den Hof, an dessen Stelle sich heute ein Gestüt befindet, getroffen und die Bewohner getötet.
pp/Agentur ProfiPress