„Ein Instrument mit Seele“
Zehn Jahre Orgelweihe in St. Michael, Großbüllesheim – Ein „Meisterwerk von Orgel“ begeisterte eine ganze Dekade viele namhafte Musiker – Viel Lob und Begeisterung für Aufbau, Material und Klang
Von Henri Grüger
Euskirchen-Großbüllesheim – Großbüllesheim ist nicht Köln, London oder Aachen – und St. Michael weder eine Kathedrale, Dom oder Basilika. Gleichwohl erklingt im Inneren dieser Pfarrkirche am Nordrand der Kreisstadt eine Orgel von sagenhaftem Ruhm. Sie ist kein historisches Instrument, sondern wurde vor einer Dekade von der Orgelbaufirma Seifert im niederrheinischen Kevelaer nach Vorstellungen und der Konzeption des Euskirchener Seelsorgebereichs-Kirchenmusikers Volker Prinz gebaut.
Anlässlich des 10. Jahrestages der Orgelweihe spielt der Warschauer Konzertorganist Dr. Michał Markuszewski am Sonntag, 12. September, ab 19 Uhr in der Pfarrkirche St. Michael in Großbüllesheim Werke von Bach, Gade, Balbastre, Fischer, Pasquini, Freyer und Improvisationen. Dazu trägt der Diplom-Theologe Georg Schneider kurze theologische Impulse vor. Pfarrer Peter Berg spendet den sakramentalen Segen.
„In den zehn Jahren fanden rund 50 Orgelfeierstunden mit namhaften Dom- und Konzertorganisten statt, die ich für den Verein der Freunde und Förderer der Musik-Kultur an St. Nikolaus e. V. gewinnen und engagieren konnte“, sagte Volker Prinz, Seelsorgebereichs-Kirchenmusiker und Kantor unter anderem in St. Michael. Die von ihm gleichsam „vorgedachte“ Orgel hat schon viele weltbekannte und geschätzte Musiker in ihren Bann gezogen.
Unter anderem Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider aus Bonn, Wolfgang Karius aus Aachen, Dr. Andrea Kumpe aus Luzern, Gereon Krahforst aus Maria Laach, Prof. Roland Dopfer aus Bremen, Münsterkantor Joachim Neugart aus Neuss, Prof. Volker Hempfling aus Odenthal und Prof. Thierry Mechler aus Köln.
Auch zahlreiche Domorganisten aus Aachen, Köln, Mainz und vielen weiteren Kathedralen waren im Euskirchener Norden zu Gast – und meist mehr als begeistert: So zum Beispiel Prof. Daniel Beckmann aus Mainz, Prof. Dr. Winfried Bönig aus Köln, Norbert Richtsteig (+2021) aus Aachen, Barry Jordan aus Magdeburg, Rolf Müller aus Altenberg, Peter van de Velde aus Antwerpen, Pascal Reber aus Straßburg, Josef Still aus Trier, Prof. Ruben Sturm aus Rottenburg und Christoph Keggenhoff aus Speyer. Ein „Who is who“ der zeitgenössischen Organistenszene, das Volker Prinz da mit seiner ganz besonderen Orgel in die rheinische Provinz zieht.
Gebaut für Visionäre
Unter jenen, die im Laufe der letzten zehn Jahre in den Genuss dieses besonderen Instruments gekommen sind, konnten sich die wenigsten der Faszination dieses Instruments entziehen, das an der „Schnittstelle zwischen Spätbarock und Romantik angesiedelt“ sei, so Prof. Roland Dopfers.
