Reise in Kalpers‘ Vergangenheit
14. Gala- und Benefizkonzert für den Förderverein des Hospizes „Stella Maris“ – Ausverkauftes Euskirchener Stadttheater – Limburger Domsingknaben beeindruckten – Einstige Weggefährten wie Martina Haeger und Michael Seeboth nahmen ebenfalls teil
Euskirchen – Jubiläen sind gemeinhin ein Anlass, zurückzublicken auf das Vergangene, Geleistete und besondere Taten. Der Tenor Johannes Kalpers feierte am Freitag im Euskirchener Stadttheater gleich zwei Jubiläen. Im Mai wurde der gebürtige Westerwälder 50 Jahre alt. Gleichzeitig steht er seit 40 Jahren auf der Bühne. „Wie das geht, erfahren Sie später“, berichtete Moderator Michael Seeboth, der pointiert und überaus charmant durch das zweieinhalbstündige Konzert führte und dabei zu den meisten Komponisten die ein oder andere witzige Anekdote erzählte.
Kalpers nahm das Gala- und Benefizkonzert für den Förderverein des Hospizes „Stella Maris“ der Communion in Christo zum Anlass für eine Zeitreise zu einzelnen Stationen seines Lebens, dargestellt durch die Mitwirkenden des Abends. Da waren zum einen die Limburger Domsingknaben, die mit 38 Kindern und Jugendlichen zum Gelingen des Galakonzerts beitrugen.
Kalpers war einst nicht nur selbst ein Mitglied des renommierten Chors. Mit den Domsingknaben stand er 1976 auch zum ersten Mal auf der Bühne, die fortan seine berufliche und künstlerische Heimat darstellte. Exakte Erinnerungen hatte er keine mehr an den Auftritt. Er wusste allerdings noch, dass er sein Bühnendebüt im hessischen Idstein gab, wie er nach dem Konzert erzählte.
Am Freitagabend im mit 770 Zuschauern ausverkauften Stadttheater wirkten sogar achtjährige Sänger mit. Sobald diese jungen Künstler die Bühne betraten, ging jedes Mal ein verzücktes Raunen durchs Publikum – nach den musikalischen Vorträgen sowieso. Denn die Limburger Domsingknaben unter der Leitung von Andreas Bollendorf zeigten eindrucksvoll, welch hohe Qualität sie besitzen.
Etwa bei der Darbietung von Ola Gjeilos „Tota pulchra“, bei der man sich schon die Frage stellen konnte: Wer braucht noch Instrumente, wenn man mit solchen Stimmen gesegnet ist? Ein schöner Anblick war übrigens auch jeder Abgang der Domsingknaben: Im Gänsemarsch verließen sie der Größe nach die Bühne, die kleinsten zuletzt.
Wenig Reden und ab und zu ein guter Rotwein
Nach einem Tipp für die jungen Sänger gefragt, wie sie es schaffen könnten, eine ähnliche Karriere wie Kalpers hinzulegen, sagte der Tenor: „Einfach fleißig singen, tüchtig sein und Spaß daran haben.“ Apropos Tipps: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold und ab und zu einen guten Rotwein“ – das ist Johannes Kalpers Antwort darauf, wie man es als professioneller Sänger schafft, seine Stimme auch nach 40 Jahren auf der Bühne bei Kräften zu halten.
Weitere Gäste aus der Vergangenheit waren Moderator Seeboth sowie die Sopranistin Martina Haeger. Alle drei hatten sich Mitte der 1990er-Jahre an der Staatsoperette in Dresden kennengelernt, weil alle drei in der komischen Oper „Zar und Zimmermann“ mitwirkten. „Sie als Marie, er als französischer Gesandter und ich als russischer Gesandter“, erzählte Seeboth in seiner Moderation.
Auf einen gemeinsamen Auftritt von Kalpers und Haeger am Gala-Abend mussten sich die Gäste allerdings bis zum Schluss gedulden. Erst in der Zugabe, „Kein schöner Land“ nach Wolfram Buchenberg, standen die einstigen Weggefährten zusammen auf der Bühne, unterstützt von den Domsingknaben.
