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Stadt arbeitet intensiv am Hochwasserschutz

Zahlreiche Maßnahmen umgesetzt, weitere folgen – Trotzdem gilt der Aufruf zur Risikovorsorge

Mechernich – Vor einem Dreivierteljahr versanken ganze Ortschaften im Mechernicher Stadtgebiet in den Fluten, als Starkregen gleich zweimal an wenigen aufeinanderfolgenden Tagen zu Überschwemmungen von katastrophalem Ausmaß geführt hatte und zahlreiche Menschen in den betroffenen Ortschaften fassungslos ihr Hab und Gut in Containern entsorgen mussten.

Bei der Stadt Mechernich setzt man sich seit dem Sommer 2016 intensiv mit dem Thema Prävention auseinander, zumal Experten davon ausgehen, dass – bedingt durch den Klimawandel – immer häufiger mit solchen Extremereignissen gerechnet werden muss. Neben der Aufklärung der Bürger gehörte in den vergangenen Monaten die Optimierung des Risikomanagements zu den Aufgaben von Helmut Schmitz, dem 1. Betriebsleiter der Stadtwerke Mechernich und seinem Teamleiter Jörg Nußbaum.

Zwischenzeitlich hat die Bezirksregierung die Stadt Mechernich in ein Forschungsprojekt zur Frühwarnung aufgenommen. Derzeit werden noch Daten gesammelt, um gezielt Voraussagen treffen zu können. „Wir sind auf die Ergebnisse gespannt. Doch selbst, wenn es Möglichkeiten zur Vorwarnung gibt, entpflichtet das die Bürger nicht von der Eigenvorsorge“, betonen Schmitz und Nußbaum.

Ein von Jörg Nußbaum erstellter Flyer ist mittlerweile kostenlos an alle gefährdeten Haushalte verteilt worden und gibt den Bürgern wertvolle Ratschläge. Zusätzlich gibt es auf der städtischen Homepage unter dem Link http://mechernich.de/seiten/rathaus_service/267_Gewaesser_Hochwasser.php Ratschläge, hier sind auch Hochwasserrisikokarten verlinkt.

Helmut Schmitz (li.) und Jörg Nußbaum, die beiden Verantwortlichen der Mechernicher Stadtwerke, berichten über zahlreiche Maßnahmen zum Hochwasserschutz im Stadtgebiet Mechernich. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress
Helmut Schmitz (li.) und Jörg Nußbaum, die beiden Verantwortlichen der Mechernicher Stadtwerke, berichten über zahlreiche Maßnahmen zum Hochwasserschutz im Stadtgebiet Mechernich. Foto: Renate Hotse/pp/Agentur ProfiPress

Zahlreiche der kurz- und mittelfristigen Maßnahmen, die in Zusammenarbeit mit dem Erftverband und der Bezirksregierung erarbeitet wurden, um die Ableitung des Wassers zu verbessern und damit die Hochwassersituation zu entschärfen, sind bereits in die Tat umgesetzt worden.

So wurden beispielsweise Verlandungen im Hauserbach in Dreimühlen und in Eiserfey ausgebaggert, ebenso im Gehlbach in Schaven, der zudem mit Gabionen gesichert wurde. In Weyer ist die Bachverrohrung gespült worden. Auch in Kallmuth ist die innerörtliche Bachverrohrung optimiert worden, darüber hinaus die Rechen an zahlreichen Durchlässen und Einläufen im an Wasserläufen reichen Stadtgebiet.

„Hier sind wir dankbar für Hinweise aus der Bevölkerung und bitten die Bürger vor Ort darum, die Einläufe im Blick zu behalten“, betont Jörg Nußbaum. Insbesondere vor dem Hintergrund der jetzt beginnenden Vegetationsperiode appelliert er an die Bürger, keinen Grasschnitt oder andere Gartenabfälle an der Böschungsoberkante zu entsorgen. „Hier muss jeder überdenken, welche Folgen dieses weitverbreitete Tun im Falle eines Starkregens hat.“ Das gelte vor allem für Lorbach. „Hier haben wir alles getan, was getan werden kann. Hier sind definitiv die Bürger selbst gefragt, wenn es um vorbeugende Maßnahmen geht“, erklärt Helmut Schmitz.

In Kallmuth ist die Bachverrohrung bereits optimiert worden. Nun muss näher untersucht werden, ob eine Regenrückhaltung oberhalb der Ortslage möglich ist. Dabei gehe es auch um die streitbare Frage „Sturzflut oder Hochwasser“, erklärte Helmut Schmitz. Sturzfluten sind eine Folge von Starkregen. Anders als bei einem Hochwasser, das Schritt für Schritt die Ufer übertritt, zeichnet sich eine Sturzflut durch sein plötzliches, unvorhersehbares Auftreten aus.

Beim Unwetter im Juli lief in Bleibuir ein tiefer gelegenes Grundstück voll Wasser, auf dem sich unter anderem ein Gastank befindet. Das gestapelte Brennholz machte sich selbstständig. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress
Beim Unwetter im Juli lief in Bleibuir ein tiefer gelegenes Grundstück voll Wasser, auf dem sich unter anderem ein Gastank befindet. Das gestapelte Brennholz machte sich selbstständig. Foto: Sarah Winter/pp/Agentur ProfiPress

Auf mehr als 320.000 Euro belaufen sich die Kosten für alle bislang durchgeführten Reparatur- und Sanierungsarbeiten. Dazu zählen auch die Beseitigungen der vielen Schäden und Ablagerungen unmittelbar nach dem Hochwasser und die Reparaturen an Straßen und Wirtschaftswegen.

Auch hat es einen Erörterungstermin mit Landwirten und Fachbehörden gegeben, bei dem es um die Anpassung des Saatverfahrens ging. So messen Experten der Mulchsaat beim Maisanbau eine große Bedeutung für den Erosionsschutz bei.

Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen, die in nächster Zeit in Angriff genommen werden. Der Auftrag für die Beseitigung eines Nadelöhrs in Weyer ist vergeben, nach Ostern soll der Durchlass in der L 115 im Bereich „Im Tale“ massiv vergrößert werden. Kurzfristig rechnet man bei der Stadt Mechernich mit der Genehmigung seitens der Unteren Wasserbehörde für die Ausweitung der Krebsbach-Verrohrung in Antweiler. „Planerisch ist alles vorbereitet“, so Helmut Schmitz. Zudem ist das neue Hochwasserrückhaltebecken bereits in Betrieb.

Ende Mai/Anfang Juni startet in Breitenbenden mit dem anstehenden Straßenausbau in der St.-Leonhardt-Straße der Bau einer gezielten Ableitung von Außengebietswasser im Bereich Karlsburg/Süßes Bäumchen.

Entschieden widersprachen Helmut Schmitz und Jörg Nußbaum der von den Gegnern der Neubaugebiete immer wieder aufgestellten Behauptung, dass die geplanten Neubaugebiete in Mechernich-Nord und Kommern-Süd das Risiko für Überschwemmungen vergrößerten. „Das Gegenteil ist der Fall“, sagt Helmut Schmitz, „weil die geplanten Regenrückhaltebecken wesentlich größer dimensioniert werden als gesetzlich vorgeschrieben und planerisch Extremereignisse berücksichtigt sind.“ Dadurch verbessere sich der Hochwasserschutz sogar im Vergleich zur heutigen Situation.

Der Erftverband berechnet im Auftrag der Stadt Mechernich und mit finanzieller Förderung durch die Bezirksregierung, inwieweit der Mühlensee Kommern als Regenrückhaltebecken ausreichend für den Hochwasserschutz ist. Ergibt die Berechnung mit der EDV-gestützten Simulation, dass die Kapazitäten des Mühlensees nicht ausreichen, könne daraus resultieren, dass zusätzliche Rüchhalteräume im oberhalb liegenden Einzugsgebiet geschaffen werden müssen, so Helmut Schmitz.

Bei all diesen Maßnahmen gelte aber vor allem eines, so Schmitz und Nußbaum unisono: „Die eigenen Schutzmaßnahmen sollten selbst analysiert und gut durchdacht werden. “

pp/Agentur ProfiPress