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Kunden zahlen noch mit D-Mark

Doppeltes Jubiläum: 40 Jahre „Eifel-Kräuterhaus“ in Kommern – Der 81-jährige Felix Bitter ist seit 25 Jahren Inhaber – Kunden können auch noch mit D-Mark zahlen

Im Kommerner Kräuterladen von Felix Bitter können die Kunden noch mit D-Mark bezahlen. Seit Anfang Januar hat sich der Eimer, in dem er die alte Währung sammelt, schon wieder kräftig gefüllt. Foto: Paul Düster/pp/Agentur ProfiPress

Mechernich-Kommern. Beinahe erinnert es an die Geschichte über das kleine gallische Dorf, das sich dem riesigen römischen Reich so tapfer widersetzt. Zwar ist Felix Bitter weder Asterix noch Obelix und sein „Eifel-Kräuterhaus“ steht im Mechernicher Ortsteil Kommern statt in Gallien. Dennoch ist auch Bitter, der mit seinem Kräuterladen in diesem Jahr 25-Jähriges feiert, auf seine Art ein standhafter Rebell. Dagegen nämlich, die D-Mark völlig aus dem Zahlungsverkehr zu verdammen.

Im Kommerner Kräuterlädchen wechseln sie noch regelmäßig den Besitzer, die alten D-Mark-Münzen und Scheine. Denn auch nach der Einführung des Euro ermöglicht Bitter es seinen Kunden, mit der alten Währung zu zahlen. Er erzählt ein Beispiel: „Ein älterer Herr kam mit einem Hundertmarkschein zu mir, den er sich zu D-Mark-Zeiten bei einer Beerdigung in den schwarzen Anzug gesteckt hat. Als er das gute Kleidungsstück jetzt wieder wegen eines Trauerfalls aus dem Schrank holte, fand er den Geldschein und kam zu mir, um Tee und Kräuter zu kaufen.“

Über 20.000 D-Mark, berichtet Bitter, seien so seit der Währungsumstellung zusammen gekommen – und ein Ende sei noch nicht in Sicht. Alleine in den drei Monaten vor Weihnachten 2011 habe er 690 D-Mark eingenommen. Etwa alle drei Monate macht Felix Bitter sich dann mit einem großen Sack voller Münzen und Scheine auf den Weg zur Bundesbank nach Köln, um dort D-Mark in Euro umzutauschen.

„Zwar zahlen in letzter Zeit weniger Kunden mit D-Mark“, berichtet er, „aber es ist immer noch so viel, dass sich der Weg nach Köln lohnt.“ Laut Bundesbank, ergänzt er, seien immer noch rund 13 Milliarden in D-Mark-Währung unterwegs. „Also kann das D-Mark-Geschäft noch etwas andauern“, erklärt Felix Bitter schmunzelnd. Zumal, wie er berichtet, auch die Banken in der Region von ihm wüssten und ihre Kunden mit kleinen D-Mark-Beträgen zum Tee-Kauf in den Kommerner Kräuterladen schickten.

Doch ebenso, wie Felix Bitter der alten Währung treu bleibt, hat der gelernte Druckerei- und Verlagskaufmann in seinem Leben auch immer wieder den Mut bewiesen, Neues auszuprobieren. So auch, als er 1987 ein Zeitungsinserat entdeckte, in dem der kleine Kommerner Kräuterladen zum Verkauf angeboten wurde. Mittlerweile betreibt Bitter das Kräuter- und Teefachgeschäft auf der Kölner Straße seit 25 Jahren und bietet dort über 400 Kräuter und Gewürze, 120 verschiedene Duft-Öle und etwa 140 Teesorten an.

Er erinnert sich: „Ich war mit der Frau, die das Geschäft damals seit 15 Jahren betrieb, schnell handelseinig.“ Dementsprechend feiert der Kommerner in diesem Jahr gleich zwei Jubiläen: Seit 25 Jahren ist der 81-Jährige Inhaber des „Eifel-Kräuterhaus“, das in diesem Jahr 40 Jahre alt wird.

In den ersten Jahren als Geschäftsinhaber, berichtet Felix Bitter, sei er Woche für Woche mit seinem Verkaufsanhänger zu Wochen- und Jahrmärkten zwischen Trier und dem Ruhrgebiet getingelt, um die Werbetrommel für seinen Kommerner Kräuterladen zu rühren. Dabei habe er es als Neuling nicht einfach gehabt: „Es hieß zwar überall auf den Märkten, dass keine Standplätze reserviert sondern diese nach der Reihenfolge des Eintreffens verteilt würden. Aber obwohl ich oft in aller Herrgottsfrühe vor Ort war, habe ich nie den Platz bekommen, den ich haben wollte.“ Heute macht der 81-Jährige diese Touren und Kämpfe um die besten Stellplätze nicht mehr mit. Bei den Kommerner Märkten sowie dem Euskirchener Weihnachtsmarkt allerdings ist er noch regelmäßig mit einem Stand vertreten.

Im Großen und Ganzen kann der Kommerner heute ernten, was er in 25 Jahren gesät hat: Zu 80 Prozent verkauft er seine Produkte an Stammkunden, und das häufig auch übers Internet – und zwar in die ganze Welt. Allerdings berge der Internetverkauf auch Nachteile: „Die Leute haben irgendetwas über eine Heilpflanze gelesen und bestellen dann einfach drauf los. Ob es aber für sie das richtige Präparat ist, wissen sie nicht.“ Daher vereinbare er lieber Telefontermine, um die Kunden zu beraten. „Dann bin ich sicher, dass jeder auch das richtige Produkt bekommt“, so Bitter, der auch ausgebildeter Heilpraktiker ist.

Manches allerdings, was er früher noch empfehlen konnte, darf er heute nicht mehr anbieten: „Seit ich den Kräuterladen übernommen habe, sind rund 15 Kräuter apothekenpflichtig geworden, und ich darf sie nicht mehr verkaufen.“ Das mittlerweile zum freien Verkauf zugelassene Stevia (Zuckerersatz) sowie Sennesblätter, Faulbaumrinde oder Schönkraut etwa musste er deswegen aus seinem Laden verbannen.

Im April wird Felix Bitter 82 Jahre alt – das merkt man dem agilen Geschäftsmann nicht an. Er selbst führt seine Fitness auf die fleischlose Ernährung und seinen Teekonsum zurück, mindestens drei Liter trinkt er täglich. Ab und zu, so der Kommerner, dürften es am Wochenende auch mal ein oder zwei Gläser Wein sein – „aber dann ist es auch genug“.

pp/Agentur ProfiPress