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Flugkünstlern Gastfreundschaft gewährt

Flugkünstlern Gastfreundschaft gewährt
Der NABU-Landesverband zeichnete Häuser, die Schwalben dulden, mit der Plakette “Schwalbenfreundliches Haus” aus – In einigen Teilen Nordrhein-Westfalens stehen die Glücksbringer bereits auf der Roten Liste
Mechernich – Kaum ein Vogel hat eine so enge Beziehung zum Menschen wie die Schwalbe. “Sie kommt als einer der wenigen Vögel sogar zu den Menschen ins Haus”, sagt Dr. Anne Katharina Zschocke vom Naturschutzbund (NABU) Kreis Euskirchen. Und aus diesem Grund haben die Flugkünstler auch ihre deutlichen Spuren in der Kulturgeschichte des Menschen hinterlassen. Im Mittelalter, so berichtet die Naturschützerin, galt die Schwalbe als Lichtvogel, der rund um Mariä Verkündigung am 25. März auftauchte und quasi den Frühling mitbrachte. Man habe sie auch Muttergottesvogel genannt, weil sie sich meist um Mariä Geburt (8. September) wieder auf den Weg nach Afrika machte. “Mariä Geburt fliegen alle Schwalben furt”, heißt es denn auch in einem alten Sprichwort.
Doch die jahrhundertelange Gemeinschaft zwischen Schwalbe und Mensch ist zumindest in einigen Gegenden Nordrhein-Westfalens derzeit in Auflösung begriffen. Mehl- und Rauchschwalben werden in der aktuellen Roten Liste als gefährdet eingestuft. Grund dafür ist nicht nur die Zerstörung von Schwalbennestern, weil diesen in einer auf Sauberkeit und Sterilität tendierenden Häuslebauer-Gesellschaft keine Daseinsberechtigung mehr eingeräumt wird, sondern auch der weitere dramatische Rückgang der Landwirtschaft und in Folge der Mangel an “schwalbendurchlässigen” Gebäuden wie Ställe oder Hallen. Moderne Reithallen und Stallungen sind zudem oft so hermetisch abgedichtet, dass eine Schwalbe hier keinerlei Möglichkeit mehr zum Unterschlupf findet.
“Viele Menschen wissen gar nicht, dass es verboten ist, Schwalbennester zu zerstören”, berichtet Dr. Zschocke. Doch nicht auf Drohkulissen und massivere Repressalien setzen die Naturschützer des NABU, sondern auf Aufklärung sowie auf zahlreiche Hilfsmaßnahmen. “Wir wollen darüber hinaus positive Zeichen setzen und Menschen, die ihre Häuser den Schwalben ein Stück weit öffnen, auszeichnen”, so Günter Lessenich, der für die Öffentlichkeitsarbeit des NABU zuständig ist. Aus diesem Grund machten die beiden Naturschützer am Donnerstag auch eine Tour durch den Kreis Euskirchen. Eine ihrer Stationen war das Gestüt Rosenhof bei Eicks. Hier wurde das Anwesen von Regina und Martin Dirks als “Schwalbenfreundliches Haus” ausgezeichnet. Die beiden erhielten nicht nur eine Urkunde, sondern auch ein Schild für die Haustür, das das Gestüt Rosenhof für alle Besucher fortan als schwalbenfreundlich ausweist. Denn Familie Dirks duldet nicht nur die Schwalben in Haus und Hof und akzeptiert das Brutgeschehen der Sommerboten, das sogar noch durch das Aufhängen von Nisthilfen unterstützt wird, sondern man freut sich hier geradezu über die zahlreichen Schwalben, die das Leben auf dem Gestüt bereichern.
Flugakrobatik im Pferdestall
“Unsere Rauchschwalben gehören einfach mit auf den Hof”, sagt Martin Dirks, der den Tieren gern zusieht, wenn sie ihre halsbrecherischen Pirouetten über den Köpfen seiner gut 40 Pferde absolvieren. Und seine Frau Regina hat Spaß daran zuzusehen, wie die kleinen Vögel sogar mutig die Hofkatze verscheuchen, wenn diese sich zu nahe an die Schwalbennester heranwagt. Auch die zahlreichen Kinder und Erwachsenen, die zum Reiten auf den Rosenhof kommen, freuen sich stets über die quirligen Tiere. Zschocke und Lessenich, die bereits seit 34 Jahren im Naturschutzbund aktiv sind, verliehen die Auszeichnung im Namen des NABU-Landesverbandes, der die Aktion “Schwalbenfreundliches Haus” ins Leben gerufen hatte. Der NABU ist der älteste Naturschutzverband Deutschlands und zählt derzeit gut 56000 Mitglieder allein in Nordrhein-Westfalen.
Nach der Auszeichnung in Eicks ging es für die beiden Naturschützer weiter zu Bernd und Siegrid Henke-Elschner, die in Nettersheim mit der Plakette ausgezeichnet wurden. Danach schließlich reiste man noch zu Erwin Zimmers nach Blankenheim-Waldorf. Zimmers erwies sich als reinster Schwalbenkönig. Insgesamt hatte er 72 künstliche Mehlschwalbennester rund um sein Haus installiert. Gleich 25 seiner Nester waren von Mehlschwalbenpärchen bewohnt.
Wer aber von der Bedeutung der Schwalben, von ihrer Schönheit und von ihren glücksbringenden Eigenschaften absolut nicht zu überzeugen ist, für den hatte Dr. Anne Katharina Zschocke auch einen ganz pragmatischen Hinweis parat: “Schwalben vertilgen während ihres Aufenthalts bei uns Unmengen an Mücken und Fliegen.”
Wer also nicht irgendwann die Mücke als Inbegriff des Sommers bejubeln möchte, der sollte der Schwalbe seine Gastfreundschaft künftig nicht mehr länger verwehren. Wie man Nisthilfen für die Tiere oder gar in seinem Garten eine Lehmpfütze anlegt, das alles kann man auf der Homepage des NABU erfahren. Wer sich ebenfalls um die Auszeichnung bewerben möchte, der kann sich beim NABU, Kreis Euskirchen, auch weiterhin melden.
www.NABU-Euskirchen.de

pp/Agentur ProfiPress

Manfred Lang

06.07.2010