1000 gute Wünsche für Max
Zwölfte große Typisierungsaktion der Hilfsgruppe Eifel war ein großer Erfolg – Eine Welle der Solidarität und der Zusammengehörigkeit schwappte im übertragenen Sinne in die Turnhalle des Mechernicher Turmhof-Gymnasiums – Jetzt stehen 24.023 Eifeler in der Spenderdatei der DKMS – 338 Lebensretter aus der Eifeler spendeten bereits für genetische Zwillinge in 34 Ländern der Erde – Ein Bericht von Reiner Züll
Mechernich/Kall/Bad Münstereifel – Angst, Hoffnung, Freude, Gemeinschaftssinn, Vorweihnachtsgefühle: Es war ein eigenartiges Gemisch aus Gefühlen und Einstellungen, das die Menschen am Samstag vor Heiligabend in der Turnhalle des Gymnasiums am Turmhof (GaT) zusammenführte.
Schule, Schulleiter Micha Kreitz, Stadtverwaltung, Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick, Hilfsgruppe Eifel und deren Vorsitzender Willi Greuel aus Lückerath hatten gemeinsam und mit Hilfe der Medien zu einer Typisierungsaktion für den an Leukämie erkrankten 30jährigen Münstereifeler Familienvater Max aufgerufen – und über anderthalb Tausend Menschen kamen, um mit einer Speichelprobe ihren genetischen Code der deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) zu Protokoll zu geben.
Um das Leben des jungen Mannes zu retten, muss dringend ein Stammzellenspender gefunden werden. Übrigens hatte sich Max, der in Mechernich Abitur machte, selbst bei einer Aktion der Hilfsgruppe Eifel in Mechernich typisieren lassen, um das Leben eines anderen jungen Mannes zu retten, um den es damals ging.
Bürgermeister Dr. Schick Schirmherr
In einer konzertierten Aktion setzten die Hilfsgruppe Eifel und die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) sowie Freunde und ehemalige Lehrer von Max alle Hebel in Bewegung, um einen geeigneten Spender für Max zu finden. In kurzer Zeit wurde die Typisierungsaktion organisiert, bei der 120 freiwillige Helfer im Einsatz waren. Mechernichs Bürgermeister Dr, Hans Peter Schick übernahm die Schirmherrschaft.
Am Ende wurden 1566 potenzielle Stammzellenspender registriert. „Ein tolles Ergebnis“, resümierte Willi Greuel. Auch Micha Kreitz war überwältigt. Max ist ein ehemaliger Schüler von Kreitz. Der Mechernicher Oberstudiendirektors war von der Familie informiert worden und kurbelte die Typisierungsaktion mit Hilfe von Stadtverwaltung, DKMS und Hilfsgruppe an.
Micha Kreitz, der sich während der Aktion selbst als Schreibkraft verdingte, sagte Hilfsgruppen-Pressereferent Reiner Züll: „Im September hat Max noch hier am Gymnasium an einem Ehemaligentreffen teilgenommen“. Da habe noch Fröhlichkeit und heitere Stimmung geherrscht. Die Nachricht, dass bei Max die heimtückische Krankheit ausgebrochen sei, habe die Familie und auch Freunde und Bekannte tief getroffen.
Max zur Zeit in Chemo
Kreitz nahm Kontakt mit Hilfsgruppen-Schatzmeister Helmut Lanio und dem Vorsitzenden Willi Greuel auf. Die Hilfsgruppe sagte sofort Hilfe zu, weil die Zeit für Max drängt. Er unterzieht sich zur Stunde in der Bonner Uniklinik einer Chemotherapie. Innerhalb kurzer Zeit hatten Kreitz, die Hilfsgruppe und die DKMS die Typisierungsaktion organisiert und über freiwillige 120 Helfer mobilisiert. Bürgermeister Dr. Hans Peter Schick übernahm spontan die Schirmherrschaft der Aktion und sagte die Unterstützung der Stadt zu.
Seitens der Schule hatte Direktor Micha Kreitz schnell zehn Kollegen sowie rund 70 ehemalige und aktuelle Schüler des Gymnasiums als Schreibkräfte für die Datenerfassung aktiviert. Weitere 40 Helfer wurden von der Hilfsgruppe gestellt.
Mit der Durchführung der Typisierungsaktion wollten DKMS und die Hilfsgruppe nicht bis nach den Weihnachtsfeiertagen warten. Obwohl ab freitags im Gymnasium die Ausstellung einheimischer Künstler stattfand, konnte die Typisierung Dank der Stadt und der Schule an dem Samstag vor Heiligabend stattfinden.
In der Presse und den sozialen Medien wurden die Menschen in der Eifel aufgerufen, sich für Max typisieren zu lassen. Die Junggesellen aus Pesch, wo Max aktiver Fußballer war, traten mit einem Appell im Schleidener Wochenspiegel eine riesige Welle der Hilfsbereitschaft bei den Eifeler Jugendlichen los. Kaum einer im Kreis Euskirchen war über das Schicksal von Max nicht informiert.
Willi Greuels oft geäußerte These, dass man sich auf die Eifeler Jugend verlassen kann, sollte sich am Tag der Typisierung erneut bewahrheiten. Schon eine Viertelstunde vor Beginn der Aktion standen die ersten jungen Leute vor der Tür. Schnell waren die 32 Plätze, die für die Datenerfassung und Entnahme der Speichelproben zur Verfügung standen, besetzt.
