Kirche verabschiedet Berti Jannes
Mechernicher Verwaltungskoordinator und Manager für 32 Pfarrgemeinden, zwei Kirchengemeindeverbände (Mechernich und Schleiden/Hellanthal) mit insgesamt 123 Mitarbeiter/inn/en geht nach Abschiedsgottesdienst am Montag, 30. Januar, um 18 Uhr in St. Johannes Baptist – Intrigen und Unwahrheiten trübten sein Verhältnis zu den meisten Chefs, zur Kirche und zu den Gläubigen nicht – Training für den Jakobsweg bereits aufgenommen – Bodenständiger Weltbürger mit Reiselust und freundschaftlichen Beziehungen zu aus Strempt stammenden jüdischen Familien in USA und Israel
Mechernich – 42 Jahre lang war sein Name mit den katholischen Pfarrgemeinden am Mechernicher Bleiberg untrennbar verbunden. Seit einigen Jahren hat Bertram Jannes (62) zusätzlich die Pfarreien im Schleidener Tal und in den Hellenthaler Highlands beraten, koordiniert und kaufmännisch verwaltet. Zuletzt 32 an der Zahl mit 123 Mitarbeiter/inn/en.
Am Montag 30. Januar, um 18 Uhr wird der Kirchenmann mit einem Gottesdienst in der Mechernicher Pfarrkirche St. Johannes Baptist feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Anschließend gibt es einen Empfang im Johanneshaus.
Vom Übergangsjob zur Lebensaufgabe
Was 1975 für Bertram Jannes als „Übergangsjob“ nach der Bundeswehr-Dienstzeit als Wehrpflichtiger gedacht war, entpuppte sich für den in Mechernich geborenen und in Strempt aufgewachsenen Kirchenverwalter und späteren Verwaltungskoordinator als Lebensaufgabe. Und die endet auch nicht mit dem Ausscheiden aus dem hauptamtlichen Kirchendienst, denn Bertram Jannes will auch nach seiner Verabschiedung mit anpacken, wo er gebraucht wird.
„Aber nicht mehr im Mittelpunkt und Vordergrund, sondern aus der zweiten Reihe heraus“, sagte der Neu-Pensionär im Interview mit dem Mechernicher Bürgerbrief. Dazu gehört auch, dass er jetzt erst einmal einige Zeit Distanz zwischen sich und seine bisherigen Aufgaben bringen will. Seine Nachfolgerinnen Gerda Schilles (Mechernich) und Bianka Renn (Schleiden) arbeitet er zurzeit noch selber ein.
Jannes, dessen Tante Christine am Bleiberg bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund war, weil sie mehrere Generationen Mechernicher als Hebamme ans Licht der Welt befördert hat, entstammt einer alten Strempter und Mechernicher Familie. Neffe Berti wurde in einem Haus seiner Tante „Stine“ in Mechernich geboren, zog aber dann mit Mutter Gertrud, Vater Heinrich und schlussendlich vier Geschwistern nach Strempt, wo er aufwuchs.
Das Dorf, die Schule, Vereine und die Pfarrgemeinde St. Rochus prägten Jannes lebenslänglich. Hier fand er auch Wurzeln und Freundschaften, die ihn zum Reisefanatiker und Weltbürger mit Bekannten und Freunden in den USA und in Israel machten, deren Ursprünge ebenfalls in Strempt zu finden sind.
Die Rede ist von Adolf und Erich Nathan, zwei Söhnen einer alteingesessenen jüdischen Metzgerfamilie in Strempt, die im Gegensatz zu ihren Eltern, die in Lodz umkamen, dem Holocaust nach Palästina und in die USA entkamen.
In der ganzen Welt zu Hause
Der frühere Mechernicher Gemeindedirektor Helmut Rosen empfahl dem in den 70er Jahren zur Stippvisite nach Deutschland gereisten Erich Nathan, dem jüngsten Spross der Strempter Familie, bei Gertrud und Heinrich Jannes und ihren Kindern in Strempt Kontakt und Quartier zu nehmen. Daraus wurde eine Freundschaft, die bis heute hält, obwohl die „alten Leute“ Jannes und Nathan längst verstorben sind.
Zehnmal waren Berti Jannes und seine Frau Erna, geborene Mießeler aus Eiserfey, und ihre Söhne Stefan, heute Gymnasiallehrer, und Markus, ein angehender Mediziner, bereits in den USA bei Erich und Erna Nathan und ihrem Sohn David und Familie auf Besuch, zweimal in Israel bei Tochter Nili von Adolf Nathan und ihrer Familie. Oft waren die Freunde aus Übersee in Mechernich – Nili kam 1995 eigens zu Stefans Kommunionfest aus dem Heiligen Land an den Bleiberg.
Die Geschichte dieser engen Freundschaft erzählt Berti Jannes im Interview zu seinem Abschied als hauptamtlicher Kirchenmann vor allem deshalb, weil es seine tiefe Zuneigung zu Menschen, zu seiner Eifeler Heimat, aber eben auch zur großen weiten Welt hat. Er und Erna wollen den Unruhestand vor allem zum Reisen nutzen.
