Piraten erobern das Kloster
Seit 2008 veranstaltet die GdG Hl. Hermann Josef die Kinderklostertage zu Beginn der Ferien – 51 Kinder nahmen dieses Jahr teil – Diesmal lautete das Thema „Unter schwarzer Flagge – Die Piraten kommen“
Kall-Steinfeld – Obwohl die Schüler des Hermann-Josef-Kollegs im Kloster Steinfeld gerade in Ferien sind, dringt Kindergeschrei aus dem ehemaligen Primanertrakt, und Kinder wuseln über das Klostergelände. Es sind noch nicht einmal „normale“ Kinder, sondern vernarbte, tätowierte Piraten, teils mit Augenklappe oder mit Hals- oder Kopftuch. Einige von ihnen haben offenbar harte Kämpfe gefochten, denn ihre Hemden hängen in Fetzen an ihnen. An Skorbut werden diese jungen Menschen aber nicht erkranken, denn sie laben sich immer wieder an Obst.
So furchtbar, wie sie aussehen, sind diese jungen Freibeuter auch gar nicht. Sie folgen aufs Wort, wenn Captain Rita Pehl oder ein anderer der zehn Betreuer Anweisungen gibt. Selbst dem Befehl des Fotografen leisten sie Folge. Statt des obligatorischen Aufrufs „Spaghetti“ beim Bildermachen ertönt allerdings ein piratenhaft lautstarkes „Aaay!“ aus ihren Kehlen.
Insgesamt 51 Kinder im Alter von acht bis 14 Jahren aus den Gemeinden Kall und Nettersheim nahmen an der neunten Auflage der Kinderklostertage in Steinfeld teil. Captain Rita war auch kein gar schreckliches Piratenoberhaupt, sondern leitete als Gemeindereferentin die Ferienfreizeit. Die stand diesmal eben unter dem Motto „Unter schwarzer Flagge – Die Piraten kommen“.
Vom 11. Juli bis 16.Juli übernachteten die Kinder im ehemaligen Primanertrakt. Und weil da im Vergleich zum Vorjahr Hochbetten auf den Zimmern stehen statt Einzelbetten, können alle Kinder in einer Woche betreut werden. Bislang musste wegen dieser nicht ausreichenden Schlafmöglichkeiten die Ferienfreizeit auf zwei Gruppen verteilt werden, die je eine Woche in Steinfeld betreut wurden. „Über die Nordeifelwerkstätten wurden die Betten bestellt“, berichtete Rita Pehl. Überhaupt war die GdG Hl. Hermann Josef als Ausrichter der Kinderklostertage auf Hilfe angewiesen: Das Mittagessen stammte aus der Klosterküche, die Snacks, also das frische Obst oder Kuchen, hatten die Eltern der Kinder mitgebracht.
Einige der Teilnehmer waren Neulinge, so etwa die zehnjährige Anna-Lena aus Tondorf, die unter anderem vom Besuch des Odysseums in Köln begeistert war – und der Busfahrt dahin. „Wir haben „Ich packe meinen Koffer“ gespielt und 60 Gegenstände eingepackt, darunter auch einen Lastwagen, in den diese ganzen Dinge reinpassen“, berichtete sie. Der gleichaltrige Paul aus Scheven nahm bereits zum dritten Mal teil. Auch für ihn war der Besuch des Odysseums eines der Highlights, genau wie das Schwimmen im Schulschwimmbad.
Ansonsten stand die Woche eben im Zeichen der Piraten. T-Shirts wurden hergestellt, eine Flagge gemalt, außerdem mussten die Kinder 13 Piratenprüfungen bestehen, für jede erfolgreiche gab es einen Stempel. Zur Aufgabe standen unter anderem Einbein-Lauf, Armdrücken oder das Abschießen von auf einer Flasche abgelegten Kugeln mit einer Wasserpistole. Was waschechte Piraten sind, gilt es natürlich auch, einen Schatz zu suchen. Zum Abschluss der Woche wurde gegrillt.
Die Kinderklostertage erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Angefangen hatte Rita Pehl im Jahr 2008 mit 30 Kindern. Diesmal dauerte es gerade einmal einen halben Tag und die 50 Plätze waren vergeben, Warteliste inklusive. „Ab dem 14. März konnte man sich anmelden. Um 0.05 Uhr erfolgte die erste Anmeldung, um 14.20 Uhr hatten wir die 50 voll“, erinnerte sie sich. Und offenbar gefällt es den Teilnehmern so gut, dass sie sogar wiederkommen, wenn sie erwachsen sind – und zwar als Betreuer. Fast zwei Drittel der Aufsichtspersonen sind nämlich ehemalige Teilnehmer. „Die sagen mit 14: Jetzt setze ich ein Jahr aus, und dann komme ich als Betreuer wieder“, sagte Rita Pehl stolz.
Dabei war das Programm nicht ohne. Ausschlafen konnten die Kinder trotz der Ferien nicht. Um 7.30 Uhr wurden sie geweckt, um 8.15 Uhr gab es ein Morgengebet, gefrühstückt wurde um 8.30 Uhr. Bis zum Mittagessen um 12.30 Uhr fanden Aktionen statt, danach ebenfalls. Es konnte aber auch ganz normal gespielt werden Um 22 Uhr war Zapfenstreich. Manchmal wurde der aber auch lockerer gehandhabt, dann durften die Kinder bis 23 Uhr noch wachbleiben, mussten aber in ihren Zimmern bleiben. Doch was ein echter Pirat ist, dem kann ein wenig Disziplin ja sowieso nicht schaden. Aaay!
pp/Agentur ProfiPress