Er ist ein Experte: Dopfer ist Professor für Orgel an der Hochschule für Künste in Bremen sowie Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Er schwärmte über das Großbüllesheimer Instrument: „Nähert man sich der Orgel von St. Michael, so fällt auf, dass es sich um ein Instrument von besonderer Prägung handelt. Schon der äußere Anblick lässt keinen Zweifel an der handwerklichen Hochwertigkeit sowohl im Hinblick auf die Auswahl der Materialien als auch in Bezug auf die Verarbeitung zu…“
Und weiter: „Die exakte Führung der Wege zwischen Orgeltaste und Orgelpfeife verlangt hohe Kunst vom Organisten. Spielt er sie mit Vision, so wird sie zu Tränen rühren oder auch freudigen Jubel entfachen können. Von Zartheit, munterer Präsenz bis hin zur absoluten Pracht vermag das Instrument sämtliche menschliche Empfindungen nachzuzeichnen.“
„Man will da gar nicht mehr weg!“
Rolf Müller, Domorganist und Kantor am Dom zu Altenberg/Rheinland, war ebenso begeistert: „Dieses Instrument hebt sich im Hinblick auf Orgelneubauten der letzten Zeit im Rheinland und im Erzbistum Köln wohltuend ab. Die rein vollmechanische Bauweise und eine hängende Traktur machen dies deutlich.“
Ein aussagestarkes Klangbild, insbesondere die Qualität der beiden 4‘-Flöten, brauche den Vergleich mit den berühmten Orgeln der König-Dynastie (z.B. in der Schlosskirche Schleiden oder Basilika Steinfeld) nicht zu scheuen. Müller: „Ein prächtiges Instrument, das unsere Orgellandschaft nicht nur bereichert, sondern überstrahlt. Der Gemeinde darf man herzlich dazu gratulieren!“
Nicht nur, aber auch in Altenberg sprach sich dies herum und so ließ es sich auch Prof. Volker Hempfling, dort Kantor und Organist, nicht nehmen, die Büllesheimer „Seifert“-Orgel auszuprobieren. Auch er war alles andere als enttäuscht: „Eine wunderbare Erfahrung. Das Einrichten und Üben an der Orgel haben mir viel Freude bereitet. Man will da gar nicht mehr weg!“
Auch er gratulierte der Kirchengemeinde, dem Verein der Freunde und Förderer der Musik-Kultur an St. Nikolaus e. V. und Kantor Prinz zu diesem „Orgeljuwel“. Hempfling schreibt: „Es werden mit Sicherheit noch sehr viele Gemeindemitglieder in den Messen, Gottesdiensten und Konzerten und viele Organisten an dieser wunderbaren Orgel und ihren Klängen Freude haben.
In Kirchenraum „hineinkomponiert“
„Last but not least“ fand auch Thorsten Pech passende Worte für das Großbüllesheimer Meisterwerk: „Es handelt sich um ein fantastisch abgestuftes Instrument, das klanglich ideal in den Kirchraum von St. Michael »hineinkomponiert« wurde. Volle und rund klingende Flöten, die farbenreichen Aliquoten und Mixturen, die krönenden Zungenstimmen der Trompeten, Posaune und Cromorne. All das fügt sich zu einem Meisterwerk zusammen, das in der Region und darüber hinaus seinesgleichen sucht. Dieses Instrument hat Charakter, hat eine Seele, wenn man sich mit ihr verbindet und ihre »Besonderheiten«, die gar keine sind, sondern einfach das »Normale« und »Selbstverständliche« bietet, zulässt. Ich habe die Großbüllesheimer Orgel mit Begeisterung gespielt. Ein Instrument, dass mir lange in bester Erinnerung bleiben wird.“
Der Verein der Freunde und Förderer der Musik-Kultur an St. Nikolaus e.V. im Seelsorgebereich Erftmühlenbach ist ein gemeinnütziger Verein, der die liturgische und konzertante Musik in St. Nikolaus und in den anderen Kirchen des Seelsorgebereiches fördert. Damit soll die musikalische und künstlerische Arbeit der verschiedenen Musiker und des Seelsorgebereichs-Kirchenmusikers mit den verschiedenen Chorgruppen unterstützt werden.
pp/Agentur ProfiPress