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“Kläpperkinder” unterwegs

“Kläpperkinder” unterwegs
Altes Brauchtum im Stadtgebiet Mechernich: Zwischen der Abendmahlsfeier an Gründonnerstag und dem Gloria in der Osternachtsmesse schweigen die Kirchenglocken, und Kinder rufen mit ihren hölzernen “Klappern” und Rasseln zum Gottesdienst und zum Angelusgebet am Morgen, Mittag und Abend
Mechernich – Seit jeher – wie lange genau, weiß kein Mensch – werden im heutigen Mechernicher Stadtgebiet zwischen Gründonnerstagabend und Osternacht die Kirchenglocken von “Kläpperjungen” ersetzt. In dieser Zeit schweigen nach katholischem Ritus die Glocken als Zeichen der um den toten Jesus trauernden Gemeinde.
Gottesdienstzeiten, Morgen-, Mittag- und Abendzeit werden dann mit hölzernen “Klappern” und Rasseln von der durchs Dorf ziehenden Jugend angezeigt, wie auf unserem aktuellen Bild, das am Karsamstag-Mittag in Mechernich-Lückerath entstand.
Den Kindern sagte man früher auf die Frage, warum die Glocken denn in der fraglichen Zeit nicht läuteten, sie seien – quasi zur Inspektion – nach Rom geflogen. Der als “Takendoktor” in der ganzen Eifel bekannt gewordene Dr. Jacob W. Flosdorff hat die Mär in einem wunderschönen Gedicht auf Monschäuer Platt festgehalten. Es heißt “De Klocke fleje noh Rom”.
“Komm Kengk, komm! Jetz fleje de Klocke no Rom”, lockt “Tant Angenies” den kleinen Jungen auf den Monschauer Marktplatz. Und der schaut in den Himmel, kann aber keine fliegenden Glocken am Firmament ausmachen: “Tant Angenies, Tant Angenies/ Wo send se dann? Ich senn doch nüüs.”

Doch dann, Dank kindlicher Fantasie und Einbildungskraft, ist doch am Himmel etwas auszumachen: “Do stond ich doo, do stond ich doo/ on maat de Ooge op on zoo/ Sooch wiss on schwatz on ruet on jäll, Doo, . . . och en Klock am lange Seel!/ Komm, Tant Angenies, komm/ Doo flücht en Klock no Rom.” Die Erinnerung daran lässt den alt gewordenen Dichter am Schluss schreiben: “Kengderlangk, Kengderlangk/ Wie wick liss du zeröck un langk:/ De Bleck nom Hemmel steeje/ Ich senn se hüek noch fleeje:/ Die Klocke all no Rom/ Bim . . . Bam . . . Bom . . . .”
Dass das Kar-Klappern kein todernster Vorgang war, dazu hat Martin Mauel aus Mechernich-Rißdorf Material aus eigenen Nachforschungen beigesteuert. Und zwar traditionelle Klappersprüche, wie sie beispielsweise Mauels Großvater Reiner Wimmerer 1907 aus der Eifel mit nach Hürth gebracht hatte.
“Hüürt ihr Löckcher, lott üch sache/ de Jlocke senn no Rom jefahre,/ löck Morjenjlock, Päns, us em Bett,/ söns kütt de Vatter mem Besemssteck” lautete beispielsweise der Morgenspruch. Mauel hat aber auch in der weiteren Verwandtschaft nachgefragt und ist dabei auf diese Morgenversion aus Düttling (Stadt Heimbach) gestoßen: “Morjensglock, Morjensglock/ zosamme unn ze Hoof/ Wer datt nett hüert, öss doof”. Oder mittags: “Medaach Medaach/ Wer jekauch hätt, der laach/ Wer ke Fleesch hätt, der schlaach.”

Manfred Lang

27.04.2009