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Indische Schwestern starteten in der Eifel

Die „Little Flowers“ aus Mechernich feierten ihr 50-jähriges Ordensjubiläum in der indischen Heimat – Indische Schwestern lösten einen Zustrom indischer Familien in die Eifel aus – Ein Bericht der KirchenZeitung Aachen:

Mechernich – Als junge Ordensschwestern kamen in den 1960-er Jahren sieben Schwestern des „Little Flower Convents“ aus Indien an das seinerzeit von den Franziskanerinnen von Salzkrotten geführte Mechernicher Krankenhaus. 50 Jahre später kehrten sie, die ihren Ruhestand im Konvent in Kraiburg verbringen, zu ihren Ordensjubiläen ins Bistum Changanacherry zurück.

Die älteren Menschen in der Aachener Bistumsregion Eifel werden sich vermutlich noch an die indischen Ordensfrauen erinnern, denn das Aufsehen, das die dunkelhäutigen Missionarinnen des „Little Flower Convent“ bei den Patienten des Mechernicher Krankenhauses erregt haben, dürfte nicht gering gewesen sein.

Hier freut sich Schwester Jacinta (l.) über die Aufnahme einer jüngeren Mitschwester. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress
Hier freut sich Schwester Jacinta (l.) über die Aufnahme einer jüngeren Mitschwester. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

„Stella und Jacinta waren die ersten indischen Schwestern hier, bis 1967 gab es hier keine anderen Inder“, berichtet Jino Edechelathu. Der ebenfalls in Indien geborene und in Bergbuir bei Mechernich lebende Computerfachmann ist der Großneffe von Schwester Stella, die gemeinsam mit Schwester Jacinda zu den indischen Pionierinnen in der Eifel zählte. Er hat seine Großtante jetzt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten nach Indien begleitet. Nur zwei Wochen danach starb Schwester Stella im Alter von 76 Jahren und wurde in Kurichy beigesetzt. Die sechs anderen Schwestern kehrten zurück in den Konvent im oberbayrischen Kraiburg.

Dass die sieben jungen Ordensfrauen seinerzeit ihren Dienst in Mechernich antreten durften, erlaubten die Franziskanerinnen von Salzkrotten, die von 1883 bis 1973 im Kreiskrankenhaus Mechernich wirkten, weil die „Little Flowers“ aus einem Konvent mit lateinischem Ritus stammen.

Die Abschlussklasse der Mechernicher Krankenpflegeschule im Jahr 1971 mit den Pionierinnen Stella und Jacinta (links). Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress
Die Abschlussklasse der Mechernicher Krankenpflegeschule im Jahr 1971 mit den Pionierinnen Stella und Jacinta (links). Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Ohne Ausbildung und Deutschkenntnisse zum Dienst

Viel Zeit zum Eingewöhnen blieb Stella und Jacinta nicht nach ihrer Ankunft 1967 in Mechernich. „Gleich am nächsten Tag wurden sie zum Dienst geschickt, ohne Ausbildung und ohne deutsche Sprachkenntnisse“, berichtet Jino Edechelathu. Seine Großtante und Schwester Jacinta seien anfangs so verschüchtert gewesen, dass sie sich – zumeist erfolglos – vor den Patienten zu verstecken versucht hätten. Außerhalb des Krankenhauses hatten die „Little Flowers“ praktisch keinen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung.

Erinnerungsfoto mit Erzbischof Joseph Perumthottam: die Schwestern des „Little Flower Convents“ in Kurichy bei der Feier des 50-jährigen Ordensjubiläums. Foto: Jino Edechelathu/pp/Agentur ProfiPress
Erinnerungsfoto mit Erzbischof Joseph Perumthottam: die Schwestern des „Little Flower Convents“ in Kurichy bei der Feier des 50-jährigen Ordensjubiläums. Foto: Jino Edechelathu/pp/Agentur ProfiPress

Nach Stella und Jacinta kamen dann noch die Schwestern Christina, Regina und Lawrence (alle 1969) sowie Mettilda und Grace (beide 1974) in die Stadt am Bleiberg. Nun zu siebt, bildeten sie einen eigenen Konvent. Nach und nach absolvierten die Ordensfrauen vom Subkontinent eine ordentliche Ausbildung und arbeiteten von da an als vollwertige Krankenschwestern. Stella wurde OP-Schwester, Jacinta war in der Röntgendiagnostik tätig, die fünf anderen wurden auf verschiedenen Stationen, unter anderem auf der damaligen „Frauenstation“, wie die Gynäkologie genannt wurde, eingesetzt.

