Ort der Trauer
Junge Mechernicher Christen erkundeten im Rahmen ihrer Firmvorbereitung den Mechernicher Friedhof und die verschiedenen Seiten von Tod und Beerdigung
Mechernich – Dass Tod und Sterben verschiedene Seiten haben, erfuhren 31 Mechernicher Firmlinge am Montagabend bei einem Rundgang mit der Bestattungsunternehmerin Beate Ohles über den Mechernicher Friedhof.
Hatten viele der jungen Christen in der eigenen Familie bereits den Verlust von Groß- oder Urgroßeltern zu verschmerzen, so erfuhren sie nun eine ganze Menge über die verwaltungstechnische und kaufmännische Abwicklung von Todesfällen.
Beate Ohles informierte über Reihen- und Wahlgräber, Erd-, Feuer- und Seebestattungen, den Friedhofsteil mit Kindergräbern und das „Sternenfeld“, auf dem todgeborene Kinder beigesetzt werden. Die Unternehmerin gab Auskunft über Preise und Liegezeiten, die Gestaltungsmöglichkeiten von Särgen und Gräbern und unterschiedliche Beerdigungsriten von Angehörigen unterschiedlicher Religionen.
Diakon Manfred Lang, der den Rundgang mit den Firmkatechetinnen Judith Zeyen, Anja Besse, Stefanie Schäfer-Gröb und Agnes Peters begleitete, informierte über die früher übliche Verweigerung des kirchlichen Bestattungsritus beispielsweise nach Suizid.
Er berichtete auch über den Kampf vieler Eltern und Solidarisierten in den mittleren 2000er Jahren für ein Bestattungsrecht der Todgeborenen, die ehedem noch als „Krankenhausmüll“ verbrannt oder anonym den Särgen Erwachsener zur Bestattung beigegeben wurden.
Heute erhalten diese Kinder auch in Mechernich würdige und wenn es gewünscht kirchlich begleitete Beerdigungsfeiern. Sie bekommen Namen, kleine Särge und eigene Gräber auf dem Mechernicher Sternenfeld, dessen zentraler Grabstein mit Kreuz, Halbmond und Davidsstern die Religionen übergreifende Verbundenheit mit diesen Kindern zum Ausdruck bringt.
Der Mechernicher Friedhof an der Alten Kirche ist nur einer von 20 kommunalen Gräberfeldern in der Stadt Mechernich, außerdem gibt es kirchliche Friedhöfe in Berg (katholisch) und Roggendorf (evangelisch). Wegen Konfessionsunterschieden werde aber niemandem mehr die Beisetzung versagt, so Beate Ohles. Im Gegenteil: Es gebe sogar eine gewisse Konkurrenz.
Die Katecheten hatten die Firmlinge vor der Führung mit Beate Ohles bereits zu eigenen selbstbestimmten Friedhofserkundungen ermutigt und ihnen dabei bestimmte Fragen mit auf den Weg gegeben: Was bedeutet der Friedhof für Dich? Was macht einen Friedhof aus? Ist es ein Ort der Toten oder Lebenden?
Zum Abschluss des Firmvorbereitungs-Abends gaben die jungen Christen in einem Gottesdienst in der Alten Kirche Auskunft über ihre Eindrücke und Gefühle. Manche sprachen dabei offen von ihren Emotionen im Angesichts von Tod und Trauer. Und über den Glauben, der ihnen auch im Angesicht des Sterbens Zuversicht zu geben verspricht.
Am Samstag halten sich die Mechernicher Firmlinge und ihre Katecheten Nadine Hoss und Klaus Salentin bei der Seelsorge in Vogelsang und im Nationalpark Eifel auf. Pastoralreferent Georg Toporowsky und sein Team wollen den Mechernichern das Menschenbild der Nationalsozialisten erklären, dessen Führungsnachwuchs in Vogelsang ausgebildet wurde. Es soll im Vergleich zum christlichen Menschenbild durchleuchtet werden.
pp/Agentur ProfiPress