Es war übrigens die einzige Zugabe des Abends – dies lag allerdings weder daran, dass Kalpers nicht wollte oder der Zuspruch des Publikums zu gering war – im Gegenteil, der Applaus war wieder enorm. Die jungen Sänger durften aber nur bis maximal 21.30 Uhr auftreten.
Martina Haeger hatte bis zum Finale allerdings einige Soloauftritte, entweder mit Pianist Dmitrij Koscheew oder in Begleitung der Domsingknaben. Eindrucksvoll unter anderem das „Pie Jesu“ aus Andrew Lloyd Webbers Totenmesse „Requiem“, das Haeger mit dem Knabensolisten Simon Hebgen vortrug.
Witziges Geschenk für zweifachen Jubilar
Hauptfigur des Abends war aber natürlich Johannes Kalpers. Zum 14. Mal trat der 50-Jährige nun schon für den Förderverein des Hospizes „Stella Maris“ auf der Bühne, von Beginn der Kooperation an ist er auch Schirmherr der Veranstaltung. „Mich erfüllt es mit Stolz, mein zweifaches Jubiläum an diesem Abend mit langjährigen Freundinnen und Freunden feiern und als Schirmherr einmal mehr das Hospiz und die großartige Arbeit der Mitarbeiter dort unterstützen zu können“, teilte Kalpers mit.
Der doppelte Jubilar ließ sich mit seinem ersten Auftritt allerdings etwas Zeit. Knapp 30 Minuten nach Konzertbeginn betrat er erstmals die Bühne, um das Publikum im Stadttheater gleich mit einer Interpretation von Franz Schuberts „Ave Maria“ zu bezaubern.
Im zweiten Teil des Abends stand Mozarts „Zauberflöte“ im Mittelpunkt. Zu „Der Vogelfänger bin ich ja“, das Pianist Koscheew als Solo begann, hörte man den Startenor bereits von hinter der Bühne Flöte spielen.
Das Programm war insgesamt äußerst abwechslungsreich. Am sperrigsten, wenn man das überhaupt so bezeichnen kann, war noch der Anfang, als Dmitrij Koscheew „La Cathédrale engloutie“ von Claude Debussy vortrug. Von Kirchenmusik über Oper bis hin zu Volksliedern war für jeden Geschmack etwas dabei. Da hatte Jürgen Sauer, Vorsitzender des Hospiz-Fördervereins nicht zu viel versprochen, als er eine „unterhaltsame, abwechslungsreiche musikalische Reise durch eine 40-jährige Ausnahmekarriere mit emotionalen Momenten und besonderen Überraschungen“ ankündigte.
Für die größte Überraschung sorgten Sauer und sein Vorstandskollege Heinz Dieroff am Ende des Konzerts selbst. Dem verdutzten, aber ebenso amüsierten Hauptdarsteller Johannes Kalpers überreichten die beiden zum doppelten Jubiläum eine Kalpers-Karikatur, gezeichnet vom bekannten Karikaturisten RICK aus Erftstadt, die er zum Vergleich dem Publikum, darunter auch den Ehrengästen Klaus Voussem (Landtagsabgeordneter aus Euskirchen), Christiane Loeb (stellvertretende Bürgermeisterin in Euskirchen) und Wolfgang Weilerswist (stellvertretender Bürgermeister in Mechernich), präsentierte.
Kalpers selbst nahm sich nach seinem Auftritt natürlich auch noch eine Menge Zeit für seine Fans. Er und Martina Haeger signierten fleißig Autogrammkarten. Die ersten Gäste, die im wahrsten Sinne des Wortes busseweise angereist waren, dürften sich auch schon den 1. Juli 2017 rot im Kalender markiert haben. An dem Tag wird Kalpers zum nächsten Gala- und Benefizkonzert ins Stadttheater kommen. Thema dieses Abends: die schönsten deutschen Volkslieder.
pp/Agentur ProfiPress