Vom „Sommerkind“ zum Filmstar
Abschlussveranstaltung des 8. „Tatort Eifel“-Krimifestivals in der Vulkaneifel: Hannelore Elsner las aus ihrer Autobiografie – Schauspielerin überzeugte mit ehrlicher Lebensrückschau
Eifel/ Hillesheim – Wie alt Sie denn sei? Das wird die Schauspielerin Hannelore Elsner seit Jahrzehnten gefragt. Offenbar wirkte die heute 73-Jährige schon immer jünger als es das Geburtsdatum vermuten lässt. Kein Wunder: Auch in Hillesheim betrat eine elegante, dynamisch wirkende starke Frau die Lesebühne des Hotels Augustinerkloster. Ganze 1,61 Meter klein ist Elsner, geboren im oberbayerischen Burghausen. Doch sie ist eine zweifellos beeindruckende Erscheinung – deren Geheimnis des blendenden Aussehens „weder Botox noch Aufspritzungen, sondern ein bewusstes, achtsames Leben“ ist, wie sie lächelnd dem vorwiegend mittelalten weiblichen Publikum versicherte.
Diese Selbstauskunft war nur eine Petitesse eines Leseabends, bei dem die Zeit wie im Fluge verstrich: Dicht, atmosphärisch genau und detailreich waren vor allem die Schilderungen der Kindheits- und Jugendjahre aus ihrer 2011 erschienenen Autobiografie „Im Überschwang“.
Aufgewachsen ist Hannelore Elsner in Burghausen und Altötting. „In meiner Erinnerung war es in meiner Kindheit immer Sommer“, fasste sie zusammen. Eine Idylle, die früh nachhaltig gestört wurde. Der Tod des älteren Bruders, dann des Vaters mit 40 Jahren, der an Tuberkulose verstarb, waren eine Zäsur: „Ich fühlte mich in diesen Jahren ohnmächtig, ohne Macht“, so Elsner.
Kapitelauszüge aus Pubertät und den Jahren als junge Frau folgten, in denen „ich mir selbst bewusst wurde“. Dass sie eine attraktive Erscheinung ist und viele Talente hat, das hat ihr den Weg in den Beruf geebnet, der eigentlich nicht ihr Traumjob war: „Ich wollte Jazzsängerin werden, das wirkte easy, leicht.“ Stattdessen wurde sie eine der bedeutendsten deutschen Charakterdarstellerinnen.
Nach der Pause schilderte Hannelore Elsner erste Erfahrungen beim Theater, etwa am Frankfurter „Theater am Turm“, das in den 1980er Jahren für seinen experimentellen und politischen Ansatz berühmten war. „Eine totalnormale Frau“ hieß ein 40-minütiger Monolog: „Von der Kritik zerrissen, aber wir spielten 40 Mal en Suite, ausverkauft! Beim Publikum kam das Stück an“, berichtet die Mimin.
Das ist bei Elsner bis heute der Regelfall. Auch bei ihren Fans in Hillesheim kam ihre warme, sympathische Ausstrahlung an. Über die Jahrzehnte wurde sie aber vor allem wegen ihres Könnens mit allen nur denkbaren Preisen ausgezeichnet. Ihre Rollen spielt sie dabei immer authentisch: „Schauspielerin zu sein, das ist in mir drin“, habe sie erkannt. Seit 1959 in an die 100 Filmen, etwa auch in der Hauptrolle der ARD-Krimiserie „Die Kommissarin“, oder 2008 mit Elmar Wepper im Drama „Kirschblüten Hamami“. Man nimmt ihr ab, was sie darstellt, doch sie gestand in Hillesheim: „Ich musste zum Glück nicht alles erleben, was ich spielen durfte!“ Und im Rückblick habe sie gelernt, dass man „mit dem Älter werden mehr begreifen will, und auch mehr begreifen kann“. Ihr Leben sieht sie als Reise zu sich selbst mit dem Ziel „in sich Zuhause zu sein und sich anzunehmen, mit Achtsamkeit“.
Angst vor dem Älterwerden hat die Frau, die immer wesentlich jünger aussieht, als sie ist, offenbar keine.
Ihr Beruf ist ihr Glück geworden: „Ich kann Menschen berühren, statt ihnen etwas vorzuspielen. Lebens- und Berufserfahrung sind für mich Ein und Dasselbe geworden“. Das Publikum beeindruckte sie mit solch offener Selbsterkenntnis. Dass Elsner selbst sich in Hillesheim wohlgefühlt hat, schrieb sie nach der knapp zweistündigen Lesung ins Gästebauch der Festivalmacher: „Soll ich wiederkommen? Ja!!!“
Hannelore Elsners Lesung war zugleich der Abschluss des 8. „Tatort Eifel“-Krimifestivals im Landkreis Vulkaneifel. Mehr als 6500 Karten hatten die Festivalorganisatoren für 40 Veranstaltungenverkauft. 2017 gibt es die Neuauflage.
pp/Agentur ProfiPress