Brings mit „Vater & Sohn op Kölsch“
Lesung und Musik im Saal Gier – Ein gelungener Abend mit Rolly und Benjamin Brings – Bildergeschichten des Zeichners E.O. Plauen betextet – Ein Vorbild sein ist gar nicht leicht
Kall – „Ich bin ja öfters auf diesen Konzerten dabei, aber eine solch stimmungsvolle Atmosphäre habe ich selten erlebt“, schwärmte Gabi Brings, die Ehefrau von Rolly Brings, nach dem Konzert im Saal Gier. Dort hatte Rolly mit Sohn Benjamin einen zweistündigen Konzertabend unter dem Motto „Vater & Sohn op Kölsch“ gestaltet und damit das Publikum begeistert. Mit rund 100 Besuchern war der Saal bis auf den letzten Platz besetzt.
Der Grünen-Ratsherr Ekki Fiebrich, ein Freund von Rolly Brings, hatte den Kontakt zum Verein der Gaststätte Gier hergestellt. Dort wurde die Idee zu einem Abend mit Lesung mit Musik von Rolly und Benjamin Brings begeistert aufgenommen. Und auch Rolly, der sich nicht nur als Liedermacher und Musiker, sondern auch durch seinen Einsatz gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung einen Namen gemacht hat, war nicht abgeneigt.
„Do sin e paar Löck, die han in Kall su e ahl Huus, dat se erhahle wolle“, habe ihm Ekki Fiebrich erzählt und vorgeschlagen, dort das Konzert zu veranstalten. Vereinsvorsitzender Uwe Schubinski dankte Fiebrich für das Zustandekommen des unterhaltsamen Abends. Auf allen Plätzen lagen Liederhefte, in denen die Texte sowohl in kölscher Sprache als auch in Hochdeutsch abgedruckt waren. „Die dürft Ihr met no Huss nemme“, ließ der 74-jährige Liedermacher verlauten. Dann legten Vater Rolly und Sohn Benjamin los. Schon beim ersten Lied „En d’r Kayjass Nummer Null“ war das Eis gebrochen, das Publikum sang begeistert mit.
Zwischen den Liedern erzählte Rolly Brings kölsche Geschichten von „Vater & Sohn“, die auf lustigen Bildergeschichten des Zeichners E.O. Plauen alias Erich Ohser aus den 1930er-Jahren basieren, die damals ein Millionenpublikum begeisterten. Plauens Bilder zeigen, dass Vater und Sohn eine etwas andere Beziehung zueinander pflegen und der Kleine auch schon mal das Oberwasser über den vermeintlich Größeren hat.
Dass die Comics des bekannten Zeichners ohne Worte waren, hatte Rolly und dessen Sohn Stephan, den Bruder von Benjamin, keine Ruhe gelassen. Sie versahen Plauens bekannte Bildergeschichten „Vater und Sohn“ mit kurzen Versen in Kölscher Sprache. Es entstand das Buch „Vater & Sohn op Kölsch“. Darin hat das Duo 56 Geschichten in neue, kölsche Texte in gereimter Form gefasst und sie damit in die Gegenwart zurückgeholt. Kreativ und einfallsreich lösen Vater und Sohn auch bei den Brings das Problem der „Autopann“, in dem das Vehikel in ein Tretauto umfunktioniert wird. In einer anderen Geschichte kommen sie zu der Erkenntnis „Och e Selfie kann leje“.
Dass das Vorbildsein auch nicht immer leicht ist, davon zeugt die Geschichte von Vater & Sohn beim Zahnarzt. Als der Sohn auf dem Arztstuhl Angst bekommt, will ihm der Vater vormachen wie es geht und nimmt selbst auf dem Stuhl Platz. Als der Arzt zur Zange greift, überfällt auch ihn die Angst. „Dä Zanaatz zech dem Pap de Zang; dö setzt om Aazstohl un es bang“, beschreiben Rolly und Stephan Brings die Situation.
Angelehnt an das im vergangenen Jahr veröffentlichten Buch tourt Rolly Brings seit einigen Monaten mit dem jüngeren Sohn Benjamin durch die Lande, um dem Publikum die Kombination aus kölschen Liedern und betexteten Bildergeschichten zu präsentieren.
Damit erweisen sie auch dem Zeichner E.O. Plauen ihre Reverenz. Wegen seiner politischen Karikaturen hatte der unter den Nazis Berufsverbot und wurde denunziert. Plauen nahm sich in der Gestapo-Haft in Berlin am 6. April 1944, einen Tag vor seiner Verhandlung vor dem Reichsgerichtshof, das Leben.
Rolly und Benjamin Brings fanden in Kall ein dankbares Publikum, das am Ende mit Applaus nicht sparte. Er komme gern wieder, versicherte der 74-Jährige, der abschließend noch einige verkaufte Bücher „Vater & Sohn op Kölsch“ signierte.
pp/Agentur ProfiPress