Drei Goldhochzeiten an einem Tag
Die Eheleute Dederichs, Wawer und Backes sowie der damalige Standesbeamte Ernst Schneiders erinnern sich – Jubeltag war bereits am 21. August
Kall – Die Stimmung ist ausgelassen: Bei einem Gläschen Sekt erzählen sich die sieben Herrschaften im Wohnzimmer von Margareta und Hans-Peter Dederichs in Kall eine Anekdote nach der anderen. Von Standesbeamten etwa, die damals bei Vermählungen vom Brautpaar ein Fläschchen in Ehren erhalten haben und diese dann im Büro vor den Kollegen verstecken mussten. Oder vom Mann, der mal eben in seiner Mittagspause seiner Frau das Jawort gegeben hat und anschließend mit den Worten „Bis heute Abend, Schatz“ wieder zur Arbeit gefahren ist.
Die sieben Menschen eint ein Datum: Am 21. August 1967 saßen sie alle im Standesamt im Kaller Rathaus. Sechs von ihnen paarweise vor dem Schreibtisch, hinter dem der siebte, Ernst Schneiders, Platz genommen hatte, um die Eheleute Dederichs, Marianne und Peter Wawer sowie Hildegard und Karl Backes zu vermählen.
Jüngst feierten die drei Paare also goldene Hochzeit. Zu allen erschien Kalls Ortsvorsteher Guido Keutgen, für den diese Dreifach-Goldhochzeit auch eine Premiere darstellte – und der besonders über die Tatsache überrascht war, dass sich der damalige Standesbeamte auch noch bester Gesundheit erfreute.
Dabei hat Ernst Schneiders diese Tätigkeit nur aushilfsweise ausgeführt. Eigentlich kümmerte er sich als Kämmerer im Rathaus um die Finanzen der Gemeinde und vertrat den Gemeindedirektor bei dessen Abwesenheit. „Aber ich brauchte auch mal ein wenig Abwechslung von den Zahlen“, erzählte ein gut gelaunter Schneiders nun beim Pressetermin im Haus der Dederichs. Der 86-Jährige, der 46 Jahre bei der Gemeinde Kall seinen Dienst verrichtet hat, vertrat deshalb den eigentlichen Standesbeamten Chrysantus Müller.
An diesem Montag im August 1967 waren es zunächst Margareta (heute 73) und Hans-Peter Dederichs (74), die vermählt wurden. Die beiden kannten sich zwar schon vorher, „gefunkt“, wie man es so schön nennt, hat es aber am Maifeiertag desselben Jahres. Schon im Juni wurde Verlobung gefeiert, zwei Monate später die Hochzeit. „Mein Hochzeitskleid habe ich zwei Wochen vor der kirchlichen Trauung in Euskirchen gekauft“, erinnert sich Margareta Dederichs. Ihr Mann, gebürtig aus Baden bei Wien, war einst der jüngste Metzgermeister des Kreises Schleiden, später hat er 30 Jahre lang die „Ihr Platz“-Filiale in Euskirchen geleitet.
Lokführer und Fahrgast
Das zweite Paar war Marianne (72) und Peter Wawer (77). Die beiden kannten sich zunächst nur vom Sehen, denn sie fuhr immer mit der „Flitsch“, die von Lokführer Peter Wawer gesteuert wurde. Freunde lockten ihn am 21. Februar in die Frittenbude von Anneliese Strunk, damit er seine zukünftige Frau kennenlernen konnte. Exakt ein halbes Jahr später waren die beiden verheiratet.
Ganz so eilig wie die beiden anderen Paare hatten es Hildegard und Karl Backes nicht. Sie hatten sich bereits an Weiberfastnacht 1965 kennengelernt, seit der Verabredung an Karnevalssonntag waren die beiden zusammen. Zweieinhalb Jahre später heirateten sie. Weil Hildegard mit 18 Jahren noch nicht volljährig war (damals war man das erst mit 21 Jahren), benötigte sie eine Genehmigung, um den drei Jahre älteren Karl, der Autoschlosser gelernt hat und später viele Jahre bei der KEV arbeitete, zu ehelichen.
Doch nicht nur den Hochzeitstag haben die drei Paare gemein, sondern auch die Anzahl der Nachkommen. „Wir haben ein Kind, alles Mädchen“, scherzt Peter Wawer, das gilt auch für die Eheleute Dederichs und Backes. Die Wawers sind auch Großeltern, sie haben eine elfjährige Enkelin. Tochter Kerstin ist übrigens bei den Kaller Jecken bekannt – sie ist als Kerstin I. noch amtierende Karnevalsprinzessin.
Nach dem Geheimnis gefragt, wie man fünf Jahrzehnte glücklich verheiratet bleibt, zitiert Peter Wawer feixend seinen Schwiegervater: „Wenn du das tust, was deine Frau will, klappt das.“ Marianne Wawer erklärt es dann ernst: „Man muss sich immer aussprechen.“ Dem stimmten auch die Eheleute Dederichs und Backes sowie Junggeselle Ernst Schneiders zu – und erzählten dann wieder ein paar lustige Anekdoten aus der Vergangenheit.
pp/Agentur ProfiPress