Steinfelder Gymnasiasten wählten Kinderrechtsheld
Das Hermann-Josef-Kolleg ist jetzt „Global Friend“ – Schüler aus drei Jahrgangsstufen beschäftigten sich mit Themen wie Kinderarbeit, Genitalverstümmelung und Zwangsheirat
Kall-Steinfeld – Wie privilegiert und behütet ihr Leben ist, wurde den Schülern des Hermann-Josef-Kollegs Steinfeld in den vergangenen Wochen bewusst. Seit Ende Januar beschäftigten sich die Jungen und Mädchen der Stufen 6, 8 und 9 sowie die Geschichtskurse aus der Einführungsphase (10. Klasse) mit dem „World’s Children’s Prize for the Rights of the Child“ und dem WCP-Programm. Dabei handelt es sich um das größte Bildungsprogramm rund um Kinderrechte und Demokratie. Ins Leben gerufen wurde es von der schwedischen Regierung und mehreren Hilfsorganisationen.
In Steinfeld endete das jahrgangsstufenübergreifende Projekt mit einem Wahltag. Die HJK-Schüler beteiligten sich an einer einzigartigen weltweiten Wahl: Bei der „Global Vote“ organisieren die Schüler in Schulen auf der ganzen Welt Wahltage und stimmen gemeinsam darüber ab, wer den Kinderrechtspreis bekommen soll. In Steinfeld gaben fast 300 Schüler in der zum Wahllokal umfunktionierten Aula ihre Stimmen für die drei nominierten Kinderrechtshelden ab. Voraussetzung war die Registrierung des HJK als „Global Friend“-Schule.
Nominiert sind in diesem Jahr die Gründerin und Ehrenvorsitzende der Andheri-Hilfe Bonn, Rosi Gollmann, die sich seit über 50 Jahren für die ärmsten und schwächsten Kinder in Indien und Bangladesh einsetzt, der selbst erblindete Gründer der Organisation „Agrice“, Manuel Rodrigues, der seit 20 Jahren für blinde Kinder und Kinder mit anderen Behinderungen im afrikanischen Guinea-Bissau kämpft und die Amerikanerin Molly Melching, die sich seit 40 Jahren gegen weibliche Genitalverstümmelung, Kinderehe und Zwangsheirat einsetzt.
„Beim Projekt ging es darum, die Schüler dafür zu sensibilisieren, dass die Kinderrechte in vielen Ländern oftmals keine oder kaum Beachtung finden“, erklärten Lehrer Christopher Wilms und Referendar Jan Sitz, Anhand konkreter Beispiele von Kindern aus Indien und Afrika lernten die Schüler, dass es um Kinderrechte andernorts schlecht bestellt ist. Erörtert wurden auch die Grundprinzipien der Demokratie in Deutschland und der weltweite Zustand der Demokratie. Zugleich erfahren benachteiligte und gefährdete Kinder in Ländern wie Afrika oder Indien dank des WCP-Programms überhaupt erst, dass auch sie Rechte haben und wie sie ihren Stimmen Gehör verschaffen können.
„Es war für uns erschreckend zu sehen, wie viele Kinder unter Genitalverstümmelung, Kinderarbeit, Kinderprostitution leiden“, sagte Simon Linden. Er und Peter Hoffmann, beide Schüler der 9a, hatten die Wahl der Kinderrechtshelden organisiert und dabei neben der Benennung von Wahlbeobachtern auch für alle anderen Rahmenbedingungen gesorgt, die für eine demokratische Wahl unverzichtbar sind.
Bevor die Kinder und Jugendliche die Wahlkabinen betraten, um ihre Stimmen abzugeben, stellten Mitschüler in Power-Point-Präsentationen und auf selbst gestalteten Plakaten die drei Kandidaten und ihr Wirken vor. Die Wahl im HJK gewann Manuel Rodrigues, der mit 135 Stimmen das mit Abstand höchste Ergebnis erhielt, gefolgt von Rosi Gollmann (85 Stimmen) auf dem zweiten Platz und Melly Molching (67 Stimmen) auf dem dritten Platz.
Alle drei Kinderrechtshelden werden im kommenden Jahr im Beisein von Königin Sylvia auf Schloss Gripsholm in Mariefred geehrt. Das Preisgeld in Höhe von 700.000 Kronen wird für die Arbeit der Preisträger verwendet und hat seit Beginn des Programms im Jahr 2000 dazu beigetragen, Zehntausenden von den am meisten gefährdeten Kindern auf der Welt zu einem besseren Leben zu verhelfen.
pp/Agentur ProfiPress