Sie haben sich aber auch während ihrer Arbeitsjahre die Welt angesehen. Sowohl bei Städtekurzreisen – oft mit den befreundeten Eheleuten Magdalena und Georg Lünenbach, als auch mit den Wohnmobilen, oft mit Michaele und Ralf von Witzenhausen. Berti Jannes: „In unseren Familien wurden Vergnügungen und Erholung oft aufs spätere Rentenalter vertagt – und dann wurde nichts mehr draus.“
Deshalb hätten er und Ehefrau Erna zeitlebens nicht nur diszipliniert und streng gearbeitet, sondern sich auch ihre Erholung gegönnt. Der Kirchenjob sei ihm dabei allerdings oft bis tief in den Urlaub hinein „nachgelaufen“: „Anrufe kamen zu jeder Tages- und Nachtzeit, und wenn sie ausblieben, konnte ich mich häufig mental nicht vom Kirchenamt lösen.“
Die leidenschaftlichen Camper wollen in Zukunft mit ihrem Wohnmobil bereits bekannte Gestade in Italien, Kroatien, Spanien und Südfrankreich ansteuern, aber auch einmal das Überwintern im Süden proben, vielleicht in Andalusien, vielleicht in Marokko.
Einlaufen mit Dieter Zumbé
Außerdem will Bertram Jannes die 800 Kilometer Jakobsweg von Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela oder bis zum Cap Finisterre zu Fuß zurücklegen. Er trainiert schon eifrig mit dem bekannten Mechernicher Jakobspilger Dieter Zumbé. Am liebsten hätte Berti, wenn ihn seine geliebte Frau Erna mit dem Wohnmobil begleitet, damit er sein Quartier stets abrufbar in der Nähe hat, falls er doch einmal mit seinem angeschlagenen Rücken schlappmachen sollte.
Apropos schlappmachen: In den 42 Jahren Kirchentätigkeit hat Bertram Jannes schätzungsweise zwei Monate lang krankgefeiert, umgerechnet anderthalb Tage im Jahr. Die längste Auszeit nahm er anlässlich einer Fußoperation, die die Folgen eines angerissenen Bandes behob. Die Verletzung hatte er sich als jahrzehntelanger Fußballer des TuS Strempt zugezogen, für den er zeitweise sogar parallel und insgesamt 35 Jahre lang als Torwart der 1. Mannschaft und Feldspieler der Alten Herren ins Feld zog.
„Eine meiner letzten Amtshandlungen als Verwaltungskoordinator des Kirchengemeindeverbandes Mechernich besteht in der Entlassung meiner Frau Erna“, scherzte Berti Jannes im Gespräch mit dem Reporter. Will sagen: Alleine macht der Ruhestand ihm keinen Spaß. Um wirklich unbeschwert reisen zu können – und das auch übers Wochenende – könne er keine Reisegefährtin brauchen, die stets sonntags als Sakristanin der Mechernicher Pfarrei St. Johannes Baptist zur Stelle sein muss. Deshalb geht auch Erna Jannes (61) jetzt mit ihrem Mann in Rente.
Der Mechernicher Pfarrer und Eifeldekan Erik Pühringer wird beim Abschiedsgottesdienst und anschließenden Empfang im Johanneshaus am 30. Januar sicher noch mehr anerkennende Worte finden, aber bereits im Zeitungsinterview gaben Erik Pühringer und auch der Schleidener Pfarrer und Vizedekan Philipp Cuck ihre uneingeschränkte Hochachtung vor Berti Jannes zu Protokoll.
Jannes sei in Verwaltungsfragen und noch mehr in Fragen künftiger Entwicklungen und finanziellen Veränderungen ein unersetzlicher Seismograph gewesen, der geringste Erschütterungen im Aachener Generalvikariat bereits zu deuten und für die Zukunft zu interpretieren gewusst habe. „Und er hat stets versucht, das Optimale für die Gemeinden und die Menschen daraus zu machen“, sagten Cuck und Pühringer unisono.
Bertram Jannes selbst schrieb zum Abschied in den Pfarrbrief (GdG-Boten) der Gemeinschaft der Gemeinde St. Barbara Mechernich: „Voller Dankbarkeit blicke ich auf fast 42 Jahre im kirchlichen Dienst zurück. Auf Jahre, die geprägt waren von großen Umbrüchen und Herausforderungen in der Pastoral- wie auch in der Finanzverwaltung.“
Bistum stand vor finanziellem Kollaps
Sei es zu Beginn lediglich die Pfarrgemeinde Mechernich gewesen, die eine Verwaltungskraft suchte, so kamen in den folgenden Jahren mehr und mehr Kirchengemeinden aus dem damaligen Dekanat Mechernich hinzu, die ihren Ortspfarrer verloren und dann von Mechernich „versorgt“ wurden. 1985 waren es dann schon zehn Kirchengemeinden, die seiner Verwaltung angehörten, wobei Jannes in sieben Kirchengemeinden auch als Rendant tätig war. Aus dem Verwaltungsmitarbeiter wurde in diesen Jahren der Geschäftsführer.
