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Neues Leben für die kleine Rama

Silvia Jambor, Teamleiterin „Organisation, Personal, EDV“ bei der Stadt Mechernich, hat zusammen mit ihrem Mann Guido ein Hilfswerk gegründet – Unterstützt werden über 155 Kinder in der indischen Küstenstadt Bheemili – Verein „Bheemili Child Care e.V.“ hilft direkt, jeder Cent kommt an – Förderschule soll um Anbau erweitert werden

Die Vorsitzende des in Indien direkt helfenden Vereins „Bheemili Child Care e.V.“, Silvia Jambor, vor Ort im ICS-Projekt. Die 43-Jährige ist beruflich als „Teamleiterin Organisation, Personal, EDV“ bei der Stadtverwaltung Mechernich tätig. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Bheemili/Indien – Es liegen 10.000 Kilometer Entfernung zwischen Mechernich und der unmittelbar am Golf von Bengalen gelegenen Stadt Bhemmunipatnam, kurz auch Bheemili genannt. Doch die Drähte zwischen der Eifel und Indien sind erstaunlich kurz. Silvia Jambor (43), die bei der Stadt Mechernich als Teamleiterin „Organisation, Personal, EDV“ beschäftigt ist, hat zusammen mit ihrem Mann Guido (47) im Jahr 2006 ein Hilfswerk gegründet, das Kinder in der im indischen Bundesstaat Andhra Pradesch gelegenen Küstenstadt Bheemili unterstützt.

Aktuell zählt der Verein „Bheemili Child Care e.V.“ 73 Mitglieder.123 Paten sorgen für 155 Kinder im Alter von fünf bis nahezu 20 Jahren. Über eine Brieffreundschaft war das in Sinzenich lebende Ehepaar, das bereits viele Reisen rund um die Welt unternommen hat, auf das Projekt in Bheemili aufmerksam geworden. Dort hatte der Inder George Puvvada zusammen mit seiner Frau Viyaja eine Förderschule für die Kinder armer Tagelöhner gegründet. George, der als Landschaftsplaner arbeitet, hatte den Jambors einen Besuch abgestattet und sein „Immanuell Charitable Society“ (ICS) genanntes Projekt vorgestellt. Silvia und Guido Jambor waren sofort Feuer und Flamme: Nach der Vereinsgründung waren sie im Januar 2007 das erste Mal vor Ort.

„Wir wollen keine eigene Schule aufbauen, sondern die vorhandenen Kapazitäten nutzen. Indien hat gute Schulen“, sagt Silvia Jambor. „Was wir anbieten, ist eine Art Förderschule. Zuhause haben die Kinder keine Lernmittel, oftmals sind die Eltern Analphabeten. Auf der Förderschule finden die Kinder dagegen alles, um sich erfolgreich für eine höhere Schule qualifizieren zu können: Bücher, Computer und die geeigneten Ansprechpartner“. Konkret sieht das so aus, dass die Kinder nach dem regulären Schulbesuch im ICS eine qualifizierte Hausaufgabenhilfe, zusätzlichen Unterricht und zudem eine warme Mahlzeit erhalten.

Die Jambors vertreten ihren ganz eigenen Ansatz: „Die Kinder sollen in ihren Familien und in ihrem Ort verwurzelt bleiben. Alleine auch um ein Beispiel zu geben und zu zeigen ‚Der Aufstieg ist möglich‘.“

Trotzdem wird bei Notlagen flexibel, will heißen im Sinne der Kinder, entschieden: „Wenn der Vater beispielsweise Alkoholiker und die Mutter mit dieser Situation überfordert ist, sollen die Kinder auch über Nacht in der Schule bleiben können“, sagt Silvia Jambor. Für acht Kinder wurden in der ICS dafür Schlafplätze geschaffen. „Die Kinder müssen einen geschützten Raum haben, in dem sie sich auf die Schule konzentrieren können.“

So wie bei Rama: Im Januar diesen Jahres brachte ein ehemaliger Schüler der ICS seine Nichte Rama mit. Sie war spindeldürr und ihr verfilztes Haar hing voller Läuse. Eine Schule hatte sie noch nie besucht. Ihr geschätztes Alter lag bei sechs bis sieben Jahren. Genau wusste das niemand, nicht einmal Ramas Eltern, die in einem zehn Kilometer entfernten Dorf wohnen. Erst im ICS lernte das Mädchen, sich täglich mit Seife zu waschen und Creme für die Haut zu benutzen. Zudem hatte Rama jeden Tag zu essen und einen trockenen und sauberen Schlafplatz.