Sehr lange währte ihr Einsatz in der Eifel jedoch nicht. Als 1979 die Kreiskrankenhaus-GmbH die Klinik übernahm, und sich die Franziskannerinnen von Salzkrotten nach 90 Jahren in Mechernich aus der Pflege zurückgezogen hatten, bedeutete das auch das Ende am Bleiberg für die „Little Flowers“.

Längst nicht alle Gäste fanden Platz in der Kirche und verfolgten daher die Feierlichkeiten zum Ordensjubiläum im Freien mit, darunter auch einige Besucher aus der Eifel. Foto: Jino Edechelathu/pp/Agentur ProfiPress
Längst nicht alle Gäste fanden Platz in der Kirche und verfolgten daher die Feierlichkeiten zum Ordensjubiläum im Freien mit, darunter auch einige Besucher aus der Eifel. Foto: Jino Edechelathu/pp/Agentur ProfiPress

Im selben Jahr wechselte der Konvent von Mechernich ans das Gemeindekrankenhaus in Kraiburg, wo den indischen Schwestern eine zehnjährige Tätigkeit zugesagt worden war. Doch das Krankenhaus musste 1982 schließen. Der Konvent blieb zwar in Kraiburg und zählt dort aktuell zwölf Schwestern. Ihre berufliche Wirkungsstätte fanden die Schwestern jedoch von da an im Klinikum im Münchner Stadtteil Neuperlbach.

Wenn auch die „Little Flowers“ Mechernich verlassen mussten, so hatte ihr zwölfjähriger Aufenthalt dennoch für die Eifel einen regelrechten „Zustrom“ indischer Familien ausgelöst. „Bis Ende der siebziger Jahre lebten hier 40 Familien aus Indien“, berichtet Jino Edechelathu, der mit seinen Eltern im Alter von zehn Jahren nach Mechernich kam.

Schwester Jacinta, hier mit einem Angehörigen der kurz nach den Feierlichkeiten verstorbenen Schwester Stella, war eine der ersten indischen Ordens- und Krankenschwestern in Mechernich. Foto: Jino Edechelathu/pp/Agentur ProfiPress
Schwester Jacinta, hier mit einem Angehörigen der kurz nach den Feierlichkeiten verstorbenen Schwester Stella, war eine der ersten indischen Ordens- und Krankenschwestern in Mechernich. Foto: Jino Edechelathu/pp/Agentur ProfiPress

Seine Mutter Molly arbeitet heute noch als Krankenschwester im Kreiskrankenhaus. Nachdem Weggang der indischen Ordensfrauen verschlug es einen Großteil der indischen Familien an andere Orte. Heute bilden noch 15 Familien die indische Gemeinschaft Mechernichs.

Sie alle sind Christen und kommen aus dem indischen Staat Kerala. In keinem anderen indischen Staat gibt es mehr Katholiken, nirgendwo in Indien ist das Bildungsniveau größer als in dem Bundesstaat an der Malabarküste im Südwesten Indiens.

Stella und Jacinta (von rechts) mit zwei jungen indischen Mitschwestern vor dem Mechernicher Krankenhaus. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress
Stella und Jacinta (von rechts) mit zwei jungen indischen Mitschwestern vor dem Mechernicher Krankenhaus. Foto: Privat/pp/Agentur ProfiPress

Dort beziehungsweise genauer in Kurichy in der Erzeparchie Changanacherry, begingen die „Little Flowers“ nun ihr 50-jähriges Ordensjubiläum mit einer großen Feier in der Kirche des Konvents, an der tausend Menschen teilnahmen. Die Erzeparchie Changanacherry – vergleichbar mit einer Diözese – gehört zu der mit der römisch-katholischen Kirche unierten syro-malambarischen Kirche und umfasst zirka 280 Pfarreien. Altbischof Joseph Powathil hielt die Predigt, Hauptzelebrant war Erzbischof Joseph Perumthottam.

pp/Agentur ProfiPress