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„Jung gefreit, nichts bereut“

Johanna und Klaus Krüger (beide 91) feiern in Satzvey das seltene Fest der Gnadenhochzeit – 70 Jahre gemeinsam durch Dick und Dünn – Naturverliebt in den Garten und in die Bienen – Ehrenamtlich engagiert, 32 Jahre Ratspolitiker unter anderem in Mechernich und Bürgermeister von Veytal – Bundespräsident gratulierte schriftlich, der Bürgermeister im vertrauten Gespräch 

Mechernich-Satzvey – „Ja, das stimmt schon“, sagt Klaus Krüger verschmitzt, und seine Frau Johanna (beide 91) lächelt und nickt. Ihre Zustimmung gilt der Frage, ob das Sprichwort auf sie zutreffe, das da heißt: „Jung gefreit hat nie gereut“.

Die beiden damals 21 Jahre jungen Leute aus Satzvey und Antweiler lernten sich auf der ersten Nachkriegskirmes 1946 kennen und gaben sich am 17. Oktober 1947 auf dem Standesamt Satzvey das Jawort fürs Leben. Es hielt, denn 70 Jahre später feiern beide jetzt im Kreis ihrer Nachbarn, Freunde und Verwandten ihre Gnadenhochzeit in erstaunlicher körperlicher und geistiger Frische.

Zu den Gratulanten zählten neben den Kindern Marlies Frede und Hans Theo Krüger, den Enkeln Jessica und Tobias, Sophie, Matthias, Eva und Paul sowie den Urenkeln Anton und Ida unter anderem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick.

Gratulierten Johanna und Klaus Krüger (beide 91) zur Gnadenhochzeit: Mechernichs Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick (l.) sowie Hans Theo Krüger und Marlies Frede, die Kinder des Jubelpaares. Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Während sich der Mann aus dem Schloss Bellevue bei seinen Glückwünschen der Post bediente, kam der erste Bürger Mechernichs höchstselbst zum Gnadenfest und unterhielt sich prächtig mit dem Jubelpaar und seinen Gästen.

Schick gratulierte im Namen der Stadt und aller Bürger und erinnerte sich gemeinsam mit dem Jubelpaar daran, dass er bereits bei der Diamantenen Hochzeit vor zehn Jahren zu Gast war: „Ihre Goldhochzeit habe ich bei meinem Amtsantritt vor 18 Jahren knapp verpasst!“

Klaus Krüger dankte der erste Bürger vor allem dafür, dass er über Beruf und Familienleben hinaus bereit war, sich ehrenamtlich für die Allgemeinheit als Politiker und Gewerkschafter zu engagieren: „Dieses Mehr als man eigentlich müsste, kommt leider für immer weniger Bürger in Frage.“

Haus gebaut, kein Urlaub

Gesprächsstoff gab es genug zwischen Dr. Schick und dem Jubelpaar, denn Klaus Krüger war selbst einmal Bürgermeister der ehedem selbständigen Gemeinde Veytal. In seine Amtszeit fiel der Bau der früheren Hauptschule und jetzigen Waldorf-Schule Satzvey. Der leitende Postbeamte gehörte insgesamt 32 Jahre den kommunalpolitischen Räten an, zuletzt dem Stadtrat Mechernich. Er und der amtierende Bürgermeister gehören der gleichen Partei an.

„Bevor wir hier 1962 selbst ein neues Haus gebaut haben“, erzählt Johanna Krüger geborene Schmitz, „haben wir 16 Jahre bei seinen Eltern auf der Josefshöhe gewohnt.“ Und während sie ihr Haus gebaut und angefangen hätten abzubezahlen, seien sie elf Jahre nicht in Urlaub gefahren, berichtet die Hausfrau und Mutter, die sich um Kinder, Haushalt und Garten kümmerte, während ihr Mann Vorsteher der Kraftpoststelle Euskirchen und später Betriebsleiter der Poststelle Kall und Fachbereichsleiter in Euskirchen wurde.

Naturverbunden sind beide. Davon zeugt noch heute der große parkähnliche und mit einem Feuchtbiotop ausgestattete Garten. So lange es seine körperliche Konstitution zuließ, war Klaus Krüger außerdem begeisterter Imker. Für seine Verdienste erhielt er 1995 wegen hervorragender Verdienste um die Bienenzucht die Ehrennadel in Gold des Deutschen Imkerbundes.

Die Naturliebe seiner Frau drückte sich in der Gartengestaltung aus. Noch bis 90 war sie regelmäßig bei der Gartenarbeit und beim Heckeschneiden anzutreffen. Noch vor wenigen Jahren berichteten die Lokalredaktionen über besonders große Tomaten, die Johanna Krüger auf dem Balkon am Satzveyer Mühlenberg gezogen hatte.

Marmelade für die Enkelkinder

Von ihren Koch- und Einmachkünsten profitierte die ganze Familie, vor allem die Enkel, die heute in England, München, Köln, Bonn und Bielefeld leben und arbeiten. Sie nahmen von Satzvey immer Marmelade und Eingemachtes von Oma und Opa mit in die Ferne.

Ehrenamtlich engagierte sich Klaus Krüger in der Politik und in der Postgewerkschaft, er war lange Jahre Bürgermeister und Ortsvorsteher, Vorstandsmitglied im Satzveyer Sportverein und gern gelesener Autor der Heimatgeschichte. Er veröffentlichte allein 70 heimatkundliche Berichte in der Vereinszeitung des SSC Satzvey, aber auch viele beachtete Beiträge im Jahrbuch des Kreises Euskirchen.

In seine Zeit als Bürgermeister und Vorsitzender des Schulzweckverbandes Satzvey fielen neben dem Bau der Haupt- und heutigen Waldorfschule, des Sportplatzes und Feuerwehrgerätehauses, die Erschließung neuer Baugebiet und die Einrichtung des Kindergartens.

Die Komplettierung und Modernisierung der Wasserversorgung, die Verhinderung einer geplanten Giftmülldeponie bei Lessenich und die Ausweisung von vier Naturschutzgebieten in der Satzveyer Flur fallen ebenfalls in Klaus Krügers Amtszeit als Bürgermeister. 1978 verlieh ihm Bundespräsident Walter Scheel das Bundesverdienstkreuz.

pp/Agentur ProfiPress