Unter Aufsicht der DKMS-Mitarbeiterin Nicole Ruf und der DKMS-Ärztin Janine Höffer entnahmen die Spender mit Hilfe von drei Wattestäbchen ihre Proben im Mund an den Wangeninnenseiten selbst: Eine Minute linke Seite, eine Minute rechte Seite und eine Minute beidseitig. Zum Abtrocknen wurden die drei Stäbchen mit den Proben zwei Minuten lang in der Luft gewedelt.
Jede Menge Junggesellen am Start
Bereits nach einer Stunde konnte Willi Greuel die Abgabe von 200 potenziellen Spendern vermelden, um 12 Uhr waren es schon über 400 Proben und um 15 Uhr war die Zahl 1000 erreicht. Der Andrang riss den ganzen Tag nicht ab, so dass die Typisierungswilligen zeitweise Schlange stehen mussten.
Junge Familien mit Kindern, zahlreiche Feuerwehrleute, kostümierte Händler vom Mittelalter-Weihnachtsmarkt in Satzvey, Fußballer aus dem Stadtgebiet und viele Junggesellenvereine warteten geduldig vor den Entnahme-Stationen. Der Junggesellenverein Pesch kam in ebenso starker Besetzung wie die Junggesellen aus Olef.
Man habe den Aufruf des JGV Pesch gesehen und sofort entschieden „Da machen wir auch mit“, berichtete Jan Griskewitz, der Sprecher der Olefer Jugendlichen. Auch der JGV Eicherscheid und der JGV „Alte Heimat“ Vussem waren dem Ruf der Pescher Kollegen gefolgt. Mit zahlreichen Fußballern war die Spielgemeinschaft Rotbachtal-Strempt zum Speicheltest abgetreten, ebenso Spieler der TuS Mechernich und der Jugendabteilung des SSC Firmenich.
Um die Mittagszeit erschien auch der erst vor ein paar Tagen vereidigte neue Bürgermeister der Stadt Schleiden, Ingo Pfennings, mit seiner hochschwangeren Ehefrau Dorina, um sich typisieren zu lassen. Als ehemaliges Mitglied des Stadtrates Bad Münstereifel hat auch Pfennings den Wunsch, dass ein Spender für Max gefunden wird.
Was echte Freundschaft bedeutet, bewiesen Anja Dick, Karsten Bayer und das Ehepaar Nina und Andreas Vela Sanches. Die Kollegen und Freunde von Max hatten zwei Bücher vorbereitet, in die die Besucher des Aktionstages Grüße und gute Wünsche an Max niederschreiben konnten. Acht Stunden verweilte das Freundes-Quartett in der Turnhalle,um die Botschaften einzusammeln. Am Ende waren es etwa 1000 gute Wünsche, die sie noch vor Weihnachten zu Max in die Klinik bringen wollten.
„Wenn nicht mein Leben, dann ein anderes“
„Max wäre heute hier, wenn er könnte“, berichtete sein Freund Marc Golbach, der per Handy-Chat stets mit dem 30-Jährigen in der Klinik verbunden war. Von den Videos, die Max von Golbach zugeschickt bekam, war Max beeindruckt und gerührt: „Diese Aktion kann Leben retten; wenn nicht meines, dann vielleicht ein anderes“, übermittelte der 30-Jährige nach Mechernich.
„Das ist einfach der Wahnsinn, und das zwei Tage vor Weihnachten“, staunte DKMS-Mitarbeiterin Nicole Ruf über den Menschenauflauf in der Turnhalle. Bei der DKMS sei allerdings seit vielen Jahren bekannt, dass derartige Aktionen von der Hilfsgruppe stets gut organisiert seien und immer auf große Resonanz stoßen.
Die Typisierung wurde auch von der traditionellen Ausstellung der einheimischen Künstler im Foyer des Gymnasiums unterstützt. Der gesamte Erlös aus dem Verkauf von Kaffee und Kuchen fand an diesem Samstag zugunsten der Hilfsgruppe Eifel statt.
Max ist der 17. Ziel-Patient, für den die Hilfsgruppe in den jetzt 13 Typisierungsaktionen in Mechernich, Flamersheim, Euskirchen, Bad Münstereifel, Urft und Hellenthal nach Stammzellenspendern gesucht hat. Bei diesen Aktionen von der ersten im Jahr 1992 bis zur jetzigen Aktion für Max haben sich 24.023 Menschen typisieren und in die Internationale Spender-Datei eintragen lassen.
Willi Greuel: „In Urft haben sich beim Familienfest 2017 zwar nur 48 Menschen typisieren lassen, aber unter denen war ein Volltreffer, der im Frühjahr für einen Leukämie-Patienten gespendet hat“. Die Bilanz der Hilfsgruppe kann sich sehen lassen: Aus diesen 24.023 im Kreis Euskirchen typisierten Personen sind bis heute echte 338 Lebensretter hervorgegangen, die Stammzellen für leukämiekranke Patienten in 34 Ländern der ganzen Welt – von Amerika bis Indien – gespendet haben.
pp/Agentur ProfiPress