Ohne Beine durch den Forst
Pastor Heinz-Josef Arenz feierte mit Gläubigen das Waldkapellenfest neben dem Grab von Prof. Dr. Hans Geyr von Schweppenburg
Mechernich-Eicks – Halb Eicks war Christi Himmelfahrt auf den Beinen, um im ehedem Geyr von Schweppenburger Forst das traditionelle Waldkapellenfest zu begehen. Auch der Musikverein Eicks unter der Leitung von Stephan Hüllenkrämer und die Pilgergruppe Maria Martenthal aus Mechernich waren zu Fuß zur Waldkapelle gekommen.
Dort zelebrierte Heinz-Josef Arenz die Messe und predigte von der Harmonie unter den Menschen. Er pries es als hohes Ideal, den Wert des jeweils anderen zu kennen und ihm Geltung zu verschaffen. Er behauptete, in seinen Augen habe jeder Mensch eigene Werte. Nach dem Gottesdienst im Wald zogen die Gläubigen mit dem Pastor zu Fuß zurück zur Pfarrkirche St. Martin, wo der sakramentale Schlusssegen erteilt wurde.
Unmittelbar neben der aus Buntsandstein errichteten Waldkapelle fand in den frühen sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts Prof. Dr. Hans Geyr von Schweppenburg sein Grab. Er hatte auch die umliegenden Forsten zu einem Arboretum aus verschiedenen zum Teil exotischen Baumarten ausgebaut. Douglas-Fichte und die Kalifornische Küstentanne sind dort zu stattlichen Exemplaren herangewachsen.
Vor Jahren waren Grab, Kapelle und Marienstatue geschändet worden. Professor Dr. Hans Geyr von Schweppenburg war Dozent an der Forstlichen Hochschule Hannoversch Münden bis 1938. Als Vetter des damaligen Besitzers von Schloss Eicks hat er seit 1922 den Waldbau in Eicks maßgebend beeinflusst.
Zuerst hier nur in den Semesterferien tätig, zog er nach seiner Pensionierung 1938 ganz nach Eicks, um bis 1963 in alleiniger Verantwortung seine Vorstellungen vom Umbau eines ertragsschwachen Niederwaldes in ertragreichen Hochwald zu verwirklichen.
Eindrucksvoll schilderte Förster Willi Mense der Agentur ProfiPress vor Jahren, wie Geyr von Schweppenburg, der im Ersten Weltkrieg beide Beine verloren hatte, sich auf Prothesen und mit einfachen Spazierstöcken durch die Eickser Forsten fortbewegte, um Bäume auszuzeichnen und Anweisungen für den Umbau des Betriebs zu geben. Anweisungen, die nach heutigen Vorstellungen bereits „grün“ waren, die ökologische Gesichtspunkte berücksichtigten und deshalb von vielen in Eicks und Umgebung belächelt wurden.
pp/Agentur ProfiPress