Nicht nur reden, handeln
Vor 40 Jahren gründeten „ganz normale Bürger“ in Schönau den Verein „Haus Sonne“, der sich seither um Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und/oder Suchterkrankungen kümmert – Am Freitag wurde sehr emotional und mit Sonne in den Herzen Jubiläum gefeiert
Bad Münstereifel – Strahlender Sonnenschein, lachende Gesichter und ganz viel Herz: Mit einer großen Festveranstaltung feierte der Wohn- und Betreuungsverbund Haus Sonne e.V. sein 40-jähriges Bestehen – und das auf eine Weise, die genauso bunt, warmherzig und lebendig war wie der Verein selbst.
Rund 200 Gäste – darunter Bewohnerinnen und Bewohner, Mitarbeitende, Angehörige, Kooperationspartner sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Verwaltung – füllten am Freitag das Gelände an der Willy-Brandt-Straße mit Leben. Es wurde gelacht, gesungen, in Erinnerungen geschwelgt und vor allem: gefeiert!
Den offiziellen Auftakt machte Maike Seidenfaden, zunächst sozialtherapeutische Koordinatorin, später Gesamtleiterin des Wohnverbundes und seit 2023 zweite Geschäftsführerin neben Eberhard Kremer, die die Gäste mit herzlichen Worten begrüßte. Durch das Programm führte der Journalist und Diakon Manni Lang.

Am Anfang stand „Hotel Sonnenhof“
Einer der emotionalsten Momente des Tages war die Laudatio von Peter Beier, Vorstandsvorsitzender und einzig verbliebenes Gründungsmitglied des Vereins. Beier blickte er auf die Anfänge zurück: Vom ehemaligen „Hotel Sonnenhof“ in Schönau über die schwierigen Jahre der Unsicherheit bis hin zur mutigen Vereinsgründung 1985.
„Eine Schließung hätte damals bedeutet, 35 Menschen ihr Zuhause und 15 Mitarbeitenden ihren Arbeitsplatz zu nehmen“, erinnerte sich Beier – und bekam dafür anerkennenden Applaus. Was danach folgte, ist eine Erfolgsgeschichte der gelebten Inklusion und Menschlichkeit. Unter Leitung von Hardy Kremer, der 1996 als Heimleiter einstieg und später Geschäftsführer wurde, entwickelte sich Haus Sonne stetig weiter: Neue Wohnformen entstanden, ambulante Angebote wurden aufgebaut und mit der Eröffnung des Haus Maria 2016 ein weiteres Kapitel aufgeschlagen. Heute begleitet das Team rund 72 Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen oder Suchterkrankungen, unterstützt von fast 50 engagierten Mitarbeitenden.

Das Herzstück der Arbeit: das gemeinsam entwickelte Leitbild, das 2018 formuliert wurde und das Selbstverständnis des Hauses prägt. „Wir sind Wegbegleiterinnen und Türöffnerinnen. Wir bieten Platz für Farben, Ideen, Herzlichkeit und Ehrlichkeit – und für Ungewöhnliches und Individuelles“, beschreibt Geschäftsführer Eberhard Kremer die Unternehmensphilosophie.
Auch die Festredner brachten ihre persönliche Verbindung zum Ausdruck: Landrat Markus Ramers, der einst selbst ein mehrmonatiges Praktikum bei Haus Sonne absolvierte, sprach von „nachhaltigen Eindrücken“ und „tiefem Respekt vor der sozialen Arbeit“. Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian lobte die große Fachkompetenz und das Herzblut der Mitarbeitenden: „Sie alle – Mitarbeitende wie Bewohnerinnen und Bewohner – sind das Herz von Haus Sonne.“ Moderator Manni Lang sagte, der Verein „Haus Sonne“ sei eine Bürgerinitiative gewesen, getreu dem Motto: „Nicht nur reden, wir müssen selbst handeln.“

„Eifelklang“ und „Country Roads“
Musikalisch sorgte der Mutscheider Gesangverein „Eifelklang“ unter der Leitung von Dominik Bützler für gute Laune – schon mit dem Begrüßungslied „Schön, dat du do bes“ von den Höhnern war die Stimmung auf Festmodus gestellt. Für einen Gänsehautmoment sorgte Florian Grabensee, der ganz spontan zur Gitarre griff und „Country Roads“ anstimmte – Mitsingen ausdrücklich erwünscht!

Später am Tag folgten weitere musikalische Beiträge, darunter Klassiker wie „In unserm Veedel“, Leonhard Cohens „Halleluja“, Grönemeyers „Mambo“ und „Alle Gläser hoo“. Zwischen den Musikstücken gab es spannende Einblicke in die Themen, die Haus Sonne bewegen: Interviews mit Mitarbeitenden, Bewohnerinnen und Kooperationspartnern drehten sich um Inklusion, Quartiersarbeit und das gelebte Leitbild. Besonders bewegt zeigten sich viele beim Bericht über die Spenden-Radaktion „Decke Tönnes“, bei der über 2.500 Euro für die Parkgestaltung am Haus Maria und Haus Sonne zusammenkamen.

Leona Kremer, die Tochter von Geschäftsführer Hardy Kremer, berichtete über die Entstehung und Bedeutung des seit 2018 bestehenden Leitbilds, das die Arbeit in allen Bereichen des Verbundes prägt. Auch Vertreter des TC Nettersheim, die Vorsitzende Daniele Widdau und Sportwacht Sigi Hein, berichteten über die erfolgreiche Kooperation im Bereich Inklusion und gemeinsamer Aktivitäten.

Ein weiteres Highlight war die Vorstellung des aktuellen Leitbildprojekts. Bewohnerinnen, Bewohner, Mitarbeitende und Gäste hatten bunte Pflastersteine gestaltet und den symbolischen Wegweiser auf dem Gelände mit neuen Namensschildern versehen – ein Zeichen für Individualität in der Gemeinschaft.

200 Fotos aus vier Jahrzehnten
Wer Lust auf einen Blick in die Geschichte hatte, wurde in der Kulturkapelle fündig: Eine historische Diashow zeigte Fotos aus vier Jahrzehnten Haus Sonne – von den Anfängen bis heute. Den Abschluss bildete am Nachmittag eine Gesprächsrunde mit dem neu gewählten Bewohnerbeirat. Die frisch gewählte Vorsitzende Hildegard Metzmacher und ihr Vorgänger Frank Janes sowie aktuelles Beiratsmitglied Benjamin Endres berichteten von der Arbeit des Beirats und den zukünftigen Zielen der Bewohnervertretung.

Natürlich kamen auch das leibliche Wohl, Aktivität und Information nicht zu kurz: Ein abwechslungsreiches Grill- und später Kuchenbuffet, Outdoor-Aktivitäten und Führungen durch das Haus Maria, angeleitet von der Hausleitung des „Haus Maria“ Clara Schneider, sorgten für eine rundum gelungene Festatmosphäre.
Am Ende waren sich alle einig: „Ein Tag voller Begegnungen mit unserem weitreichenden Netzwerk, Erinnerungen und Ausblicke“, wie Maike Seidenfadens Mitorganisator Thomas Hochgürtel es auf den Punkt brachte. Und Urgestein Hardy Kremer ergänzte mit einem Lächeln: „Ein Fest, das gezeigt hat, wie viel Herz und Vielfalt in unserem Verbund stecken.“
pp/Agentur ProfiPress