Stiller Helfer, der Leben rettet
Die VR-Bank Nordeifel eG gibt 13.650 Euro für die Anschaffung von Defibrillatoren aus – Crowdfunding-Projekt mit 21 Eifeler Schulen erwünscht – Berührungsängste vor dem Gerät muss man nicht haben
Schleiden – Udo Crespin erinnert sich noch genau. 1998 fand in einem Unternehmen in Euskirchen ein Erste-Hilfe-Kursus statt. Zur gleichen Zeit wurde am gleichen Ort auch ein Defibrillator installiert und direkt in den Unterricht einbezogen. „Nur drei Wochen später rettete der Defibrillator einem älteren Menschen das Leben“, weiß der Leiter der Feuerwehr und des Rettungsdienstes im Kreis Euskirchen. Der Mann war gestürzt und erlitt einen Herzstillstand, Kammerflimmern setzte ein. Durch den Einsatz des Defibrillators konnte der Mann gerettet werden. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes war wieder ein Herzrhythmus vorhanden, der Senior hat überlebt.
Von 130 Defibrillatoren, die im Kreis Euskirchen installiert wurden, weiß Udo Crespin. Weil nicht jedes Unternehmen den „stillen Helfer“ gemeldet hat, geht der Kreisbrandmeister sogar von 200 „Defis“ auf, die im Notfall genutzt werden können. Weiße Flecken auf der Landkarte gibt es aber immer noch. Ein paar davon will die VR-Bank Nordeifel eG nun schließen – und nimmt dafür eine Menge Geld in die Hand. 13650 Euro hat der Strategiebeirat der Bank aus dem VR-MitgliederFonds zugesagt.
Die Anschaffung der Defibrillatoren wird als Crowdfunding-Projekt umgesetzt. Mit ins Boot holen will die VR-Bank 21 Schulen in den sechs Eifel-Kommunen, in denen das Geldinstitut ansässig ist. Gelingt es einer Schule, bis zum 18. April Spenden in Höhe von 650 Euro zu sammeln, sagt die VR-Bank Nordeifel weitere 650 Euro zu. Der Defibrillator wird gekauft und in der Schule installiert.
„Wir haben bisher bereits mehr als 20 Defibrillatoren finanziert, unter anderem befindet sich in alles Geschäftsstellen einer“, berichtet Bernd Altgen, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Nordeifel eG. Buchstäblich sei das „Geld fürs Leben“. Für Altgen ist das Crowdfunding-Projekt eine Rückkehr zu den Ur-Prinzipien, nach denen die Eifeler handeln: Man hilft sich und achtet aufeinander, man arbeitet Hand in Hand – alles dafür, dass „die liebenswerte Eifel lebenswert bleibt“, so Altgen. Sein Vorstandskollege Wolfgang Merten ergänzt: „Wir wollen die jungen Leute animieren, mitzumachen.“
Bei Herzstillstand zählt jede Minute
Wie wichtig ein schnelles Eingreifen bei Herz-/Kreislaufstillständen ist, skizziert Udo Crespin. „In jeder Minute, in denen der Patient nicht behandelt wird, sinkt die Überlebensrate um zehn Prozent.“ Deshalb freut er sich über das Engagement der VR-Bank Nordeifel. „Je mehr Defibrillatoren wir haben, desto besser ist das für die Bürger“, so Crespin weiter.
Den Standort in Schulen hält er für sinnvoll, auch wenn man instinktiv denken könnte: Herzstillstand in Schulen treten recht selten auf. „Das hat den wesentlichen Effekt, dass wir junge Menschen an die Verwendung der Defibrillatoren heranführen. Alleine wenn sie das Gerät in der Schule hängen sehen, bringt das bereits etwas.“ Außerdem könne es im Schulsanitätsdienst eingesetzt werden.
Natürlich gibt es im wahrsten Sinne des Wortes Berührungsängste bei der Verwendung von Defibrillatoren. Die muss man aber nicht haben, sagt Crespin: „Das Gerät spricht mit einem, man kann nichts falsch machen.“ Auch könne es nicht fälschlicherweise ausgelöst werden. Es erkennt ein Kammerflimmern und löst nur dann aus. Bei normalem Herzschlag oder einer Nulllinie reagiert der Defibrillator hingegen nicht.
Neben Schulen gibt es aber noch weitere ideale Standorte für Defibrillatoren. Im Grunde überall da, wo Menschen zusammenkommen – ob in Verwaltungen oder an touristischen Zielen. Deshalb stellt Wolfgang Merten bereits in Aussicht: „Crowdfunding muss nicht zwangsläufig mit Schulen durchgeführt werden. Auch Projekte mit anderen Partnern, die einen Defibrillator aufhängen wollen, sind denkbar.“
pp/Agentur ProfiPress
Was ist Crowdfunding?
Als Crowdfunding, zu Deutsch auch Schwarmfinanzierung genannt, bezeichnet man eine besondere Art der Finanzierung von Projekten. Das Geld stammt aus Eigenkapital, Darlehen oder stillen Beteiligungen. Demnach finanzieren viele Menschen, also der Schwarm, diese Projekte – und erhalten dadurch Gegenleistungen. Crowdfunding-Projekte finden meist im Internet auf bestimmten Plattformen statt. Wenn die anvisierte Finanzierungssumme nicht erreicht wird, fließt das Geld, das zweckgebunden ist, wieder an die Spender zurück. (pp)