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Drittes Richtfest für das “Haus aus Scheuerheck”

Drittes Richtfest für das “Haus aus Scheuerheck”
Mechernich-Kommern – Das dritte Richtfest “erlebte” am Samstagvormittag das “Haus aus Scheuerheck” im LVR-Freilichtmuseum Kommern. Das 1711 erbaute Fachwerkhaus mit 28 Quadratmetern war das erste von mittlerweile 65 Gebäuden, welches im Kommerner Museum aufgebaut wurde. Zu der Jubiläumsfeier 50 Jahre nach der Versetzung des Hauses hatte Museumsdirektor Dr. Josef Mangold auch Dr. Adelhart Zippelius, den ersten Leiter des Museums, eingeladen.
Denn als das Fachwerkhaus 1959 in Scheuerheck vorsichtig abgebaut und ins entstehende Freilichtmuseum “transloziert” wurde, beging der damalige Museumsdirektor die Richtfeier das zweite Mal. Wie Mangold berichtete, habe Zippelius in seiner Rede darüber nachgesonnen, ob man ein Richtfest überhaupt mehrfach feiern dürfe. Vielleicht hieße es dann, die Museumsleute suchten nur einen Grund zum Feiern, so Zippelius seinerzeit.
Das konnte Josef Mangold nur voll bestätigen: “Ja, wir Rheinländer suchen gerne einen Grund zum Feiern. Und es ist ein guter Anlass, dass wir das Haus aus Scheuerheck gerade wieder auf Vordermann gebracht haben.” Spontaner Applaus brandete daraufhin von den rund 100 Gästen auf. Und noch einen weiteren Grund zum Feiern nannte Volkskundler Mangold: Adelhart Zippelius wurde zum dritten Richtfest auf den Tag genau 93 Jahre alt.
Alt-ehrwürdigen Häuser wie das aus Scheuerheck könne man nicht einfach 50 Jahre stehen lassen, ohne etwas daran zu tun, so Mangold: “Wir haben Lehmgefache und die Holzkonstruktion ausgebessert und das Dach neu gedeckt.” Und so konnte am Samstag Museumszimmermann Edgar Lauterbach das strohgedeckte Dach erklimmen und zum dritten Mal den Richtspruch über das Haus sprechen. Er fragte den “Bauherrn” Dr. Mangold, ob ihm der Bau gefiele. Der Museumschef antwortete: “Nach Waage und Lot steht der Bau sehr gut. Er gefällt mir, ich nehme ihn in treue Hut!”
Worauf Zimmermann Lauterbach aufs Haus anstieß und traditionsgemäß das Glas “zu Scherben in das Haus” warf. Kaum heruntergeklettert, nahm er gegenüber vom Museumsmaurer Johannes Zingsheim Platz, um sich zum den traditionellen Zimmermannsklatsch auf die Knie und gegenseitig in die Hände zu klatschen und mit Gesang dem Haus alles Gute zu wünschen.
Den Zimmermannsklatsch gab es auch beim zweiten Richtfest 1959, wie die Besucher vorher im Film sahen: Denn von dem Richtfest hatte die Ehefrau von Adelhart Zippelius Schwarz-Weiß-Aufnahmen auf 16-Millimeter-Material gemacht, die das Museumsteam digital aufbereitete. Unter den Besuchern war auch eine Gruppe von Scheuerheckern: So hatten Herbert Tondorf (67) und Peter Rupperath (61) als Kinder noch in dem lange Zeit leerstehenden Haus gespielt. “Das war unser Abenteuerspielplatz”, so Tondorf, während Rupperath berichtete: “Wenn es im November Weckmänner mit Pfeife gab, haben wir in dem Haus heimlich geraucht!”

Manfred Lang

29.06.2009