Mehr Pilger als voriges Jahr
Andreas Werner OSB predigte vom Tod Jesu als Folge vernichtender Lieblosigkeit und von Auferstehung als Akt unendlicher Zärtlichkeit zwischen Vater und Sohn – Karl-Heinz Stoffels: „Maria, eine Frau aus dem Leben, der nichts fremd ist und zu der man mit allem kommen kann und die alles in ihrem Herzen bewahrt“
Mechernich-Kallmuth – „Es sind mehr Leute da, als im vergangenen Jahr“, meint eine Pilgerin aus Keldenich. Auch Frauen aus dem Helferteam der Pfarre St. Georg Kallmuth meinen, der Absatz an Kaffee und Brötchen an der Imbissstation im Bürgerhaus Alte Schule sei schon mal schwächer gewesen. Obwohl sich die Gesichter der Pilgerinnen und Pilger nicht unbedingt verjüngen: Der Zulauf zu den Messen und anderen Gottesdiensten des Schmerzensfreitags nimmt zu.
Der Vormittag war von den Predigten der Benediktinerpatres Andreas Werner und Elias (Karl-Heinz Stoffels, beide Maria Laach) sowie einer Kreuzwegmeditation mit Gerhard Mayr-Reinecke aus dem Gottesdienstleiterteam der GdG St. Barbara geprägt. Das Wallfahrtsmotto lautete in diesem Jahr „Maria bewahrte alles in ihrem Herzen“.
Pater Elias OSB sagte, die Pilger schätzten die Schmerzhafte Mutter von Kallmuth, „weil sie eine von uns ist, eine Frau, die alles schon durchgemacht hat, der nichts fremd ist, was uns bedrückt, der wir alles anvertrauen können.“ Er hatte das Evangelium von der Verklärung Jesu ausgewählt, in dem Lukas Petrus ausrufen lässt: „Lass uns hier drei Hütten bauen.“
Dem Alltag entkommen?
Der stets etwas voreilige Apostelfürst will den Augenblick festhalten – wem ginge das manchmal nicht auch so. „Wir brauchen die Highlights, die Ekstase, das aus dem grauen Alltag herausragende“, so Pater Elias: „Manche helfen dem schönen Augenblick mit Alkohol und Drogen nach.“ Aber der Alltag mit seinen Sorgen und Nöten wolle gelebt und auch erlitten werden – darin sei uns die schmerzhafte Mutter Beistand und Hilfe.
Karl-Heinz Stoffels hatte den Prior Administrator Pater Andreas Werner OSB und damit den faktisch residierenden Abt von Maria Laach mit in seinen Geburts- und Heimatort nach Kallmuth gebracht. Was Werner ganz besonders freute, weil er seinerzeit in Steinfeld Abitur gemacht hatte und den Raum Mechernich nicht nur von einem Krankenhausaufenthalt, sondern auch von Fahrradausflügen her ganz gut kannte.
Er nahm seine Zuhörer im proppenvollen Kallmuther Gotteshaus predigend mit in die hohe Theologie. Jesus sei im übertragenen Sinne an der vernichtenden Macht der Lieblosigkeit gestorben, nicht an seinen Verletzungen. Und Auferstehung sei als erstes ein Zeichen der Dreifaltigkeit, ein Akt unendlicher Zärtlichkeit Gottes. „Auferstehung, das spiele sich ab zwischen Jesus und dem Vater im Heiligen Geist“.
Priester von drei Kontinenten
Zum Festhochamt begrüßte Diakon Manfred Lang im Namen von Ortspfarrer Erik Pühringer nicht nur den Hauptzelebranten Pater Andreas Werner OSB und Pater Elias Stoffels, sondern auch als Konzelebranten die Pfarrer Mathew George Charthakuzhiyil von der Mechernicher Communio in Christo und Erik Pühringers priesterliche Mitarbeiter Dr. Innocent Dim und Felix Dörpinghaus.
Zum Hochamt sang der Kallmuther Kirchenchor St. Cäcilia unter der Leitung von Stefan Weingartz, der auch die Frühmesse und die Kreuzwegandachten mit seiner Musik verschönerte. Um 14 Uhr setzte Diakon Lang das Allerheiligste zur Stillen Anbetung aus, ab 15 Uhr predigte Gemeindereferentin Rita Pehl zum Wallfahrtmotto, dass Maria alles in ihrem Herzen bewahrte.
Eine Pilgermesse mit Pfarrer Erik Pühringer und dem jungen Chor „Kakus Vocale“ unter der Leitung von Uli Schneider bildete den furiosen Abschluss eines sinnendurchfluteten Schmerzensfreitag 2019. Die Orgel spielte Thomas Müller.
pp/Agentur ProfiPress