Mechernich wurde zur Festmeile
Brunnenfest und Herbstkirmes lockten Jung und Alt in den Stadtkern – Kirmesbuden, Kulturprogramm und Gewerbeschau – Weltjugendtagsgruppe sammelte 700 Euro für Mechernich-Stiftung zugunsten der Hochwasser-Opfer
Mechernich – Der gesamte Mechernicher Stadtkern war am Sonntag mit Brunnenfest und Herbstkirmes zu einer einzigen großen Festmeile geworden: Kirmesbuden und Fahrgeschäfte, Gewerbeaussteller und Showbühnen reihten sich zwischen Rathaus, Eifel-Center und Gartenplatz aneinander. Da flogen Kinder auf bunten Flugzeugen durch die Luft, am Rotkreuz-Stand wurde Erste-Hilfe geübt und an den Ausstellungsgeräten des Sternenparks konnten Neugierige die Sonne in einem ganz anderen Licht betrachten – während durch die Straßen der Duft von Popcorn und Grillwürstchen wehte.
Zum ersten Mal waren die Mechernicher Herbstkirmes und das Brunnenfest zusammengelegt worden. Kulturprogramm, Gewerbeschau und Kirmes – die Vielfalt der Aktionen lockte Jung und Alt, Vereine, Familien und Freunde in die Stadt am Bleiberg. „Die Kirmes und das Brunnenfest zusammenzulegen war die einzig richtige Entscheidung“, sagte Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick. „So konnten Kräfte gebündelt werden, denn die Veranstaltung wurde in hohem Maße von den Akteuren in Mechernich getragen.“
Nur das Wetter machte Veranstaltern und Gästen einen Strich durch die Rechnung: Bei der Eröffnung bekamen die Organisatoren nasse Füße und die Besucher flanierten zwischen Regenschauern. „Sobald die Sonne scheint, sind die Leute da“, erzählte Heinz Schmitz, Hauptorganisator des Brunnenfestes. Bürgermeister Dr. Schick fügte hinzu: „Über den Tag verteilt kamen zahlreiche Besucher nach Mechernich, auch aus den umliegenden Ortschaften und Gemeinden.“ Dennoch waren ein Teil der erhofften Besucher und sogar einige Aussteller wohl wegen des zwischenzeitlichen Regenwetters zu Hause geblieben.
Einen guten Platz hatte sich der Astronom Harald Bardenhagen von der Sternwarte der Astronomen-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“ in Vogelsang IP ausgesucht. Vor dem Mechernicher Rathaus hatte er einige Gerätschaften aufgebaut, mit denen Interessierte die Sonne beobachten konnten. „Bei Regen sind die Leute ins Trockene geflüchtet und haben sich unsere Ausstellung im Rathaus angesehen. Und wenn sich die Wolken verzogen haben, konnten sie bei uns die Sonne beobachten“, so Bardenhagen.
In Sachen Sternenbeobachtung ist er vom Standortvorteil der Eifel überzeugt: „In Großstädten wie Köln erleben die Menschen gar nicht mehr Nacht und Dunkelheit. In einer ländlichen Gegend wie bei unserer Sternwarte in Vogelsang aber auch in Mechernich kann man die Welt und die eigene Heimat nachts mit anderen Augen sehen.“ Dem stimmten auch die drei Besucher zu, die sich gerade von ihm die Sonnenflecken zeigen ließen: „In Mechernich sehen wir ganz viele Sterne, sogar die Milchstraße konnten wir als Schleier erkennen.“
Dem Rathaus gegenüber gab es den ganzen Tag über ein buntes Programm mit Musik unter anderem vom Musikverein Alendorf oder den Bands „9Steps“ und „Reinhard & Mey“. Dort fand schließlich auch die Spendenübergabe der Mechernicher Weltjugendtagsgruppe an die Mechernich-Stiftung statt. Die Jugendlichen aus der Gemeinschaft der Gemeinden St. Barbara waren zugunsten der Hochwasser-Opfer im Stadtgebiet Mechernich den ganzen Nachmittag über mit der Sammelbüchse unterwegs gewesen.
Mehr als 700 Euro waren zusammengekommen. „Ich finde es wirklich bemerkenswert und in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich, dass es Menschen gibt, die in solch schweren und außergewöhnlichen Zeiten auch an die Menschen und Familien denken, die unverschuldet in eine solche Notlage geraten sind“, sagte der städtische Kämmerer Ralf Claßen, der als Vorsitzender der Mechernich-Stiftung die Sammelbüchsen entgegennahm. Eine weitere Spende für die Stiftung gab es von Optik Jonen. Das Team hatte Slush-Eis mit Erdbeer- und Kaugummi-Geschmack verteilt – und von vielen Naschkatzen eine Spende für die Sammeldose der Mechernich-Stiftung bekommen.
Um Hilfe in Notlagen ging es auch am Rotkreuz-Pavillon gegenüber dem Autoscooter. Während der Sanitätsdienst des Deutschen Roten Kreuzes zum Glück nur kleinere Wehwehchen zu verarzten hatte, konnten Besucher an einer Puppe lernen, wie man im Ernstfall eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durchführt. „Das ist die einzige Möglichkeit, dem Betroffenen eine Chance zu geben“, erklärte Ute Michaelis, Erste-Hilfe-Ausbilderin vom Roten Kreuz im Kreis Euskirchen, und fügte hinzu: „Wenn es um die Kenntnisse in Erster Hilfe geht, gibt es aber noch einen großen Nachholbedarf.“
Seinen letzten Auftritt hatte am Sonntag das Stadttambourcorps „Freundschaftsklänge“, dass sich jetzt aufgrund von mangelndem Nachwuchs nach mehr als 40 Jahren auflöste. Am Abend zuvor hatten die Spielleute noch das traditionelle Ausgraben des Kirmesknochens begleitet, mit dem die Herbstkirmes eröffnet worden war.
pp/Agentur ProfiPress