Mit Heckflossen am Römerkanal entlang
Teilnehmer der Oldtimer-Rallye „Rheinbach Classics“ erkundeten römische Bauwerke
Mechernich – Das Können der Ingenieure und Techniker im Römischen Reich ist legendär, doch zur Fortbewegung nutzten sie vor allem die eigenen Füße. Die im Stadtgebiet Mechernich zahlreich vorhandenen Relikte römischer Baukunst hingegen dienten am vergangenen Samstag als teils malerische Kulisse der 11. Oldtimer-Rallye des veranstaltenden Vereins „Rheinbach Classics“.
Eigentlich lautet das Motto der Traditionsveranstaltung „Musik, Motoren, Petticoats“ und lockte auch in diesem Jahr wieder zigtausende Besucher zu einer Zeitreise in die 50er und 60er Jahre. Doch die 160 Kilometer lange Ausfahrt durch die Eifel stand unter dem Vorzeichen „Auf den Spuren der Römer“ und verlief entlang der römischen Wasserleitung. So zählten unter anderem die Brunnenstube in Kallmuth und das Aquädukt in Vussem zu den Stationen im Mechernicher Stadtgebiet. Diese und andere Sehenswürdigkeiten wie beispielsweise die Kakushöhle, wo ebenfalls eine Stempelstelle eingerichtet war, sollen die Rallye-Teilnehmer auch als Touristen in die Region locken.
„Am Start in Rheinbach wurden die Rallyefahrer von römischen Legionären auf die Reise geschickt“, berichtete Rainer Freund. Der ambitionierte Hobbyfotograf lichtet seit Jahren unentgeltlich die Oldtimer-Fans in ihren rollenden Schätzchen ab. Anstelle eines Honorars bittet er um Spenden zugunsten krebskranker Kinder. Am römischen Aquädukt in Vussem hatte er sich mit seiner Ausrüstung positioniert, um jeden der rund 130 Teilnehmer mit dem Brückenbauwerk im Hintergrund vor die Linse zu holen. Hier vermischten sich dann optisch Römerzeit und die 1950er Jahre, denn fürs Erinnerungsfoto brachten sich rechts und links der historischen Fahrzeuge die „Rheinbach Classics Motor-Girls“ in ihren Petticoats in Position.
„Hier geht es nicht elitär zu, hier darf man die Autos auch mal anfassen“, hob Rainer Freund den „familiären“ Charakter der „Rheinbach Classics“ hervor. Nichtdestotrotz rollten in der Parade der gehegten und gepflegten Oldtimer auch einige Exemplare mit, die durchaus als Luxussymbol gelten konnten. So etwa ein auffällig elegantes Mercedes 320 Cabrio B, Baujahr 1938, dessen Besitzer aus Gütersloh angereist war. Auch ein Ford Mustang aus dem Jahr 1965 zählte zu den Raritäten. Schön auch ein 1953 gebauter MG, dessen Besitzer den britischen Oldtimer von 2001 bis 2009 eigenhändig restauriert hat. „Das hört nie auf“, sagte Rainer Freund schmunzelnd.
Bestätigen konnte das Werner Kelzenberg aus Erkelenz, der schon zum neunten Mal an der Rallye teilnahm. Seinen Ford Taunus aus dem Jahr 1955 hat er 2004 in Österreich aus einer Scheune geholt. Da es für den „Weltkugeltaunus“, wie der Wagen wegen seines Emblems über dem Kühler genannt wird, keine Ersatzteile mehr gab, musste er alles von Hand anfertigen.
Ein echter Hingucker war mit den typischen Heckflossen, den Weißwandreifen und aufgrund seiner Länge ein aus den USA importierter „Ford“ mit der endlos langen Modellbezeichnung „Fairlane 500 Galaxie Skyliner Retractable Hardtop Coupé“. Das Schlusslicht der chromblitzenden Parade war ein auf Oldtimer spezialisiertes Pannenfahrzeug des ADAC, das den historischen Fahrzeugen folgte, bis gegen 17 Uhr die letzten Teilnehmer wieder in Rheinbach einrollten.
pp/Agentur ProfiPress