Christliche Bestattung inmitten der Natur
GdG Mechernich hatte an Allerheiligen zur Segnung im Gotteswald Nöthen eingeladen – Alternative zum Friedwald – Nächste Besichtigung am Sonntag, 6. November
Mechernich/Bad Münstereifel-Nöthen – Das herbstfarbene Laub raschelt unter den Schritten der Besucher des Gotteswaldes. Still, im Gedenken an verstorbene Angehörige, zieht die kleine Prozession den Weg entlang. Ein besonderer kirchlicher Gedenktag steht an: Es ist Allerheiligen. Die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) St. Barbara Mechernich hat zur Segnung der katholischen Urnengräber im Wald bei Nöthen eingeladen. Vom Parkplatz an der Grillhütte bei Bouderath ziehen die Teilnehmer gemeinsam los.
Der Gotteswald ist ein elf Hektar großes Waldstück bei Nöthen und im Besitz der katholischen Kirche. 3000 Quadratmeter sind bisher zu einem Friedhof im Wald umfunktioniert worden. Mit dem Segen des Aachener Bischofs Heinrich Mussinghoff wurde er im Mai 2012 eingeweiht und eröffnet. Seitdem wurden Eltern, Verwandte oder Freunde hier beerdigt. „30 Gräber sind es bisher“, sagt Regionaldekan und GdG-Leiter Erik Pühringer. Die meisten Verstorbenen stammen aus dem näheren Umfeld – etwa aus Mechernich, Bad Münstereifel oder Nettersheim.
Ein „familiärer Charakter“ zeichne den Waldfriedhof aus, so Pühringer weiter. Vor allem die naturnahe Bestattung spreche die Menschen an, eine Grabpflege sei nicht nötig. Aber, so macht der Regionaldekan deutlich: „Anonyme Bestattungen sind hier nicht möglich. Wir beerdigen nicht in die Namenlosigkeit, denn vor Gott hat jeder einen Namen.“ Die christliche Bestattung im Gotteswald biete daher eine Alternative zum Friedwald.
Der Name des Verstorbenen wird in eine Baumscheibe oder eine Steinplatte eingraviert. Dazu ist auf jedem Grabstein ein Kreuz, das Zeichen für die Auferstehung, zu finden. Um pantheistischen Vorstellungen vom Weiterleben im Baum vorzubeugen, wird im Gotteswald Nöthen nicht direkt unter den Buchen und Eichen bestattet, sondern an Pfaden und Wegen zwischen den Bäumen. Schlichte Pfähle, mit Namen wie Marienweg oder Antoniusweg verziert, weisen den Weg zum Grab.
„Man kann schon zu Lebzeiten eine Grabstelle für sich oder Angehörige reservieren“, so Helmut Müller, der zuständig ist für die Belegung des Gotteswaldes. Das Urnengrab koste für 25 Jahre 550 Euro. Hinzu kämen 250 Euro für die Urnenbeisetzung. Für Reservierungen würden keine Gebühren erhoben. Die Laufzeit beginne erst mit der Beerdigung, und eine Verlängerung sei immer möglich.
Viele Reservierungen lägen bereits vor, so Pühringer: „weit mehr als bisher beerdigt worden sind.“ Das Konzept scheint zu überzeugen, denn auch Bertram Jannes, Geschäftsführer der GDG Mechernich, konnte an Allerheiligen gleich zwei neue Reservierungen entgegennehmen.
Man hat sich an Allerheiligen zusammengefunden in einer natürlichen Lichtung inmitten von Eichen, Buchen und Fichten. „Wir gedenken heute derer, die im Gotteswald beerdigt sind“, eröffnet Pühringer den Wortgottesdienst dort. Die Angehörigen nehmen auf dicken Holzbänken im Rund Platz und lauschen den Worten Pühringers, der später auch die einzelnen Gräber segnet.
Da der Wald weiterhin forstwirtschaftlichen Bestimmungen unterliege, sind Grabschmuck oder Kerzen nicht zulässig. Stattdessen hat Maria Mahlberg das Grab ihres Mannes zu Allerheiligen besonders hübsch mit Tannenzapfen und Moos geschmückt. „Matthes“ steht schlicht auf dem Stein graviert. Er sei der zweite Verstorbene gewesen, der im Gotteswald beerdigt worden sei, sagt sie. Um ihm nahe zu sein, verweilt sie gerne auf einer direkt gegenüberliegenden Holzbank.
Mit dem Auto ist der Gotteswald zwar nicht direkt erreichbar, das Parken an der Grillhütte aber eine gute Möglichkeit. Der etwa 15 Minuten dauernde Spaziergang sei für die Angehörigen eher von Vorteil, berichtet Pühringer. So könne man sich auf dem Hinweg auf den Besuch des Grabes mental vorbereiten, beim Rückweg sich langsam wieder auf die Welt „draußen“ einlassen. Die unterschiedlichen Jahreszeiten des Waldes zeigten die Vergänglichkeit und das neue Leben. Hinweisschilder „Gotteswald“ an den Bäumen weisen den Weg.
Auch Maria Mahlberg ist glücklich darüber, dass ihr Ehemann dort beerdigt ist, sagt sie. Den Plänen ihres Mannes, im Gotteswald beerdigt zu werden, habe sie früher skeptisch gegenübergestanden. Nun sagt sie aus voller Überzeugung: „Wenn ich mal sterbe, komme ich direkt neben ihn.“ Der Wald vermittle eine absolute Ruhe und inneren Frieden. Das habe etwas Tröstliches und Geborgenheit gebendes.
Am Sonntag, 6. November kann der Gotteswald im Rahmen eines Spazierganges besichtigt werden. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Grillhütte Bouderath. Der Parkplatz der Grillhütte ist an der Kreisstraße 36 von der Kapelle Kolvenbach kommend nach 1,6 Kilometern rechts gelegen.
pp/Agentur ProfiPress