Filmdreh in altem „Psycho-Haus“
Dreitägige Lit.Eifel-Schreibwerkstatt widmet sich dem Filmemachen – Kreative Tage im Gymnasium Kreuzau
Kreuzau – „Wir wollen noch ein bisschen an unserem Storyboard feilen.“ Die Schüler des Gymnasiums Kreuzau sind mit Feuereifer bei der Sache. Aufgeteilt in Teams, drehen sie einen Film während der dreitägigen Lit.Eifel-Schreibwerkstatt. Ihrer Kreativität lassen sie freien Lauf. Da werden ein Hausmeisterraum zum „Tatort“ und ein altes Gemäuer zum Psycho-Haus.
Mit der Bad Münstereifeler Journalistin Claudia Hoffmann und dem Bedburger Illustrator Jan Hillen haben sie erfahrene Experten an ihrer Seite und erhalten viele wertvolle Tipps und Tricks zum Filmdreh. 20 Schüler nehmen teil. Die gemischten Altersstufen werden bunt zusammengewürfelt. „Jede Gruppe bearbeitet ein anderes Genre oder anderen Plot“, erläutert Hoffmann.
Auch heute sprudeln die Jungautoren nur so vor Ideen. Schlüsselszenen, Hauptcharaktere und Handlung sind schnell gefunden. Das Lehrerkollegium habe sich bereit erklärt, im Bedarfsfall als Komparsen einzuspringen, verrät Hoffmann.
Gedreht wird mit allem, was Filmaufnahmen macht: mit Kamera, Tablet, Handy oder Fotoapparaten mit Videofunktion. Schnell wird noch Filmblut auf den Verband geschmiert. Requisiten wurden von zu Hause mitgebracht oder in der Schule aufgestöbert. „Wir haben hier sogar eine Sound-Machine, falls jemand den weißen Hai einbauen möchte“, verrät Hoffmann schmunzelnd und drückt schon auf den Knopf des kleinen Kastens für die nächste Tonanimation: Ein Schrei erklingt.
Jedoch kommt längst nicht jeder Ort in der Schule für den Dreh in Frage. Denn Vorgabe ist für alle Teams, dass eine „Tür“ in den Plot eingebunden wird, an der man hundert Mal schon vorbeigegangen ist und die, wenn man sie öffnet, neues, rätselhaftes oder überraschendes bereithält. Sie sei der rote Faden, sagt Hoffmann. „Grandios zu sehen, was daraus entsteht!“ Zeitblenden machen es spannend und abwechslungsreich.
Aber wie genau sieht ein Drehplan aus? Welche Erzählformen gibt es? Was ändert die Kamerabewegung? Warum einen Aufschrei in Nahaufnahme zeigen und nicht aus der Vogelperspektive? Für jede Gruppe gebe es einen Crashkurs, wie man Strichmännchen und Szenen für das Storyboard malt, erläutert Hillen. Er hat seine Karikaturen mitgebracht: „Um zu dokumentieren, wie man mit Detailaufnahmen Spannung erzeugt.“
Um eine tolle „Location“ zu finden, begeben sich die Schüler auf die Suche. Josefine Sowada hat ein altes Haus außerhalb des Schulgeländes gefunden, das gerade umgebaut wird. Innen findet man überall Schutt und eine zentimeterdicke Staubschicht, die Tapeten sind abgekratzt. Ein idealer Ort. „Perfekt für das Mystische“, lobt Hoffmann. In den Räumen entspinnen die Schüler eine Geschichte rund um Drogen und Dämonen.
Die Zehntklässlerin Jennifer Baranek ist bereits zum zweiten Mal dabei und von der Lit.Eifel-Schreibwerkstatt begeistert: „Früher wäre mir nicht so viel eingefallen. Jetzt kommen ganz große Geschichten dabei heraus. Man traut sich hier einfach, darf frei heraus kreativ sein und alles, was man so im Kopf hat, rauslassen.“
Das habe ihr gutgetan. Sie sei vorher eher ein Dreier-oder Viererkandidat in Deutsch gewesen – jetzt hat sie das Fach als Leistungskurs gewählt und fühlt sich auf dem richtigen Weg. Sie sagt: „Das hat die Schreibwerkstatt bewirkt.“
Drei Schreibwerkstätten bietet die Lit.Eifel in diesem Jahr an. Den Auftakt bildet Kreuzau, im Juli folgt dann die Weilerswister Gesamtschule und im Oktober das Gymnasium Am Turmhof in Mechernich.
Hoffmann verrät: „Unsere Idee ist es, von allen drei Schulen alle Filme hintereinander zu schneiden, um einen großen Lit.Eifel-Film zusammen zu stellen.“ Man darf gespannt sein.
pp/Agentur ProfiPress