„Normalerweise gehen die Kinder in Bheemili nur zwei bis drei Jahre zur Schule. Meist solange, wie es Schulverpflegung gibt. Da sie danach kaum Lesen und Schreiben können, werden sie Tagelöhner. Mit unserem Ansatz wollen wir erreichen, dass die Kinder aus der armen Schicht ein selbstbestimmtes Leben führen können“, stellt Silvia Jambor fest.

Jedes Jahr fahren die Jambors nach Bheemili, um sich ein persönliches Bild von der Entwicklung ihres Projekts machen zu können. Aktuell ist beabsichtigt, die Förderschule um eine Etage aufzustocken, um künftig bis zu 20 Kinder dauerhaft aufnehmen zu können . Um den Beton für die anstehenden Arbeiten anzurühren, ist Sand unerlässlich, Doch der lässt sich zurzeit nirgendwo in der Region auftreiben. Und wenn, dann nur für einen Preis, der sechs- bis siebenfach höher liegt als normal. Silvia Jambor und ihr Mann Guido warten erst einmal ab, bis sich der Preis wieder normalisiert hat. Schließlich soll kein Geld verschwendet werden. Rund 20.000 Euro haben die Jambors in diesem wie auch im letzten Jahr nach Bheemili überweisen können. Das Geld kommt aus den Patenschaftsbeiträgen, Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Ihre Reisen nach Indien bezahlen die Jambors immer aus eigener Tasche. Denn: Jeder Cent soll ankommen.

Mittlerweile dauert die Anreise nach Bheemili nur noch elf Stunden. Bis vor drei Jahren musste man für die abenteuerliche Anreise noch ganze zwei Tage veranschlagen. Die Infrastruktur wird auch außerhalb der indischen Zentren wie Neu-Dehli oder Bangalore besser. Aber: Die wahnsinnigen sozialen Unterschiede bleiben, so Silvia Jambor: „Das Leben auf dem Lande ist hart. Die Menschen sind sehr arm, sie leben von der Hand in den Mund.“

Hat sich bei der ganzen Arbeit für Bheemili schon einmal Enttäuschung eingestellt? Silvia Jambor verneint: „Wenn man sich um Kinder vernünftig kümmert, dann greifen sie auch nach dem Strohhalm. Es ist einfach schön, die Entwicklung der Kinder zu sehen.“ So wie bei Rama: Ihre Zöpfe sind zwar ab, da die Läuse einfach zu hartnäckig waren, dafür steht ihr der neue Kurzhaarschnitt ausgezeichnet – und schließlich wachsen die Haar wieder nach. Rama hat ihre Schuluniform bekommen und besucht regelmäßig den Unterricht. „Wenn sie durchhält, kann sie irgendwann nach der Schule ihr Leben selbst in die Hand nehmen“, zeigt sich Silvia Jambor optimistisch.

Wer helfen will: Schon für sieben Euro im Monat kann man die Patenschaft für ein Kind im ICS-Projekt übernehmen. Damit werden Schulgeld, -uniform, -materialien und Bücher bezahlt sowie die medizinische Grundversorgung sicher gestellt. Die Mitgliedschaft bei „Bheemili Child Care e.V.“ kostet drei Euro im Monat. Spendenkonto: Volksbank Euskirchen, BLZ 382 600 82, Kto.-Nr. 122 575 012.

Zurzeit sucht „Bheemili Child Care e.V.“ finanzielle Hilfe und Sponsoren für den geplanten Erweiterungsbau der Förderschule.

Kontakt: Silvia Jambor, Merzenicher Straße 8a, 53 909 Zülpich-Sinzenich, Tel. (0 22 52) 74 44, Mobil (0 177) 801 94 37. Mail: silvia@silviajambor.de. Informationen auch im Internet unter www.bheemilichildcare.de/

pp/Agentur ProfiPress