170 Kreuze sind zurück
Feierlicher Abschluss des internationalen Europa-Kreuz-Projektes in Steinfeld – Ein ganz besonderes Zeichen für den Frieden in der Welt
Steinfeld – 170 Kreuze sind zurückgekehrt von einer außergewöhnlichen Reise durch Europa, die vier Jahre dauerte. An den Orten, an denen sie aufgestellt waren, haben sie die Menschen aufgewühlt, bewegt, gleichsam zum Nachdenken und Erinnern angeregt. Nun stand der Abschluss des Projektes an, an dem sich Jugendliche des Hermann-Josef-Hauses gemeinsam mit Schülern des Hermann-Josef-Kollegs beteiligt haben. Es war still im Kapitelsaal des Klosters Steinfeld als Thomas Frauenkron, der Schulleiter des Hermann-Josef-Kollegs, ins Mikrofon sprach. Zur Vernissage waren viele Menschen gekommen. Dem Auditorium, in dem auch viele junge Menschen Platz genommen haben, fallen die großformatigen Kreuze in Schwarz, Weiß und Bunt sofort in den Blick.
„Sie stehen unverfälscht da“
„Sie stehen unverfälscht da, man sieht die Gebrauchsspuren, die Reisespuren – ungeschminkt“, brachte Frauenkron es auf den Punkt. An zwölf Stationen waren die Kreuze während ihrer Reise aufgestellt worden: an der ehemaligen deutschen Westfront in Belgien und Frankreich, anschließend ging es an die Ostfront nach Polen, schließlich nach Berlin. Sie mahnten an Kriegsschauplätzen, an Orten politischer Macht, auf Soldatenfriedhöfen und ehemaligen Schlachtfeldern. Sie stehen für ein lebendiges Erinnern und mit einem Ziel: Die Toten des Weltkrieges sollten nicht vergessen werden. In den Tagen zuvor standen eine interkulturelle Jugendbegegnung, ein großes Symposium, bei dem sich die Schüler kritisch und intensiv mit der Zeit auseinandersetzten, bewegende Gottesdienste und die Vernissage der Kreuzausstellung inklusive feierlichem Festakt auf dem Programm, mit dem man auch an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren gedachte.
Es geht um Friede und Freundschaft
Dr. Guy Féaux de la Croix, der in Holzmülheim lebende Initiator und Kurator des Europa-Kreuz-Projektes, ist überzeugt: „Dieser originelle Weg bringt uns alle zum Nachdenken, dass jeder von uns, egal wer er ist und egal wo er ist, verantwortlich ist, mitzuwirken, für eine friedliche Zukunft.“ Aus der Vergangenheit könne und müsse man lernen. Während des Abends werden immer wieder bewegende Bilder eingeblendet, die der Fotograf Manos Meisen an den Stationen der Kreuze aufgenommen hat.
Erinnern wolle man jedoch nicht nur mit Kreuzen, sondern auch mit Menschen, machte Frauenkron deutlich. Schüler, Kollegen und Freunde der Partnerschulen aus Belgien, Frankreich und Polen waren in der Woche in Steinfeld zu Gast. „Die Schüler haben zusammen gearbeitet, gekocht und unter einem Dach geschlafen, einen Gottesdienst gestaltet und gefeiert. „In dieser Woche ging es nicht um Krieg, sondern um Friede und Freundschaft“, so der Schulleiter.
So ist der Abschluss auch ein Anfang. Die Ausstellung „Europakreuze“ ist in den kommenden Wochen im Kreuzgang des Klosters Steinfeld zu sehen. Zudem wurde ein Buch im Verlag herausgegeben. Das 120-Seiten starke Bildband „Europakreuze 1914 und 2014“ zeichnet die Reise der Kreuze nach. Thomas Krause, Schauspieler und Sprecher, brachte Vorwort, Gedichte und Passagen aus dem Buch an diesem Abend stilvoll zu Gehör.
Historiker Gerd Krumeich dankte von Herzen
Der renommierte Historiker Gerd Krumeich, forscht und publiziert seit Jahrzehnten zu den Ereignissen und Umständen des Ersten Weltkrieges. Er dankte den Schülern von ganzem Herzen für das großartige Projekt: „Ich bin so glücklich über Eure Initiative. Stochert bitte immer wieder mit diesen Kreuzen in der Vergangenheit herum.“ Vor vier Jahren hatten Jugendliche des Hermann-Josef-Hauses in Urft, mit dem im Haus beschäftigten Maler- und Lackierermeister Thorsten Schmidt sämtliche Kreuze gebaut. Künstlerisch gestaltet wurden sie von den Neunt- und Zehntklässlern des HJK nach Vorbild des renommierten Düsseldorfer Künstlers Bernd Schwarzer, der das Projekt von Beginn an begleitet hat.
Ein Zeichen für den Frieden
Auch für die Direktorin des Hermann-Josef-Hauses, Susanne Beckschwarte, ist es mehr als ein Projekt, wie sie erklärte: Das Hermann-Josef-Haus sei vor 100 Jahren und damit zum Ende des Ersten Weltkrieges entstanden, mit der Intention, für die Kriegswaisen einen Ort zu schaffen, an dem sie bleiben können. Damals wie heute sei es ein Ort für Kinder, die zu Hause nicht ausreichend versorgt oder betreut werden können. Umso wichtiger sei es zu handeln, für den Frieden.
Sie sagte: „Seid bitte weiter so mutig und tragt diese Botschaft in die Welt.“ Sie erinnerte an den Jugendgottesdienst am Morgen, in denen Schüler aus verschiedenen Ländern ihre Kreuze vorgestellt und verknüpft haben mit Gedanken, Gefühlen und Hoffnungen zum Thema Frieden in der Welt: „Für alle, die dabei waren, war es sehr bewegender und berührender Gottesdienst.“ Das Steinfelder Projekt, so Beckschwarte, sei ein wichtiges Zeichen: „Für den Frieden unter uns, in Europa und der Welt!“
pp/Agentur ProfiPress