Wirklich große Veränderungen der Verwaltung und finanziellen Ausstattung der Kirchengemeinden zeichneten sich Ende der 1990er Jahre ab, so Bertram Jannes: „Bedingt durch einbrechendes Kirchensteueraufkommen und eine falsche Finanzpolitik unserer damaligen Bistumsleitung stand das Bistum Aachen vor dem finanziellen Kollaps. Es mussten Reformen her, die die Finanzbeziehungen zwischen Bistum und Kirchengemeinden neu regeln sollten. Es war mir vergönnt, für die Ebene der Kirchengemeinden diesen Prozess in Aachen mit zu erarbeiten. Am Ende standen Schlüsselzuweisungen, die den Kirchengemeinden größeren finanziellen Spielraum einräumen sollten.“
Leider sei in diese Zeit auch die bitterste und enttäuschende Zeit seiner langjährigen Tätigkeit gefallen: „Nicht zuletzt durch die bewussten Falschinformationen und Lügen eines Geistlichen – verbunden mit persönlichen Angriffen – haben sich damals zwei Kirchenvorstände dazu entschlossen, den Zeichen der Zeit zu trotzen und eigene Wege zu gehen. Leider mit der Konsequenz, dass sie heute finanziell nicht auf Rosen gebettet sind.“
Pfarrer ließen Jannes stets freie Hand
Nachdrücklich dankt Bertram Jannes seinen früheren Chefs, Pfarrer Gottfried Pergens, Dechant Karl-Heinz Haus und Pfarrer Wilhelm Robben, Domkapitular Wolfgang Schröer und Dekan Berni Frohn sowie seinem seit nunmehr 16 Jahren ans Herz gewachsenen letzten Mechernicher Chef, Dekan Pühringer: „Alle Genannten haben mir beim Aufbau und der Weiterentwicklung der Verwaltung stets freie Hand gelassen und mich in den anstehenden Prozessen immer positiv unterstützt und begleitet.“
Die Gründung des Kirchengemeindeverbandes Mechernich (Anstellungsträger für alle Angestellten) sei die große Herausforderung der Jahre 2003/04 gewesen. Dank der Weitsicht und der großen Harmonie in dem neuen Gremium, in dem zwei Vertreter jedes Kirchenvorstandes sitzen, sei es innerhalb weniger Jahre gelungen, einen Verband zu schaffen, der heute als finanziell „sehr gesund“ und als einer der Vorzeigeverbände im Bistum Aachen gelte.
Jannes: „Mein großer Dank gilt all den vielen Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern unserer Gemeinschaft der Gemeinden, die ich über die vielen Jahre kennen und schätzen lernen und in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit beraten und unterstützen durfte, wodurch auch zahlreiche Freundschaften entstanden sind.“
Nach seinem fünfjährigen ungeliebten „Ausflug“ ins Verwaltungszentrum Schleiden, konnte Bertram Jannes durch die Schaffung der Stelle als Verwaltungskoordinator wieder zu „seinen“ Kirchengemeinden zurückkehren. Neben den Gemeinden der Gemeinschaft der Gemeinden St. Barbara seien dann auch noch die 16 Kirchengemeinden der Gemeinschaft der Gemeinden Hellenthal/Schleiden hinzugekommen, insgesamt 32 Kirchengemeinden und zwei Kirchengemeindeverbände mit 123 Mitarbeiter/innen.
Gute finanzielle Verhältnisse
Pfarrer Pühringer schrieb in seiner Danksagung im GdG-Boten: „Nach über 40 Jahren Tätigkeit für die Pfarr- und Kirchengemeinden in unserer GdG St. Barbara Mechernich verabschieden wir Bertram Jannes in den wohlverdienten Ruhestand. In all den Jahren hat er sich intensiv und in hervorragender Weise um die Finanzen und die verwaltungstechnischen Aufgaben der Kirchengemeinden und des Kirchengemeindeverbandes gekümmert.“
Gleichzeitig habe Janne stets mit Blick in die Zukunft gehandelt und frühzeitig Sparmaßnahmen eingeleitet und die Gründung des Kirchengemeindeverbandes Mechernich angeregt. Mit seinem Ausscheiden hinterlasse der 62-Jährige einen gut aufgestellten und funktionierenden Kirchengemeindeverband mit einer guten finanziellen Rücklage. Gleiches gelte für viele Kirchengemeinden.
Pühringer: „Seit dem Jahr 2000 hat er mir so den Rücken freigehalten und mich von Verwaltungsaufgaben entlastet. Vieles könnte noch angefügt werden, doch dafür soll am 30. Januar, um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist Platz sein, wenn wir Bertram Jannes feierlich verabschieden. Jetzt bleibt einfach nur »Danke schön und Vergelt´s Gott« zu sagen.“
pp/Agentur ProfiPress