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Menschenhandel ist das größte Problem

Missio-Gast Schwester Yusta Tesha aus Sansibar besuchte Steinfelder Hermann-Josef-Kolleg – Schüler lauschten gespannt Berichten – Unruhen, Armut, Aids und Menschenhandel als Herausforderungen

Kall-Steinfeld/Köln – „In diesem Jahr, in dem so viele Flüchtlinge auch die Eifel erreicht haben, hat der Monat der Weltmission eine ganz besondere Bedeutung“, begrüßte der Lehrer Gerd Weimbs die Oberstufenschüler des Steinfelder Hermann-Josef-Kollegs. „Jetzt erfahren wir die Folgen dessen, was weltweit los ist, erstmals auch hautnah hier bei uns.“ Was genau dort los ist, wo Schwester Yusta Tesha lebt und arbeitet – in Sansibar – berichtete sie den Schülern auf Einladung des Hilfswerks „Missio“. Dessen Mitarbeiterin Anke Reermann übersetzte die Ausführungen der 50-jährigen Ordensschwester, die auf Englisch referierte. In der Aula war es währenddessen mucksmäuschenstill, die Schüler hörten interessiert zu.

Während des Vortrags von Schwester Yusta war es mucksmäuschenstill in der Aula des Hermann-Josef-Kollegs, anschließend gab es Applaus. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Während des Vortrags von Schwester Yusta war es mucksmäuschenstill in der Aula des Hermann-Josef-Kollegs, anschließend gab es Applaus. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Schwester Yusta stammt aus Tansania. „Dort hält sich das Verhältnis von Christen und Muslimen in etwa die Waage.“ Anders sei das in Sansibar, der Insel im indischen Ozean, auf der sie jetzt lebt und für ihr Bistum eine Entwicklungsstation leitet: „Dort machen die Muslime heute rund 98 Prozent aus, die übrigen Menschen sind Christen oder anderer Religionen.“ Seit den 1990er Jahren kommt es immer wieder zu Ausschreitungen, die die Ordensfrau so erklärt: „Damals wurde ein multiples Parteiensystem eingeführt, wodurch auch kleine, teils fundamentalistische Gruppen an der Regierung beteiligt wurden.“ Es kommt immer wieder zu Unruhen, in den Jahren 2012/2013 wurde ein Priester getötet, ein anderer verletzt. „Wir bemühen uns um einen interreligiösen Dialog“, berichtet Schwester Yusta, „Christen und Moslems kommen regelmäßig zusammen und besprechen Probleme – um zusammen zu leben wie Brüder und Schwestern.“

Ansichten der historischen Altstadt von Sansibar City, UNESCO-Weltkulturerbe, auf der Insel Sansibar Unguja im Indischen Ozean. Anders als das Festland Tansanias, ist das Inselarchipel Sansibar mehrheitlich islamisch geprägt. Foto: missio/ Hartmut Schwarzbach
Ansichten der historischen Altstadt von Sansibar City, UNESCO-Weltkulturerbe, auf der Insel Sansibar Unguja im Indischen Ozean. Anders als das Festland Tansanias, ist das Inselarchipel Sansibar mehrheitlich islamisch geprägt. Foto: missio/ Hartmut Schwarzbach

Zuvor war das Zusammenleben lange Zeit problemlos, was die Christin auf das Eintreffen der ersten Missionare vor rund 150 Jahren zurückführt. „Der damalige Sultan fragte, was sie auf Sansibar wollen.“ Die Antwort habe ihm gefallen: „Wir sind hier, um den Menschen Fähigkeiten beizubringen. Gleichzeitig möchten wir lernen, wie ihr lebt.“ Der Sultan tolerierte die Missionare, nicht zuletzt auch, weil sie sich um die Armen kümmerten, Gesundheitszentren und Kindergärten einrichteten.

Auch ihrem Orden, den „Evangelizing Sisters of Mary“ sei es ein Hauptanliegen, den armen Menschen in Afrika zu dienen. Dies geschehe auf vielfache Weise: durch Katechese und mit dem Aufbau von Gesundheitszentren sowie sozialen Diensten etwa. Auf Sansibar kümmert sich Schwester Yusta insbesondere um benachteiligte Frauen und Mädchen. „Ich gebe beispielsweise Workshops für Frauen und spreche mit ihnen über ihre Rechte und die der Kinder, die oft nicht respektiert werden.“ Wichtig sei etwa, die Frauen zu ermutigen, ihre Kinder in die Schule zu schicken – auch die Mädchen. Auch Armut und Aids seien brennende Themen.

Schwester Yusta, die auf Sansibar lebt und arbeitet, sprach im Hermann-Josef-Kolleg über ihr Land. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress
Schwester Yusta, die auf Sansibar lebt und arbeitet, sprach im Hermann-Josef-Kolleg über ihr Land. Foto: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

Im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe fährt die Entwicklungsstation mehrgleisig: So legt die Ordensfrau mit den Frauen etwa kleine Gemüsegärten an – zum einen zur Selbstversorgung, aber auch, damit sie sich mit Verkäufen auf dem Markt eigenes Geld verdienen können. Ähnlich verhält es sich mit Kleinvieh, das Schwester Yusta für die Familien besorgt.

„Das größte Problem ist der Menschenhandel“, berichtet die Tansanierin. Denn der blühe immer noch, insbesondere junge Frauen fielen ihm zum Opfer. „Sie werden mit falschen Versprechungen von zu Hause weggelockt.“ In andere Länder gebracht, würden sie als Haushaltshilfe ausgebeutet oder zur Prostitution gezwungen. Schwester Yusta unterstützt und stärkt die Frauen, denen es gelingt, zu fliehen. Gleichzeitig versucht sie mit Aufklärungsarbeit für das Thema zu sensibilisieren.

Zum Hintergrund:

Tansania gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Auf dem Index der menschlichen Entwicklung (HDI) nimmt es nur Rang 159 unter 187 Staaten ein. Die Mehrheit der 49 Millionen Einwohner lebt als Selbstversorger auf dem Land.

Die Infrastruktur ist extrem schlecht. Es gibt kaum Straßen. Das staatliche Gesundheitssystem ist marode, der Bildungsstand vieler Menschen sehr niedrig. Selbst vom Tourismus, der zu den wichtigsten Einkommensquellen Tansanias gehört, profitieren nur wenige. In diesem Jahr war Tansania Schwerpunktland im Monat der Weltmission, einem Projekt des katholischen Hilfswerks Missio.

pp/Agentur ProfiPress