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Einzigartig klettern

In der Mechernicher Peterheide könnte eine inklusive Boulderhalle entstehen – Betrieben von und gebaut für Menschen mit Behinderung – Attraktives Freizeit- und Sportangebot für Jedermann      

Mechernich – In der Vorlage für die Mechernicher Politik ist von einem echten Leuchtturmprojekt der Inklusion die Rede. Georg Richerzhagen betont zudem das Alleinstellungsmerkmal dieses Vorhabens. „Es wäre die erste inklusiv geführte Boulderhalle Deutschlands“, sagt der Geschäftsführer der Nordeifelwerkstätten (NEW). Als Standort haben die Verantwortlichen die Mechernicher Peterheide ins Auge gefasst.

Bouldern ist das seilfreie Klettern in Absprunghöhe. In Mechernich könnte mit der deutschlandweit ersten inklusiven Boulderhalle ein Leuchtturmprojekt entstehen. Foto: pixabay/pp/Agentur ProfiPress
Bouldern ist das seilfreie Klettern in Absprunghöhe. In Mechernich könnte mit der deutschlandweit ersten inklusiven Boulderhalle ein Leuchtturmprojekt entstehen. Foto: pixabay/pp/Agentur ProfiPress

Auch wenn der Weg bis zur fertigen Halle noch weit ist, gab es jetzt ordentlich Rückenwind für das Vorhaben. Denn die Mitglieder im Ausschuss für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz haben einstimmig grünes Licht für das Projekt gegeben, nachdem Georg Richerzhagen die Details im Rathaus vorgestellt hatte.

Demnach biete der Betrieb einer inklusiv geplanten, gebauten und geführten öffentlich zugänglichen Boulderhalle zahlreiche Arbeits-Möglichkeiten für Menschen mit Behinderung. Geplant seien 16 gewerbliche und zwölf Zielgruppenarbeitsplätze. Außerdem solle es Möglichkeiten wie Praktika und berufsintegrierte Arbeitsplätze geben.

Zugang mit Rollstuhl möglich

Der Vorlage ist zu entnehmen, dass einzigartige bauliche Vorkehrungen getroffen werden sollen, um Menschen mit verschiedensten Behinderungsbildern, darunter auch Seh- oder Gehbehinderungen, einen barrierefreien Zugang sowohl als Arbeitnehmer wie als Besucher zu ermöglichen. „So wird beispielsweise die übliche 30 cm hohe ‚Stufe‘ zu den verbauten Niedersprungmatten eliminiert, indem diese bereits bei der Planung in der Bodenplatte versenkt umgesetzt werden soll, so dass selbst mit einem Rollstuhl der Zugang von Personal wie Kletternden zum eigentlichen Boulderbereich ermöglicht wird“, ist dort zu lesen.

Bereits in der Planung sollen Menschen mit Behinderung mitwirken. So sollen deren individuelle Bedürfnisse berücksichtig werden, zum Beispiel über optische und taktile Wegeleitsysteme.

Aber warum gerade Bouldern? Bouldern, also das seilfreie Klettern in Absprunghöhe, sei ein „Lifetime-Sport“, der nicht nur für bekennende Sportler in den besten Jahren geeignet sei, sondern auch für Kinder, Menschen mit Behinderung und Senioren, so Georg Richerzhagen.

Standortvorteil Mechernich

Der Standort Mechernich bietet für die Initiatoren offenbar auch einige Vorteile. „Die Stadt liegt mitten im Kreisgebiet und verfügt über einen barrierefreien Bahnhof, über den die Peterheide gut zu erreichen ist“, betont Georg Richerzhagen im Gespräch mit dem Mechernicher Bürgerbrief.

NEW-Geschäftsführer Georg Richerzhagen stellte die Pläne für die Boulderhalle im Mechernicher Ausschuss für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz vor. Die Politiker waren sehr angetan, der Weg bis zur Umsetzung ist allerdings noch weit. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress
NEW-Geschäftsführer Georg Richerzhagen stellte die Pläne für die Boulderhalle im Mechernicher Ausschuss für Planung, Verkehr, Umwelt und Klimaschutz vor. Die Politiker waren sehr angetan, der Weg bis zur Umsetzung ist allerdings noch weit. Foto: Ronald Larmann/pp/Agentur ProfiPress

Dementsprechend groß ist dann auch die in der Vorlage genannte Zielgruppe. Neben den Kletterern wird dazu die Fitness-Szene gezählt, ebenso wie die Schulen oder die Bundeswehr mit den Standorten in Euskirchen und Mechernicher. Zudem werden die JVA, Jugendeinrichtungen und Wohltätigkeitsorganisationen als Zielgruppe genannt. Auch die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund könne über den Sport unterstützt werden. „Außerdem soll es spezielle Angebote für Paraclimber geben, auch ein Leistungszentrum für ein Paraclimbing-Wettkampfkader ist möglich“, heißt es im Vorlagentext wörtlich.

Insbesondere geht es bei dem Projekt aber auch darum, Menschen mit Behinderung eine berufliche Perspektive zu bieten. Beschäftigte der NEW könnten durch eine Tätigkeit in der Boulderhalle in den ersten Arbeitsmarkt überführt werden. Je nach individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse würden die NEW-Mitarbeiter zunächst an Werktagen eingesetzt, bei denen der Besucherandrang geringer sei. Über eine flexible Schichtplanung sollen die Mitarbeiter allerdings auch an die „stressigeren“ Zeiten herangeführt werden. Tätigkeiten an der Kasse, als Trainer und Aufsichtsperson, als Mitarbeiter im Welcome-Service oder bei der Betreuung von Feiern und Kindergeburtstagen sind laut Georg Richerzhagen denkbar.

Gutachten zur Wirtschaftlichkeit

Darüber hinaus gebe es auch Einsatzbereiche mit wenig bis gar keinem Publikumsverkehr – etwa in der Küche des Bistros, beim Routenbau, wenn Klettergriffe ummontiert werden müssen, bei der Raumpflege, bei der Pflege der Außenanlage oder bei Büroarbeiten und „Social Media“-Aktivitäten.

Doch Georg Richerzhagen verhehlt auch nicht, dass es noch ein weiter Weg ist, bis die Halle Realität werden kann. Seit zwei Jahren laufen die Planungen für das Projekt bereits. „Besuche bei potenziellen Fördergeben – etwa bei der Aktion Mensch, bei der Stiftung Wohlfahrtspflege oder beim Landschaftsverband Rheinland – sind zwar immer sehr positiv verlaufen, aber verbindliche Zusagen gibt es erst, wenn ein Gutachten zur Wirtschaftlichkeit vorliegt“, so der NEW-Geschäftsführer.

Auf insgesamt 3,5 Millionen Euro werden derzeit die Investitionskosten geschätzt. Genauere Zahlen werden die weiteren Planungen bringen. Nach dem positiven Votum aus dem Mechernicher Ausschuss soll im nächsten Schritt das Gutachten zur Wirtschaftlichkeit beauftragt werden. Alle Beteiligten hoffen auf ein positives Ergebnis, damit das Leuchtturmprojekt der Inklusion auch wirklich eines Tages von der Mechernicher Peterheide in die Region hinausstrahlt.

pp/Agentur ProfiPress