Verhüllung um sichtbar zu machen
Fasteninstallation der Reifferscheider Künstlerin Karin Klesy-Wenzler in der Basilika Steinfeld – Interpretation des Turiner Grabtuches noch bis Ostern zu sehen – Fasten der Sinne, um näher an das Wesen der Dinge zu gelangen
Kall-Steinfeld – „Verhüllung“ hat die Reifferscheider Künstlerin Karin Klesy-Wenzler ihre Fasteninstallation genannt, die noch bis Ostern in der Basilika Steinfeld zu sehen ist. Dabei handelt es sich um ihre Interpretation des Turiner Grabtuches – ein in Falten gelegtes, weißes Baumwolltuch, auf das die Künstlerin einen Jesuskopf gemalt hat.
Mit der Verhüllung greift Karin Klesy-Wenzler einen alten, kirchlichen Brauch auf, nach dem in der Fastenzeit Schmuck und Kostbares wie Altäre, Altarbilder und Kreuze verhüllt werden. „Es ist eine Art Fasten der Sinne“, erklärt die Künstlerin. „Was man täglich hört und sieht wird mit der Zeit so selbstverständlich, dass wir es gar nicht mehr wahrnehmen.“ Wenn man etwas dann nicht mehr sehen könne, setze das einen Prozess in Gang: „Dann denken wir plötzlich intensiv darüber nach und dringen dabei tief in das Wesen des Gegenstandes ein“, sagt Karin Klesy-Wenzler.
Durch die Verhüllung erlangen Objekte demnach eine neue Aufmerksamkeit. Das Verhüllte wird sozusagen sichtbar gemacht. „Oft gelingt es uns so, sie tiefer zu erfassen und näher an ihren Kern zu gelangen“, heißt es in dem Infoblatt, dass zur Erklärung der Fasteninstallation in der Kommunionbank der Steinfelder Basilika ausliegt.
Für ihr Kunstwerk hat Karin Klesy-Wenzler ein fünf Meter langes Baumwolltuch über einem Kubus drapiert. Den Kubus hat ihr Mann Friedrich Wenzler realisiert, der als Diakon in der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) heiliger Hermann Josef Steinfeld tätig ist. Das Baumwolltuch hat die Künstlerin mit einem speziellen Versteifungsmittel bearbeitet, damit sie es gezielt in Falten legen konnte: „Das Tuch ist so vielfältig gestaltet wie der Glauben – denn auch dort gibt es Falten, Strömungen und Veränderungen.“
Für Karin Klesy-Wenzler ist es bereits die zehnte Fasteninstallation, die sie in der Steinfelder Basilika ausstellt. „Die Dinge, die ich für die Kirche mache, sehe ich als eine Art der Verkündigung. Ich möchte den Menschen über die Kunst eine Botschaft bringen – und die Fastenzeit ist eine Zeit, in der sich die Menschen dafür öffnen.“ Auch für Pater Wieslaw Kaczor, Leiter der GdG heiliger Hermann Josef Steinfeld und Pater des Salvatorianerordens im Kloster Steinfeld, stellt die Fasteninstallation ein Stück des Glaubens dar: „Kunst und religiöse Gefühle gehören zusammen.“
pp/Agentur ProfiPress