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Ein Erfolgsmodell für Flüchtlinge

Das Begegnungscafé der Flüchtlingshilfe Kall bringt seit einem Jahr jeden Monat bis zu 200 Menschen zusammen – Künstlerin Maf Räderscheidt gestaltete mit Flüchtlingen Cajóns

Kall – Es ist ein echtes Erfolgsmodell im Herzen von Kall: das mittlerweile über die organisierte Begegnungscafé der Flüchtlingshilfe Kall. Seit exakt einem Jahr findet es an jedem dritten Freitag im Monat im Pfarrheim St. Nikolaus statt – und wurde von Anfang an gut angenommen.

„Es gibt hier 120 Plätze, es kommen aber immer mehr Besucher“, sagte Dorothea Muysers von der Caritas, die das Café 2015 gemeinsam mit Hartmut Kieven ins Leben gerufen hatte. „Wir haben hier eine Ebene geschaffen, die es der Bevölkerung und den Flüchtlingen ermöglicht, in Kontakt zu kommen“, berichten sie.

Die Flüchtlinge waren frei in ihrer Entscheidung, mit was sie die Cajón verzieren wollen, denn „ohne Freiheit gibt es keine Kunst“, sagte die Künstlerin Maf Räderscheidt. Einzige Vorgabe: Es sollten Herzensangelegenheiten der Flüchtlinge sein, die gezeichnet wurden. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Die Flüchtlinge waren frei in ihrer Entscheidung, mit was sie die Cajón verzieren wollen, denn „ohne Freiheit gibt es keine Kunst“, sagte die Künstlerin Maf Räderscheidt. Einzige Vorgabe: Es sollten Herzensangelegenheiten der Flüchtlinge sein, die gezeichnet wurden. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Bei der 13. Ausgabewurden Cajóns bemalt. Die in Deutschland auch Kistentrommel genannten Musikinstrumente waren in den vergangenen Ausgaben des Begegnungscafés hergestellt worden. Die Schleidener Künstlerin Maf Räderscheidt, die sich im Welcome-Projekt der Aktion Mensch engagiert, ließ Flüchtlinge zum Pinsel greifen und „Herzensangelegenheiten“ auf die Cajóns malen.

„You Are Welcome“, also „Du bist willkommen“, steht auf der Cajón, die die Künstlerin Maf Räderscheid aus Schleiden bemalt. Räderscheidt engagiert sich im Welcome-Projekt der Aktion Mensch und ist so Ansprechpartner für Flüchtlinge. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
„You Are Welcome“, also „Du bist willkommen“, steht auf der Cajón, die die Künstlerin Maf Räderscheid aus Schleiden bemalt. Räderscheidt engagiert sich im Welcome-Projekt der Aktion Mensch und ist so Ansprechpartner für Flüchtlinge. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Es war ein gutes Dutzend Flüchtlinge, das bei der Verzierung der Instrumente mitwirkte, von Kindern bis zu Erwachsenen. Einer von ihnen faszinierte Maf Räderscheidt besonders: der Kurde Kaniwar Alan, der unter seinem Künstlernamen Kany Alan bei Kunstexperten weltweit bekannt ist. Der Mann ist seit 40 Jahren Maler, hat vor seiner Flucht Kunstunterricht gegeben. In Deutschland ist er verzweifelt, weil seine Frau nicht nachkommen darf. „Er hatte keine Lebenslust mehr in sich, als mich der Notruf erreichte“, sagte Räderscheidt.

Etwa ein Dutzend Flüchtlinge griff zum Pinsel und verzierte die Cajóns. Im Vordergrund zeichnet der kurdische Künstler Kany Alan einen Vogel, ein Freiheitssymbol, auf die Kistentrommel. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Etwa ein Dutzend Flüchtlinge griff zum Pinsel und verzierte die Cajóns. Im Vordergrund zeichnet der kurdische Künstler Kany Alan einen Vogel, ein Freiheitssymbol, auf die Kistentrommel. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Mit ihrer Kreativität, nicht nur der künstlerischen, baut sie ihn wieder auf. Kany Alan hat zahlreiche Wände der Flüchtlingsunterkunft des ZOF in Kall bemalt. „Die sind vier mal drei Meter groß“, lässt er einen jungen Flüchtling übersetzen. „Demnächst hat er sogar eine Ausstellung, er ist um zwei Zentimeter gewachsen“, freute sich Maf Räderscheidt darüber, dass der Künstler neuen Lebensmut geschöpft hat.

Kaniwar Alan verzierte die Musikbox mit einem Vogel, dem Symbol der Freiheit. „Ohne Freiheit gibt es keine Kunst“, sagte Räderscheidt dazu. Andere malten das Porträt einer Frau, Blumen oder färbten die Trommeln einfach nur bunt. Auf einer befindet sich der Schriftzug Kall. 230 zugewiesene Flüchtlinge leben derzeit in Kall, untergebracht sind sie dezentral in mehr als 30 Einrichtungen. Die Fäden der ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe laufen im Rathaus bei der Integrationsbeauftragten Alice Gempfer zusammen. Unterstützt werden die in Deutschland Gestrandeten vielfältig, zudem findet Integration in Form von Kursen und Maßnahmen verschiedener Träger statt. Und: „Alle Flüchtlingskinder haben einen Schulplatz“, erzählt Alice Gempfer.

Rund 200 Gäste waren bei der 13. Ausgabe des Begegnungscafés der Flüchtlingshilfe Kall anwesend. Diese Besucherzahl ist seit Beginn der monatlichen Veranstaltung im Juli des vergangenen Jahres konstant geblieben. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress
Rund 200 Gäste waren bei der 13. Ausgabe des Begegnungscafés der Flüchtlingshilfe Kall anwesend. Diese Besucherzahl ist seit Beginn der monatlichen Veranstaltung im Juli des vergangenen Jahres konstant geblieben. Foto: Thomas Schmitz/pp/Agentur ProfiPress

Die meisten der Kaller Flüchtlinge besuchen monatlich das Begegnungscafé. Dort bekommen sie dann Kaffee, Tee, Säfte, Obst, Marmelade – und das Fleisch ist halal, also zulässig für Muslime. Mit Brötchen versorgt das Café Milz die Flüchtlingshilfe. 140 Stück hatte man für diesen Freitag geordert. 20 musste man wegen des Andrangs nachkaufen, berichtete Waltraud Tümmler, die verantwortliche Ehrenamtlerin. Sechs bis acht Helferinnen hat sie meistens. Sie kann sich noch genau an das erste Begegnungscafé im Juli vor einem Jahr erinnern. Schon damals waren an die 200 Gäste dabei – an der Zahl hat sich im Grunde nichts mehr geändert, die Besucherzahl bleibt konstant. Ein echtes Erfolgsmodell eben.

pp/Agentur ProfiPress