Alles im Fluss: Trinkwasser für Mechernich
121 Liter Wasser verbraucht jeder Bürger pro Tag – Mit modernster Technik wird die Versorgung Tag und Nacht überwacht
Mechernich – Den Wasserhahn aufdrehen, und schon fließt das kühle Nass sauber aus der Leitung: für die Mechernicher Bürger eine Selbstverständlichkeit. Doch welcher Aufwand nötig ist, damit zu jeder Zeit frisches Trinkwasser, das Lebensmittel Nummer eins, aus den Kränen sprudelt, ist kaum jemandem bewusst.
Einen seltenen Einblick in die Innenwelt des versteckt gelegenen Hochbehälters Mechernich ermöglichten der Agentur ProfiPress Helmut Schmitz, erster Betriebsleiter der Mechernicher Stadtwerke und Teamleiter Jörg Nußbaum, der leitende Ingenieur in Sachen Trinkwasserversorgung bei der Stadt Mechernich. Es ist der mit Abstand größte von insgesamt neun Hochbehältern im Stadtgebiet. 8.000 Haushalte in Mechernich, Breitenbenden, Roggendorf, Strempt, Denrath und Vussem beziehen von hier ihr Trinkwasser.
2.650 Kubikmeter Fassungsvermögen hat die Anlage, deren ältester Teil aus dem Jahr 1910 stammt. Zum Vergleich: Der Behälter in Voißel, einer der kleinsten, der neben Voißel auch Bescheid und Wielspütz mit Trinkwasser versorgt, hat ein Speichervolumen von 100 Kubikmetern.
Der Mechernicher Hochbehälter befindet sich an einem hochgelegenen Punkt des Stadtgebietes. In den begehbaren, kühlen und dunklen Wasserkammern ist das kristallklare Wasser permanent in Bewegung, damit es stets frisch aus der Leitung kommt. Gewonnen wird das Wasser, das nach höchsten Lebensmittelstandards aufbereitet wird, aus den drei Tiefenbrunnen der Gewinnungsanlage in Urfey. Dort wird es aus einer Tiefe von bis zu 110 Metern zu Tage gefördert.
Insgesamt beträgt die Wasserfördermenge der Mechernicher Stadtwerke im Jahr fast 1,1 Millionen Kubikmeter. Daran beteiligt sind neben Urfey auch die Gewinnungsanlagen in Düttling und in Hauser Benden. „Während das Wasser in Mechernich überwiegend stark kalkhaltig ist, muss es in Düttling sogar aufgehärtet werden, damit es für den menschlichen Genuss bekömmlich ist“, erläutert Jörg Nußbaum.
Von den insgesamt neun Hochbehältern im Stadtgebiet sowie vom Speicher Hauser Benden breiten sich wie ein Spinnennetz Leitungen von insgesamt 260 Kilometern Länge über das gesamte Stadtgebiet bis in jeden einzelnen Haushalt aus. Davon entfallen 180 Kilometer auf die Versorgungsleitungen sowie 83 Kilometer auf die insgesamt 5.900 Hausanschlüsse.
Dieses komplette Leitungsnetz kann von einer speziell gesicherten und sowohl mit einem Notstromaggregat als auch mit einer eigenen Telefonverbindung ausgestatteten Computeranlage ferngesteuert und überwacht werden. „Das gesamte Fließschema wird hier digital dargestellt“, erklärt Jörg Nußbaum.
Um sicherzustellen, dass Befüllung und Wasserqualität stets optimal sind, werden sämtliche Daten aus allen zehn Hochbehältern und Speichern sowie drei Gewinnungsanlagen alle zwei Minuten aktualisiert und archiviert. Stimmt etwas nicht, erhalten die Mitarbeiter augenblicklich eine Nachricht und können mittels moderner Technik auch von zu Hause aus, etwa per iPad agieren – tags wie nachts. Zu den Anlässen zählen zum Beispiel Stromausfälle, die – blieben sie unentdeckt – für einen Engpass bei der Wasserversorgung sorgen könnten oder etwa durch Hochwasser verursachte Leitungsbrüche und Überflutungen. „Das ist die größtmögliche Kontrolle und Sicherheit, die unsere Belegschaft mit großem Verantwortungsbewusstsein zu jeder Tages- und Nachtzeit garantieren“, sagt Helmut Schmitz.
Wahre Detektivarbeit ist nötig, um einen Leitungsbruch zu lokalisieren. Doch dank des modernen Computersystems gelingt es meist über Nacht mit Durchflussmessungen und Sektorierung, die Leckstelle immer weiter einzugrenzen. Im so eingegrenzten Gebiet erfolgt dann der „Lauschangriff“ durch die eigene Belegschaft oder – in besonders schwierigen Fällen – über ein Spezialunternehmen, das die Leitungen mit einem Spezialmikrofon abhorcht.
„Da die Wasserrohre im Stadtgebiet aus Kunststoff sind, ist das durch das Leck verursachte Geräusch viel leiser als etwa in Stahlrohren. Doch unsere Rohrbruchsucher haben ein sehr feines Gehör und beherrschen meisterhaft die Kunst, die undichte Stelle schnell zu finden“, so Nußbaum. Manchmal handelt es sich beim vermeintlichen Rohrbruch aber auch nur um einen Gartenschlauch, der vergessen wurde abzustellen.
121 Liter Wasser verbraucht durchschnittlich jeder Mechernicher pro Tag. „Davon werden nur zwei Liter tatsächlich als reines Trinkwasser genutzt“, sagt Jörg Nußbaum. Die größte Menge des Trinkwassers entfällt dagegen auf die Toilettennutzung, auf Baden und Duschen und aufs Wäsche waschen.
1.000 Liter reines Trinkwasser kosten in Mechernich nur einen Euro. Für vergleichsweise wenig Geld erhalten die Mechernicher das wichtigste Lebensmittel in einer ausgezeichneten Qualität, wie gerade erst die sogenannte Wasserschau durch das Kreisgesundheitsamt in Zusammenarbeit mit dem Eurofins Hygiene Institut Berg aus Eschweiler ergeben hat: Das Protokoll der Begutachtung ergab keinerlei Beanstandungen, der Pflegezustand sämtlicher Anlagen war einwandfrei.
pp/Agentur ProfiPress