Alte Ansichten neu in Szene gesetzt
Spraykunst: Unterführung an Gemünder Straße neu gestaltet – Historische Motive von der alten Post über die Cigarrenfabrik bis zur „Flitsch“ – Willkommensgruß in mehreren Sprachen
Kall – Bunte Dreiecksformen und alte Ansichten aus Kall sind jetzt das Erste, was Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer sehen, wenn über die Gemünder Straße in den Ortskern kommen. Spraykünstler der Bonner Firma „Highlightz“ sind gerade dabei, die Unterführung für Autos und den Fußweg in Richtung Sötenich neu zu gestalten. Die Motive – vor allem historische Ansichten der Gemeinde – wählten sie gemeinsam mit der Kaller „Arbeitsgemeinschaft Graffiti“ und dem Chronisten Hubert Büth aus.
Die Arbeitsgemeinschaft, zu der Mitglieder aller Fraktionen sowie einige engagierte Bürger gehören, traf sich nun noch einmal im Kaller Ratssaal, um dem Entwurf für die Neugestaltung den letzten Feinschliff zu geben. Geplant sind verschiedene Motive, die Hubert Büth bereits in seiner Chronik „Kall im Spiegel der Geschichte“ veröffentlicht hat.
„Zu sehen ist dann zum Beispiel die alte Post mit einer Postkutsche, der Bahnhof mit einer Dampflok und eine Ansicht der „Flitsch“ zur Eröffnung der Strecke Kall-Hellenthal im Jahr 1884“, sagte Alois Poth, Koordinator der Arbeitsgemeinschaft und ehemaliger Leiter des Kaller Ordnungsamtes. Weitere historische Bilder zeigen das alte Hammerwerk um 1880, die Bleihütte um 1917 und die Cigarrenfabrik um 1920 sowie das ehemalige Hotel Nesgen und die Grundsteinlegung des Rathauses im Jahr 1952.
Wirkungsvolle Bilder
„Wir haben die Motive so aufgegriffen, dass es auch geografisch passt“, erzählte Stefan Vogt, Künstler und einer der beiden Geschäftsführer der Agentur „Highlightz“. Das Verfahren, mit dem er und sein Team arbeiten, ist einigermaßen kompliziert. Die historischen Motive werden zunächst per Computer in ein Linienraster umgewandelt. Das gerasterte Bild wird daraufhin in eine Folie gestanzt, so dass die Linien per Hand mit einem Skalpell herausgelöst werden können. Das fertige Motiv wird dann auf die Fassade geklebt und mit Acrylfarbe besprüht. „So können wir schnell und wirkungsvoll ein Bild entstehen lassen“, erklärte Stefan Vogt, denn die verschieden dicken und dünnen Linien erscheinen dann wie Schattierungen.
Zusätzlich zu den historischen Ansichten aus Kall sollen an der Unterführung für Autos unterhalb des Fußgängerwegs ein Willkommensgruß zu sehen sein: Zwei Hände und der Schriftzug „Willkommen“ in mehreren Sprachen.
Schutz vor Moos, UV-Strahlen und Schmierfinken
Um die Kosten für die Kommune so gering wie möglich zu halten, hat der Bauhof die Säuberung und Vorbereitung der Wandflächen vorgenommen. Wenn die Spraykünstler mit ihrer Arbeit fertig sind, soll der Bauhof außerdem eine Schutzschicht über den Bildern auftragen, die nicht nur vor Moosbefall und UV-Strahlen schützt, sondern mit der auch mögliche Schmierereien leichter entfernt werden können. „Wenn Fassaden schön bemalt sind, werden sie aber häufig nicht mehr beschmiert“, erklärte Stefan Vogt.
Trotzdem waren die ersten fertiggestellten Motive schon wenige Tage später von Unbekannten beschmiert worden. Aus diesem Grund soll es jetzt in diesem Bereich verstärkte Kontrollen durch das Ordnungsamt geben.
Vor rund drei Jahren war im Sozialausschuss der Gemeinde Kall die Idee für die Neugestaltung entstanden. Die Unterführung an der Gemünder Straße ist nur der erste Teil des Projektes. In einer weiteren Maßnahme soll auch die Unterführung am Bahnhof verschönert werden.
Unterstützt wird die Aktion auch von Sponsoren aus der Kommune. Auf einer Teilfläche der neu gestalteten Fassade sollen sie später mit Namen oder Logos präsentiert werden.
pp/Agentur ProfiPress