Der perfekte Sturz des Königs
Die Ritter der Burg Satzvey drehten einen Story-Trailer für die kommenden Ritterspiele – Assassinen sollen König Haron meucheln – Aus Spaß-Projekt wurde Arbeit für Profis
Mechernich-Satzvey – Die Laune des Großinquisitors ist… nun ja… eher überschaubar. Er gibt den zwei vermummten Gestalten im Hintergrund den Befehl, König Haron zu töten. Mit einem Kopfnicken quittieren die beiden Assassinen die Ansage und schreiten davon, während der Großinquisitor noch ein paar Drohungen ausspricht.
„Danke, das war’s.“ Regisseur Thorsten Loock ist zufrieden mit der Szene, die im Bourbonensaal von Burg Satzvey gedreht wurde. Sie ist Teil des Story-Trailers für die kommenden Ritterspiele, die am Pfingstwochenende, also Anfang Juni, in Satzvey starten. Rund zweieinhalb Minuten lang wird der Trailer nach dem Schnitt sein. Dafür wurden etwa zwei Drehtage eingeplant.
An einem Samstag im März wurden die ersten Szenen auf Schloss Burg in Solingen gedreht. Der Abschluss der Dreharbeiten dieses Tages ging mit heftigen Regenfällen einher, es schüttete wie aus Eimern. Deshalb benötigte die Filmcrew am zweiten Drehtag, diesmal auf Burg Satzvey, für die Anschlussszene ebenfalls einen Platzregen. „Info an Technik, die ersten Regentropfen fallen“, quäkte es zwischendurch auch aus einem Funkgerät. Nur leider war das etwa fünf Stunden zu früh, denn die dramatischste Szene des Trailers sollte erst am Abend, in der „blauen Stunde“, die atmosphärisches Licht bietet, direkt am Ufer des Veybachs gedreht werden.
„Kein Problem, das geht auch so“, meint Thorsten Loock, den alle am Set nur „Loki“ nennen. Seit 2010 ist er für Story, Drehbuch und Regie der Ritterspiele zuständig, bereits vor 18 Jahren wirkte der Inhaber einer Produktionsfirma erstmals als Darsteller in Satzvey mit. Auch für die Handlung der Ritterspiele in diesem Jahr ist er verantwortlich. Der Story-Trailer, der voraussichtlich ab Ostern bei YouTube und auf der Internetseite der Ritter von Burg Satzvey zu sehen sein wird, verrät die Hintergrundgeschichte. Zum großen Showdown kommt es dann schließlich live auf dem Turnierplatz des Burggeländes – und zwar vor Tausenden Zuschauern auf den wie immer vollbesetzten Rängen.
Die Assassinen kommen während der eigentlichen Shows überhaupt nicht vor, für die Vorgeschichte sind sie aber nötig. Denn der Großinquisitor, dargestellt von Hagen Haas, sendet sie aus, um König Haron zu liquidieren. Zumindest das Attentat gelingt den Meuchelmördern, ob der König stirbt, wird an dieser Stelle nicht verraten. Gedreht wird der Anschlag auf einer Wiese zwischen Bahnstrecke und Veybach, die nicht mehr zum Burggelände gehört, sondern einem örtlichen Landwirt, der sie für die Dreharbeiten zur Verfügung gestellt hat.
Schuss in vollem Galopp
Ein Ford Kuga, in dessen Kofferraum Kameramann Alexander Moll sitzt, düst über die Wiese. Direkt dahinter der König und sein Gefährte hoch zu Ross, verfolgt von einem Assassinen mit Pfeil und Bogen. Das Auto holpert über die Wiese, der Assassine lässt die Zügel seines Pferdes los und schießt in vollem Galopp. Der Rest der Crew passt auf, wo der Pfeil nach dem Schluss landet, um ihn wieder aufzusammeln.
200 Meter müssen die Pferde über die Wiese galoppieren – das ist anstrengend. Zumal die Temperaturen mit etwa sieben Grad bei leichtem Nieselregen auch alles andere als angenehm sind. „Maximal fünf Mal können die Pferde die Szene drehen“, meint Haron-Darsteller Christian Papke, der kein ausgebildeter Schauspieler ist, dennoch königliche Würde ausstrahlt. „Für seine Rolle ist es wichtiger, dass er gut fallen kann“, erzählt Loock – und meint das als Lob.
Denn der Pfeil trifft natürlich sein Ziel – und König Haron fällt aus dem Sattel. Diese Szene wird extra gedreht. Mit Schwung stürzt Papke zu Boden, gefilmt von Moll, der tunlichst darauf achtet, dass im Hintergrund nichts zu sehen ist, was es nicht auch schon im Mittelalter gab. Etwa die Regionalzüge der Deutschen Bahn, die auch sonntags alle paar Minuten entweder Richtung Köln oder Richtung Eifel fahren. Weitere Reiter und Pferdetrainer stehen bereit, um Papkes Ross einzufangen. Papke selbst landet perfekt auf der Wiese, sogar ohne sein Gewand schmutzig zu machen, sodass die Szene entgegen der ersten Planung noch ein zweites Mal aus leicht anderer Perspektive gedreht werden kann.
Seit Loock für die Handlung der Ritterspiele zuständig ist, werden die Trailer gedreht. „Den ersten haben wir ohne Aufwand mit einer kleinen Kamera gedreht“, erinnert er sich. Ein Spaß-Projekt sei das ursprünglich gewesen, bei dem das ganze Team zusammenkam und Ideen einbrachte. Mittlerweile ist das Equipment zwar um einiges professioneller geworden, am Grundkonzept hat sich aber nichts geändert. „Das Team steckt immer noch sein ganzes Herzblut in die Produktion“, erzählt Loock.
Inspiration findet er überall: in Filmen, Literatur und Computerspielen. „Die Geschichte dieses Jahr besteht in den Grundzügen seit zehn Jahren in meinem Kopf“, erzählt Loock. Immer wieder seien neue Puzzlesteinchen hinzu. So entwickelte sich die Story immer weiter. Mittlerweile ist sie so gewachsen, dass es nach der letzten Show im Herbst vielleicht sogar heißt: Fortsetzung folgt.
pp/Agentur